Alonso: "Ich dachte, das Rennen wäre gelaufen"
Ferrari-Star Fernando Alonso über seinen Dreher in der ersten Runde und die erfolgreiche Aufholjagd bis auf Platz vier
(Motorsport-Total.com) - Bahrain-Sieger Fernando Alonso sah nach nur einer Kurve in Melbourne wie ein großer Verlierer aus. Der Spanier war im Getümmel der ersten Kurve gedreht worden und auf den letzten Rang zurückgefallen. Der Ferrari-Neuzugang konnte sich jedoch überraschend schnell mit großartigem Speed wieder nach vorne schieben. Am Ende des Grand Prix von Australien stand ein vierter Rang zu Buche, die Führung in der Gesamtwertung war gesichert. Entsprechend glücklich war Alonso im Mediengespräch nach dem Rennen.
Frage: "Fernando, was ist nach dem Start in der ersten Kurve passiert?"
Fernando Alonso: "Ich muss es mir in Ruhe im Fernsehen anschauen. Auf jeden Fall bin ich ganz schlecht weggekommen, dann nach innen gezogen. Ich habe einige Positionen verloren. In der ersten Kurve hatte ich dann links und rechts je ein Auto neben mir. Plötzlich habe ich ein Fahrzeug berührt und mich gedreht."
"Leider fiel ich dadurch ganz nach hinten zurück, ich war Letzter. Im ersten Moment dachte ich, das Rennen sei für mich gelaufen. Aber der Wagen lief prächtig. Ich hatte den nötigen Speed, um viele Plätze gut zu machen und am Ende recht weit vorne zu landen."
Frage: "In Bahrain bist du beim Start an deinem Teamkollegen vorbeigegangen, hier war es genau umgekehrt. Was hast du in diesem Moment gedacht?"
Alonso: "Gar nichts. Ich war eher irrtiert, weil ich plötzlich Letzter war. Ich war auf Rang 22 und habe dann nicht an meinen Teamkollegen gedacht. Ich habe eher gedacht, dass ich irgendwie noch ein paar Punkte holen muss."
"Letztlich gab es ein tolles Ergebnis für das Team und für mich. Wenn man das vorher jemand angeboten hätte, dann hätte ich das sofort angenommen. Wenn du siegst, dann hast du vielleicht sieben Punkte auf die Konkurrenz gutgemacht. Jetzt sind es aber sogar zwölf auf den Hauptkonkurrenten. Nach diesem Dreher in der ersten Kurve war das Ergebnis am Ende doch viel besser als erwartet."
Frage: "Hättest du nicht gedacht, dass du dich wieder so weit nach vorne kämpfen könntest?"
Alonso: "Nein. Alle, die gedacht haben, es gebe nur noch langweilige Rennen, die wissen jetzt, dass wir das Thema jetzt erst einmal für zwei oder drei Rennen beiseite lassen können. Ich war nicht davon überzeugt, dass ich es überhaupt noch einmal in die Punkte schaffen könnte. Wenn man sich die Rundenzeiten zu Beginn mit Intermediates anschaut, dann war ich aber teilweise zwei Sekunden schneller als der Rest. Ich habe alles gegeben."
"Ich dachte: 'Entweder jetzt ein Crash, oder ich mache jetzt Positionen gut'. Das war maximale Attacke. Das Auto war einfach fantastisch. Wenn man sich das Rennen mal in der Analyse zu Gemüte führt, dann gibt es die Erkenntnis, dass man einen solchen Grand Prix sogar vom letzten Startplatz aus gewinnen könnte. Mein Auto war heute viel schneller als das der anderen. Ich war mit meinem Wagen sehr zufrieden und glücklich. Ich habe es genossen. Es war ein spannendes Rennen mit viel Action und vielen Überholmanövern, es gab jede Menge Kämpfe."
Frage: "Hätte man dich an Felipe vorbeibringen sollen?"
Alonso: "Nein, wir fahren ein offenes Rennen. Das gilt auch in Bezug auf den Teamkollegen. Es ist doch erst das zweite Rennen der Saison gewesen. Man kann da nichts machen. Als ich hinter Felipe auftauchte, waren meine Reifen außerdem nicht mehr besonders gut. Ich hatte zu Beginn des Rennens sehr gekämpft. Ich hätte wahrscheinlich ohnehin kaum schneller fahren können. Ich habe mich eher um Hamilton und Webber gekümmert, die hinter mir immer weiter aufkamen, als dass ich an einen Angriff auf Felipe oder Robert gedacht hätte. Ich war mit dem vierten Platz super glücklich. Ich wollte diesen Platz einfach halten."
Frage: "Als die ersten Konkurrenten einen zweiten Stopp einlegten und mit den frischen Reifen gute Rundenzeiten markieren konnten, hast du da auch über einen weiteren Reifenwechsel nachgedacht?"
Alonso: "Ja, wir haben darüber gesprochen und haben uns diese Option eine ganze Weile offen gehalten. Aber die Simulationen spuckten stets aus, dass es besser wäre, wenn man draußen bleibt."
"Trotzdem gab es natürlich das Risiko, dass ich am Ende vielleicht noch Plätze hätte verlieren können, als Hamilton und Webber in den letzten Runden attackierten. Aber dieses Risiko haben wir gern in Kauf genommen. Wir wissen, dass unser Auto sehr sanft mit den Reifen umgeht. Ich schätze, dass einige von den Leuten einen zweiten Stopp nur deswegen eingelegt haben, weil sie Sorgen bezüglich der Haltbarkeit der Reifen hatten. Bei uns war alles okay."