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Ocon, Doohan, Bortoleto: Poker mit frühem Reifenwechsel bleibt unbelohnt
Mutig gestoppt, aber am Ende chancenlos: Drei Fahrer pokerten in Dschidda mit einem frühen Reifenwechsel, doch Strategie allein reicht nicht, wenn das Tempo fehlt
(Motorsport-Total.com) - Was zunächst wie ein genialer Schachzug wirkte, entpuppte sich im Rückblick als riskantes Spiel ohne Gewinn: Nach dem Safety-Car in der ersten Runde des Großen Preises von Saudi-Arabien 2025 setzten Esteban Ocon, Gabriel Bortoleto und Jack Doohan alles auf eine Karte - und versuchten, das Rennen mit einem frühen Wechsel auf harte Reifen zu Ende zu fahren. Am Ende war der Preis dafür hoch: sinkende Performance, verlorene Positionen und frustrierte Gesichter.
Als Yuki Tsunoda und Pierre Gasly in der ersten Kurve kollidierten und das Safety-Car auf den Plan riefen, nutzten mehrere Fahrer die Gelegenheit, um von Medium- auf Hard-Reifen zu wechseln - in der Hoffnung, die verbleibenden 49 Runden damit durchzustehen. Theoretisch war das möglich. Doch wie sich später zeigen sollte, war es ein riskanter Drahtseilakt, der vor allem eines offenbarte: ein grundlegendes Tempo-Defizit bei Haas und Sauber.
Gabriel Bortoleto: "Ich hatte keine andere Wahl"
Besonders Gabriel Bortoleto war durch seine schwierige Vorbereitung zum Handeln gezwungen. Nach einem verpassten zweiten Freien Training und einer auf das Qualifying fokussierten Reifenstrategie hatte der Sauber-Pilot nur noch einen frischen Satz Mediums und Hards zur Verfügung. "Softs waren in diesen Bedingungen komplett nutzlos. Die hätten vielleicht fünf Runden gehalten", erklärt der Brasilianer nach dem Rennen.
Sein Plan: auf Mediums starten, früh stoppen, dann mit Hards durchziehen. Doch das funktionierte nicht wie gehofft. "Ich hatte am Ende so starke Vibrationen, dass ich dachte, die Reifen platzen mir gleich. Fünf Runden mehr, und es wäre passiert." Die Folge: Jack Doohan überholte ihn gegen Rennende mit deutlich frischerem Gummis - für Bortoleto ein machtloser Moment. "Er hatte DRS und viel besseren Grip. Da konnte ich nichts machen."
Ocon: Solide Idee, schwache Basis
Auch bei Haas glaubte man anfangs an den strategischen Coup. Esteban Ocon zeigte sich nach dem Rennen zwar ernüchtert, verteidigt die Entscheidung aber dennoch: "Wir wollten uns mit dem frühen Stopp in eine gute Position bringen. Wenn später noch etwas Unvorhergesehenes passiert, hätten wir profitieren können."
Der Franzose räumt allerdings ein, dass sich über die drei Rennen des Triple-Headers hinweg ein gemischtes Bild zeige: "In Suzuka lief's für Oli gut, in Bahrain für mich - aber hier konnten wir nicht liefern. Es geht darum, das Puzzle jedes Mal richtig zusammenzusetzen."
Eine tiefere Analyse der Fahrzeugdaten durch unseren Technologiepartner PACETEQ offenbart dabei eine klare Ursache für das Scheitern der quasi Nullstoppstrategie: Nicht die Strategie an sich war das Problem - sondern vielmehr die Grundgeschwindigkeit der Fahrzeuge.
Sowohl der Sauber C45 als auch der Haas VF-25 litten unter schlicht zu geringem Renntempo, um den Plan durchzuziehen. Der Alpine von Jack Doohan wiederum hatte durchaus die Pace, aber der Australier verheizte seine Reifen zu früh, was einen zweiten Stopp notwendig machte.
Doohan: "Ich war letztlich nur ein Opfer"
Der 22-Jährige zeigte sich nach dem Rennen kämpferisch, aber selbstkritisch: "Ich habe wirklich alles versucht. In der ersten Rennhälfte konnte ich noch gut pushen, hatte einen kleinen Vorsprung, aber ich musste dann wieder Tempo rausnehmen, um die Reifen zu schonen."
Doohan schildert die Herausforderung, die Balance zwischen Angriff und Reifenmanagement zu finden - und verlor schließlich beides: "Ich war im DRS-Fenster, aber am Ende war ich nur noch ein Opfer." Für ihn war klar: "Es war ein sehr harter Tag. Wir brauchen jetzt die Pause, um das alles zu analysieren und in Miami gestärkt zurückzukommen."
Wheatley nimmt Team in die Pflicht: "Kein Vorwurf an Gabi"
Sauber-Teamchef Jonathan Wheatley zeigte sich nach dem Rennen bemüht, Gabriel Bortoleto aus der Schusslinie zu nehmen. "Er hatte keine faire Chance. Im Training kaum Runden, im Qualifying dann noch ein Plastikbeutel auf der Strecke. Der erste echte Bremsmoment in Kurve eins war im letzten Run. Klar war das zu optimistisch - aber das war nicht seine Schuld."
Man habe die Strategie bewusst gesplittet, so Wheatley, um alle Optionen offen zu halten. Doch auch er musste einsehen: "Am Ende bleibt die schnellste Strategie immer, das schnellste Auto zu haben."