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Pierre Gasly: "Ich weiß, dass Yuki das niemals absichtlich machen würde"
Was Yuki Tsunoda und Pierre Gasly zu ihrem Unfall beim Formel-1-Rennen in Saudi-Arabien sagen und wie die Teamführung von Red Bull zu dem Crash steht
(Motorsport-Total.com) - Treffen sich zwei frühere Formel-1-Teamkollegen in Kurve 5 - aber witzig finden das Pierre Gasly und Yuki Tsunoda überhaupt nicht: Ihre Berührung in der Startrunde bedeutete für beide das vorzeitige Aus im Saudi-Arabien-Grand-Prix 2025 in Dschidda.
"In der ersten Runde tut sowas immer weh - besonders mit Pierre", sagt Tsunoda. Denn 2021 und 2022 traten er und Gasly gemeinsam für AlphaTauri (heute: Racing Bulls) an und sind seither eng befreundet.
Deshalb kann Gasly den Zwischenfall im Gespräch mit Sky verschmerzen: "Ich kenne Yuki. Ich weiß, dass es nie mit Absicht passiert. Und unterm Strich war es ja nur eine kleine Berührung."
So sahen es auch die Sportkommissare des Automobil-Weltverbands (FIA), die den Unfall zwar untersuchten, aber keine Strafe aussprachen. In der Begründung heißt es: "Beide Fahrer waren sich einig, dass es sich um einen typischen Zwischenfall in der ersten Runde handelte, bei dem keiner der Beteiligten ganz oder überwiegend die Schuld trägt."
Das hilft aber weder Gasly noch Tsunoda: Beide reisten punktelos aus Dschidda ab. Oder wie es Tsunoda ausdrückt: "Der Ausfall ist der eigentliche Schmerz, denn letztlich kämpfen wir alle in der Formel 1 um den Erfolg."
Wie Tsunoda und Gasly den Crash erlebt haben
Tsunoda selbst gibt an, er habe die Situation mit Gasly "voll unter Kontrolle gehabt" und erklärt: "Ich bin nicht mit überhöhter Geschwindigkeit reingefahren. Ich war wirklich direkt hinter Carlos [Sainz]. Es war nicht so, als wäre ich fast in ihn reingefahren. Ich habe alles getan, um es zu vermeiden, aber leider ist es eben die engste Kurve der Strecke, mit wenig Grip in der ersten Runde."
Auch Gasly sieht sich selbst nicht als Schuldigen: "Ich habe versucht, außen so viel Platz wie möglich zu lassen. Ich war mit dem Auto schon über der weißen Linie, musste aber zwei Räder innerhalb der Strecke halten, um sicherzustellen, dass das Überholmanöver zählt."
Trotzdem kam es zur Kollision. Weil es "immer ein gewisses Risiko gibt, wenn man Seite an Seite fährt", sagt Tsunoda. "Das wissen wir beide aus Erfahrung. Es ist dennoch einfach schade, wie es geendet hat."
Während Gasly mit stark beschädigtem Alpine A525 sofort aus dem Rennen war, schleppte Tsunoda seinen Red Bull RB21 noch zurück in die Boxengasse, musste aber ebenfalls alsbald aussteigen - der Heckflügel an seinem Fahrzeug war locker geworden. "Damit war eine Weiterfahrt nicht mehr sicher", meint Tsunoda.
Was Helmut Marko und Christian Horner sagen
Red-Bull-Sportchef Helmut Marko wertet das als "Pech" für Tsunoda und sagt im ORF-Gespräch: "Es ist schade für Yuki, weil er den Speed für Punkte gehabt hätte. Ich glaube aber, er war Passagier, so wie Gasly da reingezogen hat."
Teamchef Christian Horner wiederum spricht von einem "Rennunfall" und meint: "Es ist ärgerlich für Yuki, weil er eine gute Rolle im Kampf um ordentliche Punkte hätte spielen können."
So weit kam es aber nicht in Dschidda, und damit steht Tsunoda nach drei Rennwochenenden für Red Bull weiter bei nur zwei WM-Punkten, während sein Teamkollege Max Verstappen im gleichen Zeitraum 51 Punkte gesammelt hat - inklusive des Siegs in Suzuka.
Was Tsunoda laut Marko noch besser machen muss
Dass Tsunoda theoretisch dazu in der Lage gewesen wäre, beim Saudi-Arabien-Grand-Prix in die Punkteränge zu fahren, das hält Marko für einen Fortschritt: "Das beweist, dass die Entscheidung richtig war, dass wir die zwei gewechselt haben", so sagt er beim ORF. Noch aber fehlen die Ergebnisse. Oder wie es Marko formuliert: "Es läuft halt nicht bei Yuki."
Marko sieht jedoch gute Ansätze: "Im Freien Training, wenn der Druck nicht so hoch ist, liegt Yuki innerhalb von zwei bis drei Zehnteln zu Max. Das war bei keinem der anderen Fahrer so."
Danach aber klafft eine große Lücke zwischen den Red-Bull-Teamkollegen: Zuletzt in Dschidda verlor Tsunoda im Qualifying mehr als neun Zehntelsekunden auf Verstappen.
"Im Qualifying überfährt er das Auto ein wenig", meint Marko und stellt eine Forderung an Tsunoda: "Wenn der Druck da ist, muss er abliefern. Er ist aber auf einem guten Weg, Leistung zu bringen und die Punkte zu holen, die wir brauchen."
Tsunodas Selbsteinschätzung nach Dschidda
Tsunoda selbst schätzt seine aktuelle Leistung ausdrücklich "positiv" ein, bedauert aber das "bisschen auf und ab" in seinem Auftreten auf der Rennstrecke. "Daher ist es einfach schade, dass ich in diesem Rennen keine Kilometer machen konnte, denn jede Runde ist wichtig für mich und zählt viel."
Doch hier ist Abhilfe in Sicht: Tsunoda absolviert in der kurzen Rennpause vor Miami einen Solo-Test in Silverstone mit dem dominanten Red Bull RB19 aus der Saison 2023. "Darauf freue ich mich sehr", sagt Tsunoda. "Und wenn ich etwas Feedback zum RB19 geben kann - was das entscheidende Erfolgsgeheimnis dieses Autos war, das wir vielleicht im RB21 aktuell nicht haben - dann hoffe ich, dabei etwas zu entdecken."
Es gehe aber ungeachtet dessen "voran" bei seiner Eingewöhnung im Red-Bull-Team, betont Tsunoda. Auch sein Selbstvertrauen sei intakt. Alles Weitere sei "immer noch ein Lernprozess, um konstant gute Leistungen mit dem Auto zu erzielen".
Denn der aktuelle RB21 habe bestimmte Einschränkungen: "Wenn man zu viel will oder zu schnell zu viel erreichen will, funktioniert das mit diesem Auto nicht." Deshalb sei er "ziemlich zufrieden, wie ich mich bisher schlage", meint Tsunoda. "Ich muss einfach so weitermachen."