Nach Tripleheader: Antonelli will pausieren - nicht pauken
Die erste Zwischenbilanz von Mercedes für Andrea Kimi Antonelli nach bisher fünf Grands Prix in der Formel 1: Was er noch lernen muss, im Auto und für die Schule
(Motorsport-Total.com) - Mercedes-Fahrer Andrea Kimi Antonelli hat bei seinem fünften Grand Prix in der Formel 1 zum vierten Mal WM-Punkte erzielt - und geht deshalb zufrieden in die kleine Rennpause bis zum nächsten Rennen in Miami.
Besonders das Rennende in Saudi-Arabien hat ihn begeistert: Zwar sah Antonelli das Ziel dort 7,5 Sekunden hinter seinem Mercedes-Teamkollegen George Russell auf Position sechs, doch entscheidend für ihn war vor allem das Tempo im letzten Stint, "und das war ziemlich stark", sagt Antonelli bei Sky und verweist auf "die letzten zehn bis 15 Runden", die aus seiner Sicht "recht positiv" gewesen seien.
Die Datenanalyse bei F1 Tempo bestätigt den jungen Italiener: In der Phase ab 13 Runden vor Schluss war Antonelli der stärkere Mercedes-Fahrer und nahm Russell auf gleichen Reifen pro Runde bis zu 1,5 Sekunden ab.
Zuvor war es jedoch umgekehrt gewesen: Im ersten Stint auf Medium war Russell um mehrere Zehntel der bessere Mercedes-Fahrer und auch zu Beginn des zweiten Stints auf Hard war Russell schneller. Das schiebt Antonelli auf ein nicht näher beschriebenes "Problem mit dem Balancegefühl" an seinem W16.
Das Fahrverhalten auf Medium-Reifen habe ihn schon in Runde 19 an die Box gezwungen, meint Antonelli. Er sei "deutlich früher an die Box [gekommen] als die anderen", war aber nicht der erste Fahrer beim Reifenwechsel: Eine Runde zuvor hatte bereits Oliver Bearman im Haas gestoppt. Ebenfalls in Runde 19 kamen Oscar Piastri im McLaren und Fernando Alonso im Aston Martin zum Service herein, Russell eine Runde danach.
Zwei Mauerkontakte im Mercedes
Anschließend fuhr Antonelli drei Fünftel des Rennens auf der harten Mischung, "die ich sehr viel intensiver managen musste", so erklärt er. "Aber in den letzten zehn Runden konnte ich wieder pushen, und es war schön zu sehen, dass das Tempo da war."
An seiner Position hat das nichts geändert: Antonelli lag schon vor seiner Schlussattacke auf Position sechs hinter Russell und blieb es. Aber: Sein Rückstand reduzierte sich in der finalen Phase des Rennens von knapp 20 auf unter acht Sekunden.
Das war nicht ohne Risiko: "Ich habe zweimal die Banden touchiert", räumt Antonelli ein. Besonders der zweite Vorfall sei für ihn "wirklich beängstigend" gewesen. "Denn danach habe ich Vibrationen gespürt, und das war nicht gerade angenehm." Er könne von "Glück" reden, dass seine Mauerkontakte folgenlos geblieben sind.
Antonelli muss den Tripleheader erst noch verdauen
Deshalb wertet Antonelli die ersten fünf Rennwochenenden des Jahres als einen "guten Test" für sich selbst, "körperlich und mental", wie er betont. "Es war gut, all das zu erleben. Und es gibt definitiv einen riesigen Lerneffekt."
Denn der Tripleheader mit Suzuka, Sachir und Dschidda habe ihn mit "drei komplett unterschiedlichen Strecken, völlig andere Bedingungen und anderen Asphaltarten" konfrontiert. Erkenntnis: "Ich muss wahrscheinlich noch an meinem Reifenhaushalt arbeiten auf Strecken, auf denen der Verschleiß höher ist." Eine genaue Analyse stehe aber noch aus.
Die Rennpause zwischen Saudi-Arabien und Miami kommt Antonelli daher gerade recht: "Ich habe jetzt eine Woche frei und Zeit, alle Informationen zu verarbeiten, um dann noch stärker zurückzukommen."
Das Mercedes-Zwischenfazit zu Antonelli
Mercedes-Teamchef Toto Wolff stellt seinem Formel-1-Neuling aber schon jetzt ein gutes Zwischenzeugnis aus. Er sei "wirklich zufrieden" mit der Entwicklung Antonellis, die "in die richtige Richtung" gehe, sagt Wolff nach dem Grand Prix in Dschidda.
Besonders bemerkenswert sei Antonellis Nervenstärke im Cockpit: "Es gab keine Harakiri-Aktionen. Er hat übers Wochenende hinweg konstant gelernt."
Außerdem falle auf: "Kimi ist interessanterweise am Ende eines Wochenendes immer sehr schnell." Aus Wolffs Sicht ist das positiv, weil das eine ansteigende Lernkurve zeigt: "Er versteht das Auto und wie man mit den Reifen umgehen muss", meint Wolff. "Er liegt deshalb zu hundert Prozent im Plan."
Alles Weitere werde sich in den kommenden Wochen zeigen, sobald die Europa-Saison der Formel 1 beginnt. "Dann haben wir ein klareres Bild, wie sich seine Leistung auf den ihm vertrauten Strecken entwickelt, in seinem 'natürlichen Habitat'."
Die Schule ist derzeit noch weit weg für Antonelli
Dann wird es ernst für Antonelli, auf und abseits der Rennstrecke. Denn im Sommer stehen für den Schüler noch wichtige Prüfungen an. Die hat Antonelli zwar schon im Blick, aber nicht auf seiner persönlichen Poleposition stehen: "Sie kommen im Juli. Und diese Woche hat meine Erholung Priorität für mich."