• 21. April 2025 · 15:21 Uhr

Ferrari: Problem mit Reifentemperatur hat sich ins Gegenteil verkehrt

Aus einer Qualifying-Stärke wurde eine Qualifying-Schwäche: Wie Ferrari in der Formel-1-Saison 2025 mit der ins Gegenteil veränderten Situation umgeht

(Motorsport-Total.com) - Ferrari ist stark im Qualifying, aber schwach im Rennen: So lautete ein Grundsatz in der Ground-Effect-Ära in der Formel 1 ab 2022. Doch dieser Grundsatz gilt nicht mehr. Denn in der Saison 2025 ist es genau umgekehrt: Ferrari ist schwach im Qualifying, aber stark im Rennen - und das ist für Teamchef Frederic Vasseur nach fünf Rennwochenenden "das kritischste" Thema.

Foto zur News: Ferrari: Problem mit Reifentemperatur hat sich ins Gegenteil verkehrt

Charles Leclerc im Ferrari SF-25 beim Formel-1-Rennen in Dschidda Zoom Download

"Wir müssen unseren Fokus auf unsere Probleme im Qualifying legen", sagte Vasseur nach dem Grand Prix in Saudi-Arabien. "Denn wenn du nur von Platz vier losfährst, dann verlierst du in den ersten fünf bis sechs Runden gleich ein paar Sekunden, und das ist nicht gut."

So erging es Ferrari-Fahrer Charles Leclerc in Dschidda: Er fuhr als Vierter los und handelte sich hinter der Spitzengruppe alsbald einen Rückstand von bis zu acht Sekunden ein. Direkt nach dem Boxenstopp lag er sogar fast 14 Sekunden hinter dem späteren Sieger Oscar Piastri im McLaren zurück, reduzierte den Abstand im zweiten Stint aber wieder auf 8,1 Sekunden im Ziel.

Die Daten widersprechen Vasseur

Ob sich Vasseur dieses gute Tempo kurz vor Rennende erklären kann? "Ehrlich gesagt nein", meint Vasseur. Er könne nur festhalten, dass Ferrari mit Leclerc "in den letzten 35 oder 40 Runden des Rennens schneller war als Piastri und Verstappen".

Die Datenanalyse bei F1-Tempo spricht aber eine andere Sprache: Auf Medium war Piastri Leclerc bis zu seinem Boxenstopp in Runde 19 klar überlegen und zog anschließend auch auf Hard davon. Erst nach dem Wechsel von Leclerc auf Hard in Runde 29 begann sich das Blatt für Ferrari zu wenden - 21 Runden vor Schluss.


Video wird geladen…

  Weitere Formel-1-Videos

Am guten Ferrari-Speed in der Endphase des Rennens aber gibt es nichts zu rütteln. "Deshalb können wir das Wochenende als positiv werten", sagt Vasseur. "Wir haben nämlich zumindest beim Renntempo einen Schritt nach vorne gemacht. Das war sehr, sehr stark. Ich denke also, das Potenzial ist da. Wir müssen es nur insgesamt besser umsetzen und uns darauf konzentrieren, konstanter zu agieren."

Aber wo ansetzen? Ist der Ferrari SF-25 im Gegensatz zu manchen seiner Vorgänger eher ein Renn- als ein Qualifying-Auto? Vasseur will sich nicht festlegen: "Ich weiß nicht, was die DNA des Fahrzeugs ist. Vielleicht ist es eine Frage des Konzepts, vielleicht auch etwas anderes."

Formschwankungen sind normal in der Formel 1 2025

Er könne nur erkennen, dass sich Ferrari gerade im Qualifying "mit den Reifen am Limit" bewege. "Aber das gilt für uns alle. Es ist ja unheimlich eng. Und jedes Mal, wenn man ein bisschen zu viel Druck macht, beginnt das Auto zu rutschen und man ruiniert sich die Reifen für die nächsten Kurven."

Ferrari sei hier bei Weitem kein Einzelfall: "Wir haben unzählige Beispiele", sagt Vasseur und verweist auf die jüngste Formkurve von Max Verstappen, der in Japan gewonnen hat, in Bahrain nach einem schwachen Qualifying aber "im Nirgendwo" war.


Fotostrecke: Dschidda: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion

"Du musst einfach ständig die Kontrolle bewahren", erklärt Vasseur. "Sobald die Balance nicht stimmt oder ein Fehler passiert, hat das einen Schneeballeffekt. Man verliert nicht nur ein Zehntel in der Kurve wegen des Fehlers - man verliert ein Zehntel plus noch eins in der nächsten." Das summiere sich über eine komplette Runde. Und ein schwacher Startplatz gehe auf Kosten der Leistung im Rennen.

Einzig McLaren sei über solche Formschwankungen erhaben, meint Vasseur. Das aktuelle Spitzenreiterteam in der Formel-1-Weltmeisterschaft sei "vielleicht noch einen Schritt voraus" und "selbst wenn die Fahrer Fehler machen, bleiben sie in den Top 3. Aber dahinter geht es rauf und runter."

Leclerc drängt auf eine rasche Lösung

Und so ist das bei Ferrari im Qualifying laut Leclerc "schon seit zwei Jahren, denn wir schaffen es leider nicht, dann alles auf den Punkt zu bringen. Dabei ist das Qualifying inzwischen umso wichtiger, weil freie Fahrt heute im Rennen ein wenig darüber entscheidet, wer das Rennen gewinnt. Das war zwar schon immer so, aber vielleicht ist es dieses Jahr noch etwas mehr als sonst der Fall", meint Leclerc.

Auch er drängt daher auf eine Lösung für das Zeitfahren: "Offensichtlich machen wir etwas falsch. Wir müssen das finden. Und wir dürfen nicht zu viele Rennen verlieren, bevor wir es herausfinden, denn wir liegen schon 50 Punkte in der Fahrerwertung zurück."

Anzeige
Scuderia Ferrari Fanartikel

Er habe die WM-Tabelle zwar "nicht ständig" im Blick, sei sich der Dimension seines Rückstands aber bewusst. 50 Punkte entsprechen schließlich zwei Grand-Prix-Siegen und sind "eine große Zahl", sagt Leclerc. Für ihn steht deshalb fest: "Ich will in den nächsten Rennen nicht noch mehr Punkte verlieren."

Braucht Ferrari einfach einige technische Updates?

Ob "Updates" für den SF-25 die naheliegende Lösung sind? Ferrari-Teamchef Vasseur winkt ab: "Es geht ehrlich gesagt nicht um Updates. Wenn wir im Rennen schneller sind als Verstappen und Piastri und im Qualifying vier Zehntel hinten liegen, dann müssen wir an uns selbst arbeiten und einen besseren Job im Qualifying machen, um vorne zu starten."

Die Position auf der Rennstrecke sei ganz entscheidend für den Rennverlauf, betont Vasseur. "Das haben wir bei Lewis Hamilton in China gesehen: Wenn man vorne startet, fährt man in sauberer Luft und gewinnt in den ersten fünf, sechs Runden sechs bis sieben Sekunden, statt dass man sechs Sekunden verliert. Das hätte für uns in Saudi-Arabien ein völlig anderes Rennen ergeben."

Vasseur bleibt dabei: Ferrari habe "Potenzial", rufe es aber nicht immer ab, "vielleicht auch ein bisschen auf Charles' Seite", sagt der Ferrari-Teamchef und übt mit diesen Worten sanfte Kritik an seinem Fahrer.

"Es geht aber nicht darum, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen, sondern gemeinsam als Team besser zu werden - in guten wie in schlechten Zeiten", meint Vasseur. Deshalb wolle er die "positive Energie" aus dem letzten Stint im Rennen "mitnehmen" in die kommenden Wochen der Formel-1-Saison 2025. Und auch Leclerc gibt sich zuversichtlich: "Beim Renntempo sind wir nahe dran."

Aktuelles Top-Video
Foto zur News: Hamilton bei Ferrari: Das Ende einer Legende?
Hamilton bei Ferrari: Das Ende einer Legende?

Datenexperte Kevin Hermann analysiert mit der OneTiming-Software von PACETEQ...

Anzeige Unser Formel-1-Shop bietet Original-Merchandise von Formel-1-Teams und Formel-1-Fahrern - Kappen, Shirts, Modellautos, Helme und vieles mehr
Fotos & Fotostrecken
Foto zur News: Die Autos der Formel-1-Saison 1995
Die Autos der Formel-1-Saison 1995
Foto zur News: Wer 3 von 5 Rennen gewann, danach aber nicht Weltmeister wurde
Wer 3 von 5 Rennen gewann, danach aber nicht Weltmeister wurde

Foto zur News: Dschidda: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Dschidda: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion

Foto zur News: Die letzten 20 Siegerteams der Formel 1
Die letzten 20 Siegerteams der Formel 1

Foto zur News: Die letzten 20 Siegfahrer der Formel 1
Die letzten 20 Siegfahrer der Formel 1
Folge Formel1.de
Videos
Foto zur News: Hamilton bei Ferrari: Das Ende einer Legende?
Hamilton bei Ferrari: Das Ende einer Legende?
Foto zur News: Ist Piastri jetzt WM-Favorit, Hans-Joachim Stuck?
Ist Piastri jetzt WM-Favorit, Hans-Joachim Stuck?

Foto zur News: Wird DAS der entscheidende Schlüssel für Piastris WM-Erfolg?
Wird DAS der entscheidende Schlüssel für Piastris WM-Erfolg?

Foto zur News: Piastri "Extraklasse", Norris "künstlerisch tätig"
Piastri "Extraklasse", Norris "künstlerisch tätig"
Formel-1-Datenbank
Formel-1-Datenbank: Ergebnisse und Statistiken seit 1950
Formel-1-Datenbank:
Ergebnisse und Statistiken seit 1950

Jetzt unzählige Statistiken entdecken & eigene Abfragen erstellen!

 
formel-1-countdown