• 20. April 2025 · 09:49 Uhr

Rennvorschau: Warum McLaren in Saudi-Arabien ein zweites Japan droht

Max Verstappen schnappt sich überraschend die Pole in Dschidda, doch McLaren gilt im Rennen als Favorit - kann Oscar Piastri die Pace auch in einen Sieg ummünzen?

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat sich in Dschidda überraschend die Poleposition gesichert, obwohl McLaren zuvor in den Trainings dominierte. Dennoch gehen viele davon aus, dass Oscar Piastri von Startplatz zwei der heißeste Anwärter auf den Sieg ist. "Unsere Longruns waren nicht so gut", gibt Verstappen selbst zu. "So wie das Auto heute reagiert hat, wird es natürlich etwas besser sein. Aber ich glaube nicht, dass es reicht, um wirklich konkurrenzfähig zu sein - vor allem nicht auf den Medium-Reifen."

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Kann Oscar Piastri in Saudi-Arabien von Startplatz zwei gewinnen? Zoom Download

Dass McLaren sich die Pole überhaupt hat entreißen lassen, liegt vor allem an einem Faktor: den Reifen. Betrachtet man die Zeitverbesserungen vom dritten Training zum Qualifying, war McLaren gerade einmal 0,185 Sekunden schneller - der geringste Fortschritt aller Teams. Zum Vergleich: Max Verstappen konnte sich um satte 1,04 Sekunden steigern.

"Es ist eine Tatsache, dass alle Teams - mit Ausnahme von McLaren - mit Reifenüberhitzung zu kämpfen haben", so George Russell von Mercedes. "Das ist genau der Moment, in dem sich der größte Unterschied zu McLaren zeigt. Im Qualifying, wenn die Temperaturen sinken, gleichen sich die Bedingungen an - aber im Rennen überhitzen die Reifen wieder."

Die Theorie lautet daher, dass McLaren im Rennen wieder seine Stärken ausspielen dürfte - wie bereits im dritten Training, das aufgrund höherer Temperaturen deutlich stärkere Überhitzungserscheinungen zeigte als die Qualifyingsession. Die Longruns aus dem ersten und zweiten Training belegen, dass McLaren mit vollem Tank praktisch in einer eigenen Liga unterwegs war - auch dank des deutlich besseren Reifenmanagements.

Dennoch ist es auffällig, dass McLaren vom dritten Training zum Qualifying keinen größeren Zeitgewinn erzielen konnte. Die Strecke war deutlich schneller - mehr als die zwei Zehntel, die McLaren im Vergleich zum dritten Training finden konnte. Bereinigt um diesen Faktor war der McLaren im Qualifying somit faktisch langsamer als im Training. Gerade im kurvenreichen ersten Sektor war man der Konkurrenz klar überlegen, doch davon war im Qualifying nichts mehr zu sehen.

Droht McLaren ein zweites Japan-Rennen?

Die Ausgangslage vor dem Rennen erinnert an Suzuka: McLaren dürfte vermutlich das schnellste Rennauto stellen, doch einige Faktoren könnten den Sieg vereiteln - allen voran die schwierige Überholsituation in Dschidda.

Zwar gibt es einige lange Geraden und drei DRS-Zonen, doch historisch gesehen ist Saudi-Arabien die siebtschwerste Strecke im Formel-1-Kalender, wenn es ums Überholen geht. Im Schnitt gab es bislang nur 30 Überholmanöver pro Rennen - ein Wert, der mit Suzuka (27,8) vergleichbar ist. Sollte Oscar Piastri Max Verstappen nicht auf der Strecke überholen können, könnten auch strategische Hürden auftreten - zumal von einer Einstoppstrategie auszugehen ist.

Die Longrun-Daten lassen vermuten, dass Red Bull, Mercedes und Ferrari in Sachen Rennpace auf ähnlichem Niveau unterwegs sein dürften. Es könnte sich somit ein Quartett an der Spitze bilden, sollte Verstappen in Führung bleiben. Ein langer Overcut gegen Red Bull ist für McLaren kaum realistisch, da von hinten Undercut-Gefahr durch Russell und Leclerc droht.

McLaren müsste also selbst einen Undercut gegen Verstappen versuchen. Doch Red Bull wird eine solche Strategie frühzeitig antizipieren können, indem man sich öffnende Lücken im hinteren Feld ansieht und Piastri beim Reifenwechsel zuvorkommt. Deshalb ist es für McLaren entscheidend, Verstappen auf der Strecke überholen zu können. Doch auf den Geraden war Red Bull an diesem Wochenende stets etwas schneller, was ein Überholmanöver zusätzlich erschweren könnte.

Russell befürchtet höheren Reifenverschleiß als erwartet

Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko zeigt sich daher vorsichtig optimistisch: "Man kann nur hoffen, dass sich die Set-up-Änderungen auch über die Renndistanz auszahlen. Aber wenn du vorne startest und freie Fahrt hast, ist das Leben deutlich einfacher. Überholen ist sehr schwierig, auch auf dieser Strecke. Also liegt unsere Hoffnung darin, dass wir am Ende doch vorne bleiben."

Ob sich diese Theorie jedoch in der Praxis bewahrheitet, bleibt abzuwarten. Zwar erklärt Pirelli-Sportchef Mario Isola: "Die Einstoppstrategie - Medium-Hard - ist auf dem Papier immer noch die schnellste", doch George Russell äußert Bedenken: "Niemand hat an diesem Wochenende die harten Reifen gefahren, und keiner weiß, wie schnell sie abbauen."


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"Wir sind uns nur in einem Punkt sicher: McLaren ist der große Favorit und hat definitiv die Pace, um allen davonzufahren. Wenn Oscar in Führung geht, könnte sich das Rennen wie in Bahrain entwickeln. Bleibt die Reihenfolge vom Qualifying bestehen, dürfte es bis zu den Boxenstopps ein enges Rennen werden", so der Mercedes-Pilot.

Piastri ergänzt: "Ich denke, wir haben eine gute Pace. Ich habe Vertrauen in unser Paket. Es gibt hier viele DRS-Zonen - ein schöner Unterschied zu Suzuka. Wir werden sehen, ob wir Fortschritte machen können."

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