• 20. April 2025 · 20:26 Uhr

Nach Turn-1-Kontroverse: Piastri gewinnt Saudi-Grand-Prix vor Verstappen!

Max Verstappen liefert beim Rennen in Dschidda mehr Gegenwehr als erwartet, wegen einer Zeitstrafe ist er aber gegen Oscar Piastri letztendlich chancenlos

(Motorsport-Total.com) - Oscar Piastri hat den Grand Prix von Saudi-Arabien 2025 gewonnen - letztendlich souverän, nach einer Kontroverse um sein Duell mit Max Verstappen (Red Bull) in der ersten Kurve. Während Verstappen dafür eine Zeitstrafe kassierte, abzusitzen beim einzigen Boxenstopp, erbte der McLaren-Pilot kampflos die Führung, die er mit einer kontrollierten Vorstellung bis zum Ende nicht mehr abgab.

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Oscar Piastri feiert in Saudi-Arabien den fünften Sieg seiner Karriere Zoom Download

Piastri übernimmt mit dem fünften Grand-Prix-Sieg seiner Karriere auch erstmals die Führung in der Fahrer-WM, in der er nach fünf von 24 Rennwochenenden mit 99 Punkten vor seinem Teamkollegen Lando Norris (89) und Verstappen (87) liegt. In der Konstrukteurswertung baut McLaren den Vorsprung auf Mercedes auf nunmehr 188:111 Punkte aus.

Dritter wurde Charles Leclerc (Ferrari), der in der Schlussphase ein hohes Tempo anschlagen und so noch an George Russell (Mercedes) vorbeigehen konnte. Russell wiederum beendete das Rennen als Fünfter, weil er zehn Runden vor Schluss kein Gegenmittel gegen die um 14 Runden frischeren Reifen von Lando Norris (McLaren) fand.

Der hatte seinerseits, von Platz 10 aus gestartet, einen langen ersten Stint absolviert und so zumindest Schadensbegrenzung betrieben - und konnte ein paar Runden vor Schluss aufatmen, als eine Untersuchung gegen ihn ergebnislos blieb. Der Verdacht hatte gelautet, dass er über die Trennlinie gefahren sein soll, die die Rennstrecke bei Start und Ziel von der Boxeneinfahrt abgrenzt.

Andrea Kimi Antonelli (Mercedes) auf Platz 6, Lewis Hamilton (Ferrari), Carlos Sainz, Alexander Albon (beide Williams) und Isack Hadjar (Racing Bulls) komplettierten die Punkteränge. Nico Hülkenberg (Sauber) belegte Platz 15.

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Warum kassierte Verstappen eine Zeitstrafe?

Über den Vorfall in der ersten Kurve gab es geteilte Meinungen. "Er hat mich abgedrängt. Er hatte gar nicht die Absicht, die Kurve zu kriegen", sagte Verstappen über den Angriff von Piastri kurz nach dem Start. Der McLaren-Fahrer sah das ganz anders: "Er muss den Platz zurückgeben. Ich war vorne. Er hätte die Kurve niemals gekriegt, unabhängig davon, ob ich da war oder nicht."

Verstappen führte noch, als das Rennen in Runde 4 wieder freigegeben wurde. Genau zu dem Zeitpunkt kommunizierten die Rennkommissare ihr Urteil: fünf Sekunden Zeitstrafe gegen Verstappen, wegen Verlassens der Strecke und Erlangen eines anhaltenden Vorteils. "Well, that is fucking lovely!", tobte Verstappen am Boxenfunk - nur um von seinem Renningenieur ermahnt zu werden: "Sag besser nichts. Danke."

Niels Wittich, der ehemalige FIA-Rennleiter, empfindet die Entscheidung der Kommissare als richtig: Verstappen sei außen gewesen und "müsste zumindest auf gleicher Höhe oder weiter vorne sein. Das war er nicht. Und unterm Strich: Wenn da jetzt ein Kiesbett gewesen wäre, wäre er jetzt nicht dort, wo er jetzt ist", analysiert der heutige Sky-Experte.

Das Urteil der Kommissare war eindeutig: Piastri war auf gleicher Höhe, damit gehörte ihm die erste Kurve. Für Verstappens Verlassen der Strecke mitsamt Erlangen eines anhaltenden Vorteils würde es normalerweise zehn Sekunden Strafe geben. Doch weil es ein Zwischenfall in der ersten Runde war, wurden mildernde Umstände geltend gemacht.

Verstappen hat zu der Bewertung des Zwischenfalls "meine eigene Meinung, aber das ist egal. Da dürfen wir nicht drüber reden. Wir dürfen ja nicht negativ sein", setzt er einen mürrischen Seitenhieb in Richtung FIA-Benimmregeln. Und er wundert sich: "Letztes Jahr haben wir oft darüber geredet. Da haben anscheinend noch andere Regeln gegolten."

Auch Helmut Marko findet die Strafe "hart" und kritisiert: "Der Start von Piastri war besser, aber Max hat dann später gebremst und ist als Erster in die Kurve. Vor allem haben wir im Formel-2-Rennen solche Situationen mehrmals gesehen. Und die ärgste Beanstandung war eine Verwarnung.
Diese Inkonstanz kann man nicht nachvollziehen", sagt Red Bulls Motorsportkonsulent im Interview mit dem ORF.

Fast die Hutschnur gerissen wäre Verstappen dann übrigens, weil die Situation am Start auch als erster Tracklimit-Verstoß seinerseits gezählt wurde. "Ich dachte, das würde nicht zählen? Wurde genau so im Fahrerbriefing gesagt", regte er sich auf.

Zur Safety-Car-Phase war es übrigens wegen einer Kollision zwischen Yuki Tsunoda (Red Bull) und Pierre Gasly (Alpine) in Kurve 4 gekommen. Die beiden fuhren im Kampf um Platz 8 Seite an Seite durch die ersten Kurven. In Kurve 4 blieb Gasly außen auf dem Gas, ließ Tsunoda aber innen Platz. Der reichte trotzdem nicht aus, und so kam es zum Crash, der für beide das frühzeitige Aus bedeutete.

Wie ging das Duell Verstappen vs. Piastri weiter?

Nach 15 Runden hatte sich das Feld gut sortiert. Überholmanöver waren Mangelware. Nur Norris, von Startplatz 10 kommend, hatte einen gewissen Vorwärtsdrang. Sainz war ein leichtes Opfer für ihn. An Hamilton biss er sich allerdings zweimal die Zähne aus, weil er den Ferrari zwar vor der Zielkurve zweimal überholte, aber auf der Zielgerade mit DRS zweimal wieder ausgekontert wurde. Erst der dritte Anlauf saß. Norris lag jetzt an sechster Stelle, mit rund 15 Sekunden Rückstand auf Verstappen.

Der versuchte indes verbissen, bis zum Boxenstopp die fünf Sekunden rauszufahren, um den Grand Prix womöglich trotz Zeitstrafe gewinnen zu können. Bei freier Fahrt baute er den Vorsprung nach 18 Runden auf 2,7 Sekunden aus, Tendenz steigend. Russell lag auf Platz 3, hatte aber schon 7,9 Sekunden Rückstand.

In Runde 19 reagierte McLaren und holte Piastri zum Boxenstopp. Standzeit: 3,4 Sekunden. Piastri kam hinter Hamilton, aber vor Sainz auf die Strecke zurück. Und Verstappen wurde angefeuert: "Push, Max! Piastris Stopp war um ungefähr eine Sekunde langsamer als er sein hätte sollen."

Doch Piastri fuhr sofort einen schnellsten zweiten Sektor und gewann dort auf 30 Fahrsekunden zwei Zehntelsekunden auf Verstappen. Als er dann auch noch Hamilton schnell geschnupft hatte und so keine Zeit beim Überholen verlor, holte Red Bull Verstappen zum Reifenwechsel. Das dauerte - inklusive fünf Sekunden Strafe - 8,3 Sekunden, und so hatte Verstappen nach dem Stopp 3,5 Sekunden Rückstand auf Piastri. "Denk langfristig, Max", funkte Renningenier Gianpiero Lambiase.

Mit vollendeter 23. Runde war Verstappen auch an Hamilton vorbei. Er lag jetzt 3,9 Sekunden hinter Piastri auf Platz 4. Führender war kurzzeitig Leclerc, 3,4 Sekunden vor Norris und 9,5 Sekunden vor Piastri. Leclerc und Norris hatten zu dem Zeitpunkt aber noch nicht gestoppt.

Jetzt spielte Piastri, bei freier Fahrt, das volle Potenzial des McLaren aus. In Runde 25 fuhr er um sechs Zehntelsekunden schneller als Verstappen. Das Rennen hatte die Halbzeitmarke erreicht, und es schien klar: Wenn nichts Dramatisches mehr passiert, muss Piastri eigentlich nur kontrolliert bis zum Ende durchfahren, um zu gewinnen.

Lohnte sich Norris' Taktik mit dem späten Boxenstopp?

In der 34. von 50 Runden kam Norris als Führender an die Box, um nach dem langen ersten Stint von Hard auf Medium zu wechseln. Er hatte damit für den Schlussabschnitt als einziger Fahrer im Spitzenfeld weiche Reifen, und frische noch dazu. Allerdings lag er nach dem Stopp nur noch an fünfter Position, 5,3 Sekunden hinter Leclerc und 10,8 Sekunden vor Antonelli.

Doch der herausragende Mann dieser Rennphase war Leclerc. Er drehte eine schnelle Runde nach der anderen und ging in Runde 38 bei Start und Ziel mit DRS an Russell vorbei. Damit lag Ferrari auf Podiumskurs. Dahinter hatte Norris seinen Rückstand auf Russell inzwischen auf drei Sekunden verkürzt. Er fuhr am Ende der 40. Runde an Russell vorbei und war jetzt Vierter, 4,2 Sekunden hinter Leclerc.

Norris schlug im Finish ein hohes Tempo an, machte nochmal Druck auf Leclerc. Drei Runden vor Schluss hatte er seinen Rückstand auf 1,6 Sekunden reduziert. Doch Leclerc ließ keine Attacke mehr zu und brachte den dritten Platz ins Ziel. "Ich habe das Vertrauen, das Tempo ist da, und ich habe das Gefühl, dass ich im Moment der Beste bin", sagt Norris. "Aber ich mache mir das Leben am Samstag selbst zu schwer."

Russell wurde Fünfter, obwohl sich sein linker Vorderreifen kurz vor Schluss aufzulösen drohte. Doch als er das ans Team meldete, gab der Renningenieur Entwarnung: "Wir sehen nichts in den Daten. Ist nur Blasenbildung." Trotzdem war Saudi-Arabien laut Mercedes-Teamchef Toto Wolff "ganz klar unsere bislang schwächste Leistung des Jahres. Das Tempo ist komplett eingebrochen, mit Blasenbildung und überhitzten Reifen."

Piastri konnte indes an der Spitze nichts mehr aus der Ruhe bringen. Gut zehn Runden vor Schluss meldete er am Boxenfunk, dass ein rot blinkendes Licht auf einem der Balkone in der City ihn irritiere. Dass er die Kapazität hatte, so etwas überhaupt zu bemerken, zeigte aber, dass er in Sachen Tempo nicht mehr allzu stark gefordert wurde. Am Ende fuhr er sicher vor Verstappen als Sieger über die Ziellinie.

Trotzdem sagt Piastri: "Es war kein leichter Sieg. Der Start war hart, der erste Stint hinter Max war schwierig, und erst als ich freie Fahrt hatte, wurde es etwas leichter zu managen. Aber selbst dann konnte ich mir nicht erlauben, den Fuß vom Gas zu nehmen. Es war ein anstrengendes Rennen, und Max war schnell hinter mir, also musste ich weiter pushen. Ich denke, ich hatte das Rennen halbwegs gut unter Kontrolle, aber es war ein bisschen enger, als mir lieb gewesen wäre."

Wie geht's nach dem Rennen in Saudi-Arabien weiter?

Mit dem Ende der TV-Übertragungen aus Dschidda ist das Rennwochenende für besonders interessierte Formel-1-Fans noch nicht vorbei. Denn in der Nacht von Sonntag auf Montag steigt um 1:00 Uhr deutscher Zeit auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de noch die große Analyse mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll. Im Livestream kommt auch Sky-Experte Ralf Schumacher mit exklusiven Einschätzungen zu Wort. Und weil Ostern ist und der Montag kein regulärer Arbeitstag, fällt das Wachbleiben dafür womöglich etwas leichter als sonst.


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