Carlos Sainz mit bestem Qualifying, aber: "Muss immer noch viel nachdenken"
Carlos Sainz fühlt sich im Williams immer wohler und schaffte mit Rang sechs sein bestes Qualifying für das Team - Im Rennen will er diesmal klug kämpfen
(Motorsport-Total.com) - 2024 musste Carlos Sainz das Qualifying in Saudi-Arabien noch vom Krankenbett aus verfolgen, ein Jahr später stellt er seinen Williams in die dritte Startreihe. "Letztes Jahr hätte ich Platz sechs in Dschidda gerne genommen", lacht Sainz in Bezug auf seine Blinddarmentzündung, die ihn damals außer Gefecht gesetzt hatte.
"Ich bin überhaupt hier, und dafür hätte ich letztes Jahr schon Geld bezahlt. Und ein Jahr später fahre ich hier eines meiner besten Qualifyings", freut sich der Spanier. "Karma zahlt sich immer aus."
Es geht aufwärts bei Williams und Sainz. Hatte der ehemalige Ferrari-Pilot in den ersten Saisonrennen noch einige Umgewöhnungsprobleme, so scheint es jetzt immer besser zu laufen. Sainz schaffte es nach Platz acht in Bahrain zum zweiten Mal in Folge in Q3 und holte mit Platz sechs das beste Qualifying-Ergebnis der Saison.
"Definitiv bisher ein weiteres gutes Wochenende", sagt er. "Schon ab dem ersten Training hat es sich besser angefühlt, ein Schritt nach vorn, sowohl beim Set-up als auch beim Fahren. Ich muss zwar immer noch viel nachdenken, um eine gute Runde zusammenzubringen, aber ich fühle mich auf jeden Fall wohler und mehr im Reinen mit allem."
Ein halbes Zehntel ändert die komplette Wahrnehmung
Dass er einen Red Bull, einen Ferrari und einen McLaren schlagen konnte, macht ihn stolz und zeigt ihm, dass er zum zweiten Mal hintereinander nah am Limit des Autos war. "Ich genieße diesen Prozess, auch wenn er nicht einfach ist", sagt er bei Sky. "Aber ich gebe mir die nötige Zeit und das nötige Wissen, um Schritt für Schritt voranzukommen - und es scheint jetzt wirklich zu funktionieren."
Aber: Sainz sagt auch, dass es teilweise nur Kleinigkeiten sind, die einen Eindruck komplett verändern würden. "In Qualifyings wie Suzuka oder Australien ging es teilweise nur um eine halbe Zehntel, ob du Zehnter oder Siebter bist", so der Spanier. "Und das verändert die komplette Wahrnehmung des Wochenendes und wie alle deinen Anpassungsprozess bewerten."
"Wenn du nur eine halbe Zehntel schneller bist, überholst du drei oder vier Autos - und plötzlich heißt es: 'Oh, läuft super bei ihm'", sagt er.
"Interessanterweise ist genau dieses letzte Zehntel oder diese letzten zwei Zehntel am schwersten zu finden. Sie erfordern Erfahrung, viele Q3s, Set-up-Experimente und Änderungen im Fahrstil. Und genau die sorgen dann dafür, dass man von 'läuft nicht' zu 'läuft richtig gut' kommt", so Sainz.
Williams auf allen Streckentypen schnell
Doch zumindest läuft es für Williams derzeit konstant gut. Der Rennstall schaffte es bislang in jedem Rennen mit einem Auto in Q3, obwohl die Strecken bisher vollkommen unterschiedliche Anforderungen stellten. Trotzdem sagt er: "Für das Team ist Q3 immer noch etwas Besonderes. Aber wir sorgen für gute Stimmung, wenn wir es schaffen."
"Und meistens ist ein Auto dann auch in den Punkten", merkt Sainz weiter an. Das war zumindest in den ersten drei Rennen der Fall, bevor Sainz in Bahrain seinen Top-10-Startplatz nicht umsetzen konnte.
Das möchte er in Saudi-Arabien ändern: "Morgen ist hoffentlich meine Zeit gekommen, die ersten großen Punkte für das Team zu holen - und ich werde es auf jeden Fall versuchen", sagt er.
Sainz will cleverer kämpfen
Die Ausgangslage ist dabei ähnlich wie vor einer Woche, denn auch dort startete Sainz vor Lewis Hamilton und Yuki Tsunoda. Damals kämpfte er knallhart gegen die beiden, was er im Nachhinein als Fehler ansah, weil er so die Reifen überstrapazierte und sich um die Punktechance brachte.
"Also mal sehen, wie ich morgen aufwache - ob ich wieder dagegenhalte oder es anders mache. Ich muss mir Gedanken machen", sagt er. Denn im Training habe er festgestellt, dass zwischen den Topteams und den Mittelfeld-Teams eine große Diskrepanz in Sachen Longrun-Pace herrscht.
"Die Top-Autos schaffen es offenbar, die Reifen viel weniger zu überhitzen als das Mittelfeld. Ich erwarte daher ein sehr schwieriges Rennen morgen, um die zwei oder drei deutlich schnelleren Autos hinter mir zu halten", so Sainz.
"Es wird schwer, diszipliniert zu bleiben, aber mein Gefühl sagt mir, dass es morgen vielleicht besser ist, klug zu agieren, um mir die Chance zu geben, mit einem guten Ergebnis in den Punkten ins Ziel zu kommen."