Charles Leclerc: Safety-Car hat kein besseres Ergebnis verhindert
Ferrari setzte bei beiden Fahrern auf eine alternative Strategie, doch Charles Leclerc sagt, dass Taktik ohne die richtige Pace nichts bringt
(Motorsport-Total.com) - Hat das Safety-Car ein besseres Ergebnis von Ferrari verhindert? Ferrari war in Bahrain das einzige Team, das in der Spitzengruppe auf eine alternative Strategie gesetzt hat. Im Gegensatz zur Konkurrenz vorne fuhren Charles Leclerc und Lewis Hamilton nicht mit den Soft-Reifen los, sondern mit den Mediums.
Dadurch hatten beide in der Anfangsphase zwar einen Nachteil, doch das Rennen schien Ferrari entgegenzukommen. Vor allem Leclerc hatte eine gute Ausgangslage, weil er direkt hinter George Russell auf einem Podestplatz lag und durch seinen längeren ersten Stint die frischeren Reifen hatte.
Doch das Safety-Car kurz nach Rennhalbzeit tilgte den Vorteil, weil alle die Chance nutzten, um neue Reifen an der Box zu holen - auch Ferrari, die dadurch aber gezwungen waren, deutlich früher an die Box zu fahren.
Und weil die Fahrer schon zwei Medium-Stints absolviert hatten, mussten sie für die Schlussphase einen anderen Reifen nehmen und entschieden sich für den Hard.
Damit konnte Ferrari in der Schlussphase aber nicht mehr viel ausrichten. Zwar konnte man sich von Pierre Gasly dahinter absetzen, nach vorne war für Leclerc aber nichts mehr drin. Stattdessen musste er irgendwann auch Lando Norris vorbeiziehen lassen, der Mediums aufgezogen hatte.
Strategie richtig, aber zu langsam
Trotzdem glaubt Leclerc, dass der harte Reifen angesichts seiner Optionen die richtige Wahl war. Zwar hatte George Russell gezeigt, dass man auch auf Softs stark ins Ziel kommen kann, "aber ich glaube nicht, dass das bei uns eine Option gewesen wäre", meint Leclerc. "Ich denke aber nicht, dass das ein entscheidender Faktor war."
Auch glaubt er nicht, dass das Safety-Car entscheidenden Einfluss auf das Ergebnis hatte. Denn trotz des Reifenvorteils hätten seine Pneus hinter Russell schon angefangen, Probleme zu bekommen und zu überhitzen. "Vielleicht hätten wir ihn zum Reinkommen zwingen können, das wäre gut gewesen, aber es hat eben nicht geklappt", sagt er.
"Ich habe einfach das Gefühl, dass wir momentan nicht schnell genug sind", hadert Leclerc mit dem unbefriedigenden Ende. "Man kann es auf verschiedene Arten ausdrücken. Wir haben im ersten Stint ein bisschen gepusht, und der zweite war dann schneller, aber nur wegen des Abbaus. Und als wir uns am Ende in derselben Situation wie alle anderen wiederfanden, hatten wir einfach kein Tempo."
"Ich denke also, uns hat einfach die Pace gefehlt. Und wenn die Pace fehlt, ist es egal, welche Strategie man fährt - man ist immer auf der falschen Seite."
Leclerc: Brauchen mehr Abtrieb
Bislang verlief die Saison von Ferrari noch nicht nach Wunsch. Abgesehen vom Sprintsieg in Shanghai stand noch kein Fahrer 2025 auf dem Podest. Zwar hatte Ferrari in Bahrain einen neuen Unterboden dabei, doch auch das brachte nur einen kleinen Effekt.
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"Wir brauchen einfach insgesamt mehr Abtrieb, mehr Grip", sagt Leclerc und glaubt, dass die Fahrer derzeit bereits das Maximum aus dem Auto holen. "Da ist einfach nichts mehr übrig", meint er.
"Ich brauche einfach mehr Grip, um schneller durch die Kurven zu kommen. Im Qualifying können wir das noch etwas kaschieren mit ein paar Tricks, aber im Rennen ist kein Grip eben kein Grip. Das führt dann zu mehr Reifenabbau - also ein Schneeballeffekt im Rennen. Da wird es deutlich schwieriger."
Tunnel länger als gewünscht
Teams wie McLaren können im Rennen besser mit den Reifen umgehen. Leclerc: "Darauf sollten wir uns als Team am meisten konzentrieren, denn sobald das Rennen läuft, sind sie einfach einen Schritt voraus."
"Ich denke nicht, dass es Tricks sind", betont er weiter. "Ich glaube, es ist Abtrieb und wahrscheinlich etwas, das sie generell mit den Reifen sehr gut machen. Aber ich zweifle nicht daran, dass alles legal ist. Wenn ich von Tricks spreche, soll das nicht falsch verstanden werden. Aber sie machen definitiv etwas sehr gut mit den Reifen - sie schaffen es, die Temperaturen niedriger zu halten als alle anderen."
Für Ferrari fährt der WM-Zug so langsam ab. Dem Team fehlen bereits 94 Punkte auf McLaren, obwohl beide in der Schlussphase 2024 um den Konstrukteurstitel gekämpft hatten. Und Besserung scheint erst einmal nicht in Sicht: "Ich habe das Gefühl, der Tunnel ist etwas länger, als ich es mir wünschen würde", hadert Leclerc.
"Aber ja, irgendwann finden wir sicher unseren Weg - wie lange das dauert, weiß ich allerdings nicht."