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Warum Bahrain nichts mit dem Suzuka-Langweiler gemein haben wird
Beim Grand Prix von Bahrain erwartet die Formel-1-Teams eine große strategische Bandbreite, und die Hitze macht es zusätzlich spannend ...
(Motorsport-Total.com) - Ausgetragen in der brütenden Aprilhitze, fühlt sich der Bahrain-Grand-Prix wie ein ganz anderes Rennen an als der Test vor acht Wochen - obwohl beides auf derselben Strecke stattfindet. Die extrem hohen Asphalttemperaturen in Kombination mit dem rauen Belag des Kurses in der Sachir-Wüste ergeben eine explosive Mischung, die die Reifen förmlich auffrisst. Etwas Entlastung versprechen immerhin die etwas kühleren Bedingungen bei Nacht.
Interessanterweise bietet Pirelli als vorgeschlagene Strategien für das Rennen Kombinationen aller drei Reifenmischungen auf - und eröffnet damit viele Stategie-Optionen. Zwar deutet vieles auf ein Zweistopprennen hin, doch selbst eine Einstoppstrategie ist nicht ausgeschlossen.
"Das könnte eine Option sein, wir schließen das keinesfalls aus", sagt Pirellis Simone Berra. "Natürlich ist es sehr schwierig und hängt stark vom Fahrer und der Fahrzeugabstimmung ab. Im Vergleich zum Freitag haben wir den Startdruck auf der Hinterachse leicht gesenkt, was die thermische Abnutzung deutlich reduziert hat. Aber die thermische Abnutzung bleibt ein Faktor; besonders bei sehr langen Stints ist sie schwer zu kontrollieren. Daher ist ein Stopp zwar möglich, aber laut Simulationen sind zwei Stopps derzeit die schnellere Variante."
Ist Medium-Hard-Medium die beste Strategie?
Die klassische Strategie bleibt also der Zweistopp-Plan. Alle drei Mischungen sind im Spiel - auch, weil nicht jeder Fahrer über frische Sätze aller Reifen verfügt: "Elf Fahrer haben zwei neue Mediumreifen und einen Hard zur Verfügung", erklärt Berra. "Auf dem Papier wäre es ideal, mit Medium zu starten, dann auf Hard zu wechseln und zum Schluss noch einmal Medium zu fahren. Wenn man den Hard-Stint etwas verlängern kann, könnte man am Ende sogar auf Soft wechseln, bei niedrigerem Benzinstand."
"Eine weitere Option wäre, das Rennen auf Soft zu beginnen, um den zusätzlichen Grip auszunutzen, und dann zwei Medium-Stints dranzuhängen. Fahrer mit nur einem Hard und einem Medium müssen, wenn sie zwei Stopps machen, zwangsläufig alle drei Mischungen einsetzen. Alle drei Mischungen sind rennfähig, und die Kombinationen für die Zweistoppstrategie liegen leistungsmäßig eng beieinander. Die Wahl hängt also stark vom Team und vom Fahrstil ab."
Das ist eine gute Nachricht für die Fans: Die strategische Vielfalt eröffnet zahlreiche Möglichkeiten, um sich über die Reifenabnutzung einen Vorteil zu verschaffen, etwa mit einem Undercut oder Overcut. Drei DRS-Zonen tun ihr Übriges.
Ein eintöniges Einstopprennen wie zuletzt in Suzuka, bei dem es kaum Reifenverschleiß gab, ist in Bahrain so gut wie ausgeschlossen, sagt Berra: "Wir wissen, dass der Undercut hier extrem effektiv ist. Auf kaum einer anderen Strecke funktioniert er so gut. Deshalb könnte es sinnvoll sein, auf Soft zu starten, ihn früh loszuwerden und so Streckenposition zu gewinnen. Danach muss man das Rennen natürlich gut managen - aber man liegt erst mal vorn."
Chance für Norris und Verstappen?
Das eröffnet nicht nur den Zuschauern neue Spannung, sondern auch Fahrern, die sich nach dem Qualifying weiter vorn wiederfinden wollen, etwa Lando Norris oder Max Verstappen. Norris startet zwar nur von Platz 6 und war mit seiner Qualifying-Leistung unzufrieden, aber seine Longruns am Freitag waren vielversprechend. McLarens Pace und Reifenmanagement könnten ihm zugutekommen.
"Wir hoffen, dass unser Auto davon profitiert, wenn man schonend mit den Reifen umgeht. Deshalb haben wir uns bei der Reifenwahl auch gezielt eingeschränkt, weniger Softs genommen und auf andere Mischungen gesetzt, von denen wir uns im Rennen Vorteile versprechen", sagt McLaren-Teamchef Andrea Stella. Sowohl Norris als auch Polesetter Oscar Piastri verfügen über zwei neue Medium-Sätze und einen Hard.
Verstappen dagegen zeigte sich eher pessimistisch, was seine Chancen betrifft. Sowohl er als auch Yuki Tsunoda hatten im Qualifying zu kämpfen. Doch der Niederländer hat zwei Hard-Sätze und einen Medium zur Verfügung, um eine alternative Strategie zu versuchen. "Wahrscheinlich startet er auf Medium, dann zwei Stints auf Hard", vermutet Berra. "Oder er beginnt mit Soft, fährt einen kurzen ersten Stint und wechselt dann zweimal auf Hard."
Marko: Formel 2 hat gezeigt, was möglich ist
Red-Bull-Berater Helmut Marko räumt ein, dass ein Podiumsplatz für Verstappen "sehr schwierig" wird, glaubt aber dennoch, dass sich die Weltmeister verbessern können: "Wer das Formel-2-Hauptrennen gesehen hat, weiß, was mit Strategie alles möglich ist", sagt er. "Wir haben noch keinen echten Longrun gesehen, aber wir hoffen, dass wir mit diesem Set-up - und wenn wir die Bremsprobleme lösen - vorankommen."
Ein möglicher Joker: George Russell. Im Training war er der schnellste Nicht-McLaren-Fahrer. Zwar wurde er nach einem Qualifying-Verstoß von Platz 2 auf Platz 3 zurückversetzt, doch sein Tempo wirkte überzeugender als das von Charles Leclerc, der nun neben Piastri aus der ersten Reihe startet.
Russells Trumpf ist der Topspeed des Mercedes - eine Waffe, mit der er Leclerc attackieren und sich gleichzeitig nach hinten absichern kann. Mercedes setzt auf ein leicht reduziertes Abtriebsniveau. Trotzdem rechnet Russell mit Norris: "Anders als in den ersten drei Rennen wird dieses kein klassisches Qualifying-Rennen", sagt er. "Ich denke, diesmal zählt vor allem die Rennpace."
"McLaren ist allen weit voraus. Sie können früh stoppen, spät stoppen - vielleicht überholen sie uns sogar auf der Strecke. Aber niemand hat ernsthaft erwartet, dass jemand anderes als Lando und Oscar in der ersten Reihe steht. Vielleicht gibt's ja eine Überraschung im Rennen."