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Turbulentes "Nightrace" in Bahrain: Oscar Piastri bewahrt kühlen Kopf!
Sieg für Oscar Piastri: Während Lando Norris und Max Verstappen patzen, liefert der McLaren-Pilot eine eindrucksvolle Vorstellung ab
(Motorsport-Total.com) - Oscar Piastri hat in einem turbulenten Grand Prix in der Sachir-Wüste von Bahrain kühlen Kopf bewahrt und das Rennen gewonnen. Der McLaren-Pilot triumphierte unter Flutlicht vor George Russell (Mercedes) und Lando Norris (McLaren) und beschenkte sich in seinem 50. Grand Prix mit seinem vierten Sieg.

© LAT Images
Auch beim Neustart nach dem Safety-Car behielt Oscar Piastri die Nerven und die Führung Zoom Download
Den Grundstein dafür legte Piastri am Start, wo er, von der Poleposition aus kommend, einen Angriff von Russell erfolgreich abwehrte. Danach lieferte er eine fehlerfreie Vorstellung ab und brachte das Rennen zwar nicht auf dominante Art und Weise, aber letztendlich doch relativ ungefährdet ins Ziel.
Spannend war dafür der Kampf um Platz 3: Norris hatte im Rennverlauf eine Position gegen Charles Leclerc verloren, hatte in der Schlussphase aber das schnellere Auto und ging in Runde 52, nach einigen gescheiterten Versuchen, endlich am Ferrari vorbei - zu einem Zeitpunkt, als Russell schon mit technischen Problemen zu kämpfen hatte und wegen eines DRS-Problems "under Investigation" stand (wird erst nach Rennende angehört).
In den letzten drei Runden stand Russell auch noch unter enormem Druck von Norris, aber dank des herausragenden Topspeeds seines Mercedes konnte er sich trotz DRS-Nachteil auf den Geraden erfolgreich verteidigen. Zum Showdown kam es in der allerletzten Runde, als Norris in Kurve 1 attackierte, Russell aber die Tür zumachte und dann gerade so genug Luft hatte, um die zweite Position bis ins Ziel zu halten.
Russell habe das "perfekt gemanagt", lobt Teamchef Toto Wolff: "Ich bin fast sprachlos darüber, wie er gefahren ist. Er hatte am Ende mit Sicherheit nicht den richtigen Reifen drauf [...], und ein Auto, das am Ende fast auseinandergebrochen ist, mit einem Brake-by-Wire, das versagt hat, wo du nie weißt, ob die Bremse richtig funktioniert."
Dazu kam ein Problem mit dem DRS: "In einer Runde drückte ich den Funkknopf - und das DRS öffnete sich. Ich habe es sofort wieder geschlossen, bin vom Gas gegangen und habe dadurch nichts gewonnen. Im Gegenteil: Ich habe mehr verloren als gewonnen." Auch Wolff unterstreicht: "Das war keine Performance-Situation. Das war ein elektronischer Fehler bei der Formel 1." Trotzdem wird die Angelegenheit von den Rennkommissaren untersucht. (Ausgang im Liveticker verfolgen!)
Leclerc kam letztendlich als Vierter ins Ziel, vor seinem Teamkollegen Lewis Hamilton, der sich in der Anfangsphase des Rennens gut gekämpft hatte. Sechster wurde Max Verstappen (Red Bull), Siebter Pierre Gasly (Alpine), Achter Esteban Ocon (Haas), Neunter Yuki Tsunoda (Red Bull) und Zehnter Oliver Bearman (Haas).
Andrea Kimi Antonelli (Mercedes) wurde Elfter, Nico Hülkenberg (Sauber) 14. Carlos Sainz (Williams) schied aus - Verdacht auf Folgeschaden nach einer Kollision, nachdem er lange auf Top-8-Kurs gefahren war.
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Was war der Grund für Leclercs schlechten Start?
15 von 20 Fahrern starteten auf weichen, die anderen fünf auf Mediumreifen. In den Top 10 entschieden sich nur die beiden Ferrari-Piloten für die gelben Pirellis. Möglicherweise war das der Grund dafür, dass Leclerc auf den ersten Metern weniger Grip hatte als Russell, der schnell auf gleicher Höhe war und sich außen in der ersten Kurve fast sogar noch an Polesetter Piastri vorbeigebremst hätte. Somit hatte er die eine Position, die er wegen eines Boxengassen-Vergehens als Strafe kassiert hatte, schnell wieder aufgeholt.
Als Dritter kam Norris aus der ersten Runde zurück. Der zweite McLaren-Pilot, losgefahren nur von Platz 6, erwischte einen hervorragenden Start und schob sich vor Kurve 4 auch noch an Leclerc vorbei. Und auch Sainz (von P8 auf P6) war einer der Gewinner des Starts - auch auf Kosten von Verstappen, der zu Beginn vor Hamilton auf Platz 8 lag.
Der Spuk war aber nur von kurzer Dauer, denn bereits in Runde 5 gingen Antonelli und Verstappen wieder an Sainz vorbei. Antonelli übrigens mit einem extrem entschlossenen Ausbremsmanöver im allerfeinsten Verstappen-Style.
Warum kassierte Norris eine Strafe?
Allerdings: Gegen Norris stand ein Fehlstart-Verdacht im Raum. "Out of Position" flackerte rasch über den FIA-Zeitenmonitor. Zuvor hatte Verstappen am Funk gemeldet: "Lando steht über seiner Startbox."
Das TV-Replay zeigte eindeutig: Norris war, als alle auf das Erlöschen der roten Ampel warteten, schon einmal ein paar Zentimeter geruckelt. Dadurch stand er vor der weißen Linie, und das brachte ihm eine Zeitstrafe über fünf Sekunden ein, abzusitzen beim ersten Boxenstopp. "Wir holen uns die Plätze zurück", feuerte ihn sein Renningenieur an. "Wenn wir Russell kriegen können, dann schnapp ihn dir!"
Nach etwa zehn Runden meldeten auch andere Fahrer ihre ersten Probleme. Leclerc beschwerte sich über die Bremsen ("Dagegen können wir jetzt nicht viel tun, Charles"), und Piastri fiel auf, dass seine Vorderreifen anfingen abzubauen. Allerdings hatte er zu dem Zeitpunkt schon beruhigende drei Sekunden Vorsprung.
Norris wechselte in Runde 10 von Soft auf Medium, gleichzeitig mit Verstappen, der aufgrund der fünf Sekunden seine Chance witterte, so eine Position zu gewinnen. Aber während die McLaren-Crew fehlerfrei arbeitete, blieb Verstappen nach dem ersten Anrollen nochmal stehen, verlor so die eine oder andere Sekunde - und verpasste die Chance auf eine Verbesserung.
Als wenig später bei Tsunoda das Gleiche passierte, dämmerte vielen Zuschauern, dass es womöglich ein Red-Bull-Problem geben muss. Der Japaner beschwerte sich, dass das gelbe Licht der Boxenanlage noch geblinkt habe. Womöglich hatte das zuvor auch Verstappen irritiert.
Wie kam es zur Ferrari-Doppelführung?
Als Verstappen mit der schnellsten Runde 13 bewies, dass die frischen Mediums Undercut-Potenzial haben, holte McLaren Piastri an die Box, um ihn von Soft auf Medium umzustecken. Piastri kam knapp vor Alexander Albon (Williams), der noch nicht gestoppt hatte, und Russell auf die Strecke zurück. Und in Führung lagen vorübergehend die beiden Ferraris mit ihrem langen ersten Stint: Leclerc 9,4 Sekunden vor Hamilton.
Interessanterweise wechselten beide Ferrari-Fahrer beim ersten Stopp von Medium auf Medium, womit klar war, dass sie nochmal an die Box kommen müssen. Leclerc fädelte sich nach der ersten Boxenstoppserie als Vierter wieder ein, acht Sekunden hinter Piastri, und fuhr phasenweise die schnellsten Rundenzeiten im Feld.
Auch Norris hatte seine Zeitstrafe mit einem blauen Auge überstanden. Er war jetzt Vierter, 5,4 Sekunden hinter Piastri, 1,3 hinter Russell und 2,2 vor Leclerc. Es waren 20 von 57 Runden gefahren. Und wer den Grand Prix gewinnen würde, war unmöglich vorherzusehen. Eine erfrischende Abwechslung nach dem Langweiler vor einer Woche in Suzuka.
Was lief bei Verstappen alles schief?
Ab Runde 22 kam es zur Neuauflage eines alten Duells. Verstappen beschwerte sich nach seinem Boxenstopp zuerst darüber, dass er "keinen Grip von den Reifen" hatte, und später meinte er, die Temperaturen seien zu hoch. Hamilton hatte die um sieben Runden frischeren und die weicheren Reifen - und ging in der 22. Runde an seinem Lieblingsrivalen vorbei. "Ich kann kaum noch bremsen. Das ist lächerlich", ärgerte sich Verstappen.
Mit dem exakt gleichen Reifenvorteil von sieben Runden erhöhte weiter vorne auch Leclerc nach und nach den Druck auf Norris, und in Runde 25 schob er sich bei Kurve 4 tatsächlich am McLaren vorbei. In der gleichen Runde schnappte sich auch Hamilton Platz 7 von seinem Mercedes-Nachfolger Antonelli, der seinerseits die schwarz-weiße Warnflagge gesehen hatte, wegen mehrmaligem Verletzen der Tracklimits.
Schon in Runde 26 kam Verstappen ein zweites Mal an die Box. Seine Mechaniker steckten von Hard auf Medium um, und wieder verlor Red Bull Zeit beim Reifenwechsel. Diesmal klemmte das rechte Vorderrad, und so fiel Verstappen vorübergehend sogar auf den 20. und letzten Platz zurück. Eine Woche nach dem Sieg in Suzuka eine herbe Enttäuschung, und das hörte man ihm am Boxenfunk auch an. Das Überholmanöver gegen Piastri in der letzten Runde bescherte ihm immerhin noch Platz 6.
Zu wenig für einen viermaligen Weltmeister. Auf die Frage, was genau nicht gepasst habe, meint Verstappen nur: "Alles." Und bei Helmut Marko schrillen jetzt die Alarmglocken. Die Sorge, dass Verstappen Red Bull am Saisonende verlassen könnte, sei bei solchen Ergebnissen "groß", gibt Red Bulls Motorsportkonsulent im Interview mit Sky zu: "Es müssen in naher Zukunft einfach Verbesserungen kommen."
"on der Technik her ist unser Auto einfach nicht ausbalanciert. Wir wissen nicht, wo der Wurm steckt. Aber ich schätze, es ist hauptsächlich die Aerodynamik. Und wenn das Auto schon nicht optimal ist und dann auch noch zwei Boxenstopps daneben gehen, dann geht halt auch bei Max einmal die Stimmung verloren", seufzt der Österreicher.
Dass Verstappen noch dazu überredet werden könnte, 2026 bei Red Bull zu bleiben, glaubt Ralf Schumacher übrigens nicht: "Der Fisch ist relativ geputzt, das glaube ich mal mit ziemlicher Sicherheit", analysiert der Sky-Experte. Die einzige Möglichkeit für Red Bull, das noch zu verhindern, wäre, für Imola ein Update zu liefern, "mit dem er um Siege fahren kann".
Safety-Car-Stopps: War Russells weicher Reifen ein Fehler?
Indes zog Piastri an der Spitze einsam seine Kreise. Nach 30 Runden hatte er seinen Vorsprung auf Russell auf 6,7 Sekunden ausgebaut. Leclerc war Dritter (+8,0), Norris Vierter (+10,2) und Hamilton (+19,6) hatte sich inzwischen auf Platz 5 vorgearbeitet - also genau das, was er sich am Samstag als realistisches Ziel vorgenommen hatte.
In Runde 32 dann ein entscheidender Moment im Grand Prix: Ein paar Teile von Sainz' Williams hatten sich im Duell mit Tsunoda selbstständig gemacht, und um diese sicher entfernen zu können, aktivierte die Rennleitung das Safety-Car. Das wiederum nutzten alle, die noch nicht gestoppt hatten, für ihren zweiten Reifenwechsel.
Interessant: Piastri war jetzt für den (womöglich) letzten Stint auf Medium, Russell auf Soft, Leclerc auf Hard, Norris auf Medium und Hamilton auf Hard. Russell wunderte sich über die Reifenwahl seines Teams: "24 Runden auf dem Soft, das ist ganz schön kühn."
Ein Risiko, das außer ihm kein einziger Top-10-Fahrer einging. McLaren funkte daraufhin Norris an und informierte ihn, dass Russell bereits besorgt sei, was die Haltbarkeit seiner Reifen betrifft. Aber Norris winkte ab: "Sollte er nicht sein. Der Soft war mega. Das ist ein guter Reifen."
Beim Neustart stand Norris dann im Fokus der TV-Kameras: Zuerst attackierte er Leclerc in Kurve 1, musste aber zurückstecken und verlor so die Position gegen Hamilton. Allerdings nur bis Kurve 4, wo Norris außen extrem spät bremste und am Ausgang leicht neben die Strecke kam. Das meldete Hamilton am Funk, und Norris wurde aufgefordert: "Gib die Position zurück." Das tat er in Runde 37. In Runde 38 hatte er Hamilton ein zweites Mal überholt. Diesmal sauber.
Indes konnte Russell aus dem weichen Reifen kein Kapital schlagen, als es am wichtigsten gewesen wäre, nämlich am Beginn des Stints. Piastri managte den Neustart souverän und schüttelte den Mercedes rasch aus der DRS-Sekunde ab, sodass er sich darauf konzentrieren konnte, die Reifen nicht zu überfordern.
Zehn Runden vor Schluss führte Piastri fünf Sekunden vor Russell, 6,7 vor Leclerc und 7,5 vor Norris. Probleme? Fehlanzeige. Nur als er daran erinnert wurde, in der Wüstenhitze nicht aufs Trinken zu vergessen, antwortete er am Boxenfunk: "Würde ich ja, wenn es funktionieren würde." Seinen Sieg konnte das aber nicht mehr verhindern. Die Rad-an-Rad-Duelle gab's nur dahinter.
Wie geht's nach dem Rennen in Bahrain weiter?
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Bahrain war der zweite Grand Prix eines Tripleheaders. Schon in einer Woche steht mit dem Grand Prix von Saudi-Arabien in Dschidda das fünfte Rennwochenende der Formel-1-Saison 2025 auf dem Programm. Danach sind zwei Wochen Pause, ehe es am 4. Mai in Miami weitergeht. Übrigens mit dem zweiten F1-Sprint des Jahres. (Übersicht: Formel-1-Kalender 2025)