Werde jetzt Teil der großen Community von Formel1.de auf Facebook, diskutiere mit tausenden Fans über die Formel 1 und bleibe auf dem Laufenden!
Russell darf Platz zwei trotz DRS-Panne behalten - Wolff: "Bin fast wortlos"
George Russell kann Lando Norris in Bahrain hinter sich halten - im Ziel ist das Zittern aber noch nicht vorbei, denn ein DRS-Vergehen sorgt für Aufregung
(Motorsport-Total.com) - Mercedes ist zurück auf dem Podium: George Russell rast am Sonntag in Bahrain trotz einer Reihe an Problemen auf Platz zwei, bestätigt damit, dass Suzuka zuletzt nur ein Ausrutscher für die Silberpfeile war - denn in allen anderen Rennen anno 2025 landet der Brite stets unter den Top-3.
Sehr zur Freude von Mercedes-Teamchef Toto Wolff: "Normalerweise sollte das eine unserer wirklich schlechteren Strecken sein, mit dem rauen Asphalt und der Temperatur", wundert sich der Österreicher bei Sky - genauso wie Russell selbst: "Das war für uns ein echter Härtetest. Wir wussten, dass unser Auto kühle Bedingungen mag, die Leistungen in China und Suzuka waren daher keine allzu große Überraschung. Aber hier in Bahrain, unter ganz anderen Voraussetzungen, das war ein Fragezeichen."
Am Ende stehe jedoch "ein starkes Wochenende" zu Buche, "das stimmt mich sehr zuversichtlich für die Saison", strahlt Russell. Von seinem Boss kriegt er dafür ein persönliches Extralob: "Ich denke, der Fahrer hat heute das Ergebnis gerettet. Das Brake-by-Wire-System fiel sporadisch aus, und er hat es irgendwie geschafft, das zu managen, ohne dabei Zeit zu verlieren", verrät Wolff nach der Zieldurchfahrt.
Wolff lobt Russell und erklärt Reifenwahl am Ende
Der Österreicher fügt hinzu: "Ich bin wirklich fast wortlos über sein Fahren." Denn parallel zu dem Problem habe das Team Russell auch noch mit der Strategie vor zusätzliche Schwierigkeiten gestellt: "[Er hat] mit Sicherheit nicht den ganz richtigen Reifen draufgehabt am Ende, aber das war der einzige, den wir hatten - außer dem Hard, und den wollten wir nicht", erklärt Wolff Mercedes' Wahl für den roten Reifen im Schlussstint nach dem Safety-Car.
Dennoch gelingt es Russell, den deutlich schnelleren McLaren von Lando Norris hinter sich zu halten, "mit einem Auto, das ihm am Ende auseinandergebrochen ist", zeigt sich Wolff verblüfft: "In solch einer Situation ruhig zu bleiben, ist fast unbeschreiblich. Er hat die weichen Reifen gut geschont, war schnell, als es drauf ankam, und hat sich in den entscheidenden Momenten hervorragend verteidigt - also Hut ab vor George."
Zittern mussten die Silberpfeile nach der Zieldurchfahrt allerdings noch, weil die Rennleitung im Zuge des elektronischen Defekts am Mercedes auch ein DRS-Vergehen untersuchte. Wolff klärt auf: "Das DRS-Beacon, also das Signal, das die automatische Aktivierung ermöglicht, ist ausgefallen. Daher musste er das DRS manuell betätigen."
Rennleitung urteilt: Keine Strafe für DRS-Vorfall
Zwar habe der Kommandostand das Problem "frühzeitig am Radar gehabt, aber wir wussten nicht, ob es funktioniert oder nicht", erklärt der Wiener. Dabei sei Russell "einmal auf den Knopf gekommen", so Wolff. Jedoch habe sein Schützling das DRS "sofort wieder geschlossen", weswegen der Teamchef davon ausgeht: "Das war keine Performance-Situation, also das war ein elektronischer Fehler bei der Formel 1. Ich bin sicher, das wird kein Thema sein."
Damit sollte Wolff Recht behalten, denn in ihrer Untersuchung stellen die Rennkommissare später fest: "Die Verbindung zwischen dem automatisierten DRS-Aktivierungssystem und dem Auto schlug fehl, bedingt durch Probleme mit einer von einem externen Anbieter bereitgestellten Zeitmessschleife. Daher genehmigte die FIA die manuelle Aktivierung des DRS gemäß Artikel 22.1 h)."
"Zu diesem Zeitpunkt hatte der Fahrer Probleme mit dem Brake-by-Wire-System sowie weiteren elektronischen Systemen. Ihm wurde geraten, einen Hilfsknopf im Cockpit zu benutzen, der sowohl als Backup-Funkknopf als auch zur manuellen DRS-Aktivierung dient", klärt die FIA in Bezug auf die Panne und ihre Folgen auf: "Auf der Geraden zwischen Kurve 10 und 11 versuchte er, über diesen Knopf mit dem Team zu funken, aktivierte jedoch versehentlich das DRS."
Weiter heißt es im Urteil: "Das DRS war über eine Distanz von 37 Metern auf einer etwa 700 Meter langen Geraden geöffnet. Während er dadurch 0,02 Sekunden gewann, verlor er in der darauffolgenden Kurve 0,28 Sekunden, um den Vorteil auszugleichen. Dies wurde durch Telemetriedaten bestätigt. Da zwar technisch ein Regelverstoß vorlag, jedoch kein sportlicher Vorteil erzielt wurde, entschieden die Stewards, keine Strafe zu verhängen."
Problemflut: "Musste ständig Systeme zurücksetzen"
Das Urteil deckt sich auch mit Präzedenzfällen bei ähnlichen Vorfällen in der Vergangenheit, etwa bei Fernando Alonso in Budapest 2013 oder Sergio Perez in Baku 2018. Russell selbst verteidigt sich in Bezug auf den Zwischenfall: "Um ehrlich zu sein, weiß ich selbst nicht genau, wie das passiert ist. Es hing mit den ganzen Systemfehlern zusammen, die wir hatten."
Der Brite schildert aus seiner Sicht: "Sobald ich gesehen habe, dass sich das DRS öffnete, bin ich sofort vom Gas gegangen - ich habe dadurch zwei Zehntel verloren. Es ist auch im gesamten Rennen kein weiteres Mal passiert." Noch vor der Anhörung durch die FIA gibt er zu Protokoll: "Ich habe den DRS-Knopf nicht gedrückt, sondern einen anderen Knopf - und plötzlich war es offen. Aber wie gesagt, es war weniger als eine Sekunde offen. Ich glaube nicht, dass ich dadurch irgendeinen Vorteil hatte, ganz im Gegenteil."
Denn die Summe der Probleme habe die Schlussphase ohnehin schon "extrem schwierig" gestaltet und sein Rennen "stark beeinträchtigt", so der 27-Jährige: "Das Lenkrad funktionierte nicht richtig, ich verlor sämtliche Daten, und das Bremspedal geriet in einen Fehlerzustand. Ich musste ständig Systeme zurücksetzen, mal funktionierten die Bremsen normal, dann plötzlich wieder nicht. Um ehrlich zu sein, war ich ziemlich erleichtert, als ich die Zielflagge gesehen habe", atmet Russell durch.
Russell: Mercedes trotzdem kein Titelkandidat
Positiv falle indes das Fazit zur reinen Performance seines Mercedes aus: "Wir hätten hier überhaupt nicht erwartet, so nah an McLaren dran zu sein. Schon die erste Startreihe im Qualifying war eine große Überraschung. Als ich dann auf der ersten Runde Lando direkt hinter mir sah, dachte ich: 'Der fliegt gleich an mir vorbei und ist nicht mehr zu halten.'"
Doch es kommt bekanntlich anders, wenngleich Russell dabei auch von einer Fünf-Sekunden-Strafe gegen Norris für dessen falsche Startposition profitiert - die Freude schmälert das allerdings keineswegs: "Dass ich Lando hinter mir halten konnte, hat mich wirklich happy gemacht."
Allein: Als ernstzunehmenden Titelkandidat sieht sich Russell trotz des dritten Podiums im vierten Rennen nicht: "Ich würde es gerne behaupten, aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass wir das sind. McLaren ist derzeit einfach zu dominant. Ich denke, das hier in Bahrain war wahrscheinlich ihre stärkste Vorstellung - und was wir in China und Suzuka gesehen haben, war vermutlich schon ihr schwächstes Niveau: Trotzdem haben sie einen Sieg aus diesen beiden Rennen geholt."
Russell will deshalb erstmal nur auf sich und sein eigenes Team schauen: "Wir müssen einfach weiterhin konstant Punkte holen, Gelegenheiten nutzen. Dieses Wochenende haben wir die Chance genutzt und Platz zwei geholt - in Melbourne war es Platz drei. Ich glaube nicht, dass das viele Rennen lang so weitergeht - aber schauen wir mal, was so kommt."