Leclerc hofft: Bei Set-up-Experimenten möglichen Durchbruch gefunden?
Charles Leclerc beschert Ferrari mit seiner starken Quali-Runde in Japan den vierten Rang und landet vor beiden Mercedes - freuen kann er sich darüber aber nur wenig
(Motorsport-Total.com) - Der vierte Platz für Charles Leclerc beim Großen Preis von Japan ist bis dato Ferraris bestes Saisonergebnis anno 2025, lässt man mal den Sprint-Sieg von Lewis Hamilton in China außen vor. Allein: Für große Freude sorgt das beim Monegassen nicht, denn nach der Zieldurchfahrt in Suzuka berichtet er mit eher gequältem Lächeln: "Als Team haben wir gute Arbeit geleistet - mit der Strategie, dem Set-up, einfach damit, wie wir das Maximum aus dem Rennen geholt haben."

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Ferraris Charles Leclerc hielt Mercedes-Pilot George Russell erfolgreich hinter sich Zoom Download
"Und vielleicht ist das gerade das Enttäuschende daran: Wenn du alles perfekt machst und am Ende trotzdem nur Vierter wirst", sagt Leclerc bei Sky. Der Grund dafür liege auf der Hand: "Uns fehlt einfach die Pace", redet der Ferrari-Star nicht lange um den heißen Brei herum: "Der erste Stint war noch ganz okay, aber dann haben wir etwas Performance verloren. Ich glaube, am Anfang sah es auch deshalb besser aus, weil die anderen noch mehr gespart haben als wir."
Heraus kommt am Ende jedoch "ein für mich persönlich bisschen frustrierendes Rennen. Ich war komplett allein unterwegs. Die Jungs vorne waren zu schnell." Da tröstet es Leclerc auch wenig, dass sein starkes Qualifying und Startplatz vier dafür sorgen, dass er am Ende vor beiden Mercedes-Piloten landet, weil sich das Überholen in einem äußerst statischen Grand Prix als schwer erweist: "Ehrlich gesagt, das ist nicht mein Ziel. Es freut mich nicht wirklich", kann Leclerc daraus nur wenig Befriedigung ziehen.
Vasseur: Ferrari hat Maximum noch nicht erreicht
Zu groß sind im Gegensatz dazu die Kopfschmerzen, die ihm die rund zwei Zehntel Rückstand pro Runde auf die Spitzengruppe bereiten: "Ich denke, das ist aktuell einfach unser Tempo. Was wir an diesem Wochenende gezeigt haben, spiegelt ziemlich gut wider, wo wir gerade stehen", sagt Leclerc: "Viel mehr war nicht drin." Vor allem im schnellen ersten Sektor hab der Ferrari Schwächen, dabei sei das Auto "gut ausbalanciert" gewesen, "aber es fehlt schlicht an Leistung".
Rückendeckung kriegt er bei dieser Einschätzung grundsätzlich auch von Teamchef Fred Vasseur, wenngleich der Franzose angibt: "Ich glaube nicht, dass wir das Maximum erreicht haben - aber das gilt für alle Teams, auch für die Top-Teams. Wahrscheinlich gibt es überall noch etwas Potenzial, das man heben kann." Mit einer Ausnahme, wie er einschränkt: "Vielleicht war Max im Qualifying am Limit."
"Extremer Ansatz": Leclerc sucht noch Bestätigung
In Bezug auf sein eigenes Team glaubt Vasseur: "Im Schnitt sieht das Bild so aus: Zwei Zehntel Rückstand auf die Pole gestern, und wohl auch heute zwei Zehntel auf die Spitze. Das ist ein klares Bild - und daran müssen wir jetzt arbeiten."
Zumindest das hat Leclerc in Suzuka laut eigener Aussage aber fleißig getan, denn er findet trotz aller Frustration über das Ergebnis: "Positiv ist, dass wir das Wochenende optimal genutzt haben." Der Scuderia-Star verrät: "Der Freitag war besonders hilfreich, denn da habe ich ein Set-up ausprobiert, das ich schon seit zwei, drei Wochen im Kopf hatte - ein eher extremer Ansatz, der sich aber ausgezahlt hat. Das war sehr erfreulich."
Wenngleich Leclerc keine Details preisgeben will, erklärt er, dabei gehe es um "einen sehr spezifischen Weg, der meinem Fahrstil entgegenkommt. Ich hatte das Gefühl, dass ich damit das Auto konstanter ans Limit bringen kann." Zu früh freuen will sich der 27-Jährige über den erhofften Durchbruch aber noch nicht: " Es muss sich erst noch an weiteren Rennwochenenden bestätigen. Ich freue mich deshalb auf Bahrain, um zu sehen, ob diese Richtung wirklich funktioniert."
"Wenn ja", so Leclerc, "dann bin ich zuversichtlich, dass ich über die Saison hinweg besser das Maximum aus dem Auto rausholen kann." Wenngleich er einschränkt: "Aber wenn das bedeutet, dass wir nur Vierter sind, dann ist das natürlich nicht genug. Ich hoffe, da kommt noch mehr Performance", kündigt der Monegasse an, dass Ferrari zumindest noch ein "paar Dinge in der Pipeline" habe - vielleicht ermöglichen die ja schon bald einen Vorstoß aufs Podium.