Max Verstappen: "Besser hätte das Wochenende nicht laufen können"
Max Verstappen hielt in Japan die beiden McLaren in Schach und holte einen unerwarteten Sieg - Grundstein wurde bereits am Samstag gelegt
(Motorsport-Total.com) - Am Ende waren es zwölf Tausendstelsekunden, die den Großen Preis von Japan 2025 entschieden haben - und zwar jene zwölf Tausendstel, die Max Verstappen am Samstag vor Lando Norris lag und mit denen er sich die Poleposition für das Rennen erfahren hat. Denn dieser erste Startplatz sollte das Rennen am Sonntag auch entscheiden.
In einem wirklich unspektakulären Grand Prix fuhren die ersten sechs Piloten so ins Ziel, wie sie auch gestartet waren. Würde man es langweilig beschreiben wollen, könnte man sagen, Verstappen blieb am Start vor beiden McLaren und fuhr 53 Runden vor ihnen her - und doch war es für den Niederländer nicht so eintönig, wie es von außen vielleicht aussah.
"Es war ein spaßiges Rennen. Das ganze Rennen über habe ich zwei orangefarbene Autos im Rückspiegel gesehen - und gerade in den letzten 20 Runden haben wir richtig gepusht", sagt er nach seinem Sieg. "Man hat richtig gemerkt, wie die Reifen immer mehr abbauen, aber man musste einfach weiterkämpfen, am Limit fahren."
Verstappen durfte sich die ganze Zeit über keine Fehler erlauben, und tat das in typischer Verstappen-Manier auch nicht. "Ein unglaubliches Rennen von Max", schwärmt auch Red-Bull-Teamchef Christian Horner.
"Heute war es im Grunde ein Vollgas-Sprintrennen. Der Reifenverschleiß war extrem gering. Wir wissen, dass die McLarens sehr, sehr schnell sind - und Max musste fehlerfrei fahren, auf den Punkt genau, und das mit zwei extrem schnellen McLarens direkt hinter ihm", so der Brite
"Und über 53 Runden hat er keinen einzigen Fehler gemacht. Er hatte die Pace, um sie hinter sich außerhalb des DRS-Fensters zu halten", lobt er und stellt dabei besonders Kurve 11 und die letzte Kurve heraus, wo Verstappen besonders stark gewesen sei und die McLaren auf Abstand hielt. "Und er hatte genug Tempo, um alles abzufedern, was McLaren heute bringen konnte."
"Ja, das Rennen lief besser als erwartet, ehrlich gesagt, was die Pace anging", stimmt auch Verstappen selbst zu. "Ich denke, dass uns die kühleren Streckentemperaturen ein wenig geholfen haben", denn dadurch sei es zu weniger Überhitzung der Reifen gekommen, was bislang eine Schwäche von Red Bull war. "Ich bin wirklich sehr stolz auf dieses Ergebnis", so der Niederländer.
Grundstein im Qualifying gelegt
Damit hatte vor dem Wochenende eigentlich niemand gerechnet. Während McLaren als Topfavorit gehandelt wurde, redete Red Bull sich maximal in Startreihe drei. Doch Verstappen packte im entscheidenden Moment im Qualifying seine Magie aus und zauberte eine Wahnsinnsrunde hin, die ihm letzten Endes den Sieg ermöglichte.
"Ich denke, der Großteil der harten Arbeit wurde gestern erledigt", meint Horner. "Wenn man sich anschaut - ich schätze, 90 Prozent der Autos sind in der Reihenfolge ins Ziel gekommen, in der sie gestartet sind."
Denn weil die Autos immer näher zusammenrücken und mehr Abtrieb produzieren, wird das Folgen und Überholen immer schwieriger, zumal es in Suzuka auch nur eine DRS-Zone gibt. Auch die Reifen haben durch den geringen Verschleiß nicht dabei geholfen, ein spannendes Rennen zu produzieren, weil die Fahrer dadurch nur einmal an die Box mussten.
Red Bull fällt nicht auf McLaren-Trick rein
Dort bestand für McLaren die einzige realistische Chance, an Verstappen vorbeizukommen. Doch das Team holte Lando Norris in derselben Runde rein wie Verstappen und verspielte so die Chance auf einen Undercut, nachdem man zunächst den drittplatzierten Oscar Piastri zum Reifenwechsel geholt hatte.
Bereits zuvor hatte McLaren mit einer falschen Boxenankündigung versucht, Red Bull zum Reinfahren zu bewegen. "Aber für uns hat das keinen Sinn gemacht, da er einfach im Verkehr rausgekommen wäre", fiel Horner nicht auf diesen Trick rein. "Also sind wir bei unserem Plan geblieben und haben nicht darauf reagiert."
Als nach 20 von 53 Runden dann Piastri zum Boxenstopp kam, wusste Red Bull, dass McLaren Norris eine Runde danach ebenfalls reinholen würde. "Dann ging es nur noch darum, Lando zu covern."
Weil Red Bull aber einen langsameren Stopp hinlegte - dem Team fehlten zwei Crewmitglieder, die aushilfsweise ersetzt wurden - wurde es am Boxenausgang eng zwischen Verstappen und Norris, doch am Ende setzte sich Verstappen durch. "Und danach, auf dem harten Reifen über gut 30 Runden, hatte Max die Pace, um alles abzuwehren, was McLaren versuchte", sagt Horner.
Verstappen: Fünf Runden vor Schluss war ich mir sicher
Die restlichen Runden musste Verstappen nur versuchen, mit den Reifen ins Ziel zu kommen. Sicher wähnte er sich dabei aber lange nicht, "weil man nie weiß, wie lange die Reifen halten", so Verstappen.
"Aber ich würde sagen, so fünf Runden vor Schluss hatte ich das Gefühl, dass es passt - die Reifen hielten sich im normalen Rahmen, waren also nicht komplett am Ende. Ab da dachte ich: Jetzt einfach keine Fehler machen, dann passt das."
F1: Grand Prix von Japan (Suzuka) 2025 - Sonntag
Max Verstappen (Red Bull), Christian Horner, Helmut Marko und Chris Vermeulen Galerie
Am Ende fuhr Verstappen 1,4 Sekunden vor Norris als Sieger ins Ziel und holte einen für viele nicht möglich gehaltenen Sieg. Damit liegt er in der WM nach drei Rennen nur einen Punkt hinter Norris, obwohl Red Bull sich eigentlich weit entfernt von Siegen sieht. "Wir sind leistungsmäßig nicht da, wo wir sein wollen. Das ist kein Geheimnis", weiß auch Verstappen.
"Aber dieses Wochenende war einfach wirklich, wirklich schön", meint er und betont, dass seine Freude zeigt, "wie sehr mir das Ganze am Herzen liegt".
Abschiedssieg beim Honda-Heimspiel
Und passenderweise war es auch der Sieg im letzten Heimrennen für Motorenpartner Honda - und das auch noch in der passenden Honda-Sonderlackierung. "Die Beziehung, die wir mit Honda hatten, war unglaublich. Ich habe die Zusammenarbeit mit ihnen sehr genossen - wie sie arbeiten, wie professionell und engagiert sie sind", lobt Verstappen.
"Sie haben mir so viel gegeben, und gemeinsam haben wir vier Fahrer-Weltmeisterschaften und zwei Konstrukteurstitel gewonnen. Das ist einfach unglaublich - Dinge, die man nie vergisst."
Er gibt zu: "Ja, während des Rennens kam mir auch der Gedanke: 'Es wäre verrückt, wenn wir heute hier gewinnen würden.' Auch für Honda auf ihrer Heimstrecke. Vielleicht war das die Extra-Motivation, vorne zu bleiben", lacht er.
"Aber ja - das war ein würdiger Abschied. Besser hätte dieses Wochenende wirklich nicht laufen können."