• 23. März 2025 · 10:15 Uhr

Trotz Technik-Drama bei Norris: McLaren feiert Doppelsieg in China!

McLaren ist nicht zu bremsen: Oscar Piastri gewinnt in Shanghai vor Lando Norris und George Russell - Ferrari-Boxenfunk erneut von Spannungen geprägt

(Motorsport-Total.com) - McLaren bleibt in der Formel-1-Saison 2025 weiterhin das Maß der Dinge. Nach dem Sieg von Lando Norris beim Grand Prix von Australien siegte beim Grand Prix von China in Shanghai Oscar Piastri. Diesmal war es sogar ein Doppelsieg: Der Polesetter kontrollierte das Rennen von Beginn an und verwies seinen Teamkollegen und George Russell (Mercedes) auf die Plätze 2 und 3.

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Doppelsieg in China: McLaren war auch im zweiten Saisonrennen das Maß der Dinge Zoom Download

Für Piastri war es der dritte Grand-Prix-Sieg seiner Karriere, und letztendlich war es ein leichter. Denn McLaren kontrollierte über weite Strecken die Pace, und als Norris im Finish eigentlich vorhatte, nochmal einen Angriff zu reiten, stand ihm die Technik im Weg: "Ich habe ein langes Bremspedal. Ein sehr langes."

Ein Handicap, auch wenn die McLaren-Box zunächst Entwarnung gab: "Die Bremsleistung ist nicht betroffen. Es ist nur der Bremsweg länger." Eine Prognose, die wenig später korrigiert werden musste: "Der Druck im vorderen Kreislauf wird erhalten bleiben. Hinten wirst du Druck verlieren." Und Norris wurde daran erinnert: "Lando, wir sehen, dass du schnell fährst. Das ist genau das, was wir diskutiert haben. Besser Zweiter werden als gar nichts ins Ziel kommen."

So brachte Piastri nach 56 Runden auf dem neu asphaltierten Shanghai International Circuit 9,7 Sekunden Vorsprung über die Ziellinie. Russell (+11,1) fuhr Platz 3 sicher nach Hause, vor Max Verstappen (Red Bull/+16,7) und Charles Leclerc (Ferrari/+23,2). Verstappen hatte am Start eigentlich Positionen gegen die beiden Ferraris verloren, reparierte das aber in Runde 53 mit dem entscheidenden P4-Manöver außen in der Schneckenkurve.

Bei Ferrari lief (erneut) nicht alles rund. Bei Lewis Hamilton (6./+25,4) wurde auf zwei Stopps gesetzt, während alle anderen nur einmal an die Box kamen. Und am Boxenfunk ging es teilweise wieder heiß her. Nicht nur bei Hamilton: Auch Leclerc war in den letzten Runden von den gut gemeinten Fahranweisungen seines Renningenieurs genervt. "Ich weiß, ich weiß. Das hast du mir schon zehn oder 15 Mal gesagt!", knurrte er.

Für eine kleine Sensation sorgte Esteban Ocon (Haas) auf Platz 7, auch dank eines beinharten Überholmanövers gegen Andrea Kimi Antonelli (8./Mercedes) nach dem ersten Boxenstopp. Vielleicht dadurch begünstigt, dass Antonellis Unterboden stark lädiert war. Alexander Albon (Williams) wurde Neunter, Oliver Bearman (Haas) Zehnter. Und Nico Hülkenberg (Sauber), der einzige Deutsche im Feld, kam mit einer Runde Rückstand als 18. ins Ziel.

Liam Lawson, zuletzt öffentlich kritisierter Teamkollege von Verstappen bei Red Bull, fuhr in Shanghai erneut unter ferner liefen und wurde als schlechtester aller vier Red-Bull-Fahrer 16. Und es mehren sich die Stimmen, die erzählen, dass der Grand Prix von China sein letzter im A-Team gewesen sein könnte. Bereits in zwei Wochen in Suzuka könnte Gerüchten zufolge Yuki Tsunoda im zweiten RB21 sitzen. Der wurde zwar nur 19. und Letzter, lag aber bis zu einem Frontflügelschaden auf Punktekurs.

Lawson, sagt Ralf Schumacher in seiner Rennanalyse, die um 15 Uhr auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de live gestreamt wird, habe im Moment "Riesenprobleme, mit dem Auto klarzukommen. Der Red Bull ist unheimlich schwer zu fahren, selbst Max Verstappen sagt das." Trotzdem würde er davon "abraten, jetzt zu wechseln. Weil ich glaube: Jeder tut sich schwer, der jetzt neben Max Verstappen kommt. Ich würde daher empfehlen, Liam noch eine Chance zu geben und zu hoffen, dass es in Suzuka besser passt und vor allem das Auto besser wird, denn ich glaube, in erster Linie liegt es am Team, das Auto zu verbessern."

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Ferrari-Kollision am Start: War Leclerc gehandicapt?

Für McLaren begann das Rennen genau nach Plan: Zwar kam Russell am Start von den Top 3 am besten weg (um 0,08 Sekunden schneller von 0 auf 200 km/h als Piastri). Doch in der ersten Kurve musste er sich hinter Piastri einfädeln, und dadurch hatte der von P3 kommende Norris auf der Außenbahn das Momentum auf seiner Seite. Russells versuchter Konter in Kurve 6 war harmlos und nicht von Erfolg gekrönt.

Auf P4 kam Hamilton vor Leclerc aus der ersten Runde zurück. Die beiden Ferraris gingen in der Schneckenkurve an Verstappen vorbei - und Leclerc bremste beim Richtungswechsel so spät, dass er mit seiner linken Frontflügel-Endplatte Hamiltons rechtes Hinterrad berührte. Dem entging das nicht: "Ich wurde von jemandem getroffen!"

"Charles hat einen kaputten Flügel", meldete Verstappen aus der Beobachterposition an seine Box - und lag damit richtig: "Wir haben 20 bis 30 Punkte Verlust an der Front. Wenn wir überleben können, bleiben wir draußen", funkte Leclercs Renningenieur. Leclerc antwortete entschlossen: "Wir können überleben."

Im Nachhinein bewertet Leclerc die Situation als "Rennunfall. Ich war auf der Innenseite. Ich wollte eigentlich gar nicht überholen, sondern mich nur für Kurve 3 richtig positionieren. Ich habe gesehen, dass Lewis gegen ein Auto außen verteidigt hat. Ich habe nicht erwartet, dass er zurückzieht. Als er das tat, war ich überrascht. Dann konnte ich nicht mehr viel machen, aber Lewis auch nicht, weil er mich nicht gesehen hatte. Alles in allem war es einfach unglücklich, dass es zwischen unseren Autos passiert ist. Aber zum Glück ging es bei keinem von uns um das Rennen."

In Runde 4 war dann der Arbeitstag von Fernando Alonso (Aston Martin) vorbei. Pierre Gasly (Alpine), im Ziel dann Elfter, war beim Hinterherfahren schon aufgefallen, dass die Bremsen des Spaniers brannten. Und wenig später musste der tatsächlich die Box ansteuern: "Ich habe keine Bremsen. Ich kann nicht mehr bremsen."

War McLaren so dominant wie erwartet?

Im Wissen, dass Shanghai 2025 auch eine Reifenschlacht werden würde, schlug der McLaren-Express zwar ein zügiges Tempo ein, um im Hinblick auf DRS-Attacken von hinten sicher zu sein. Doch Piastri und Norris managten ihre Pace. "Ich glaube, die teilen sich die Reifen ein", beobachtete Mathias Lauda im Live-Kommentar von ServusTV.

Nach acht Runden lag Piastri 1,3 Sekunden vor Norris, 2,9 Sekunden vor Russell und 4,7 Sekunden vor Hamilton. Verstappen hatte auf P6 8,9 Sekunden Rückstand. Lauschte man am Boxenfunk, konnte man hören, dass McLaren von Vollgas weit entfernt war. Norris etwa erhielt einmal die Instruktion: "Geh ausgangs Kurve 12 noch stärker vom Gas, denn das strapaziert den linken Vorderreifen. Achte auf deine Pace in Kurve 11."

Erste Boxenstopps: Wie kam Russell an Norris vorbei?

In Runde 13 kamen Hamilton und Verstappen als erste Fahrer aus der Spitzengruppe zum Reifenwechsel. Beide steckten, wie von Pirelli empfohlen, von Medium auf Hard um. Eine Runde später kamen auch Piastri und Russell rein - obwohl Russell kurz zuvor noch gefunkt hatte: "Ich denke, es ist ein Stopp." Eine Variante, die Pirelli vor dem Start so gut wie ausgeschlossen hatte.

Wieder eine Runde später waren Norris und Leclerc (bei dem der lädierte Frontflügel übrigens nicht gewechselt wurde) drin. Zu spät aus McLaren-Sicht: Durch den Undercut von einer Runde ging Russell an Norris vorbei und lag somit an dritter Stelle. Denn in Führung lag kurzzeitig Albon, dessen Williams-Box offenbar mit einem langen ersten Stint plante. Für den Thailänder ein nettes Geschenk zum 29. Geburtstag.

Doch Norris ließ den Positionsverlust nicht lange auf sich sitzen. In Runde 19, beim Anbremsen der ersten Kurve, ging er mit DRS an Russell vorbei, um wieder Jagd auf Piastri machen zu können. Der hatte seinen Vorsprung trotz eines nicht ganz perfekten Boxenstopps inzwischen auf 2,9 Sekunden vergrößert.

Boxenfunk: Gab es eine Stallorder bei Ferrari?

Bei Leclerc spürte man wenig vom kaputten Frontflügel. Nach dem Boxenstopp, auf harten Reifen, konnte er sogar ein höheres Tempo anschlagen als Hamilton. Der schlug proaktiv vor: "Ich denke drüber nach, Charles vorbeizulassen. Ich habe gerade zu kämpfen." Vom Team kam die Bestätigung: "Wir werden die Autos in Kurve 14 tauschen."

Doch zumindest in Runde 19 kam es dann doch nicht zum Platztausch. Und als auch in Runde 20 nichts passierte, wunderte sich Leclerc: "Tauschen wir jetzt oder nicht?" Und regte sich auf: "Das ist schade. Die Pace ist da." Worauf Hamilton dann doch reagierte und zu Beginn der 21. Runde Platz machte. "Tut mir leid", entschuldigte sich der Renningenieur bei Leclerc. Der war jetzt Vierter, 1,5 Sekunden hinter Russell - und konnte Hamilton sofort aus der DRS-Sekunde abschütteln.

Hamilton wandte sich danach an seinen Renningenieur Riccardo Adami: "Gebt mir ein bisschen Feedback, Jungs, kommt schon! Ich brauche Feedback, wo ich Zeit verliere." Worauf Adami antwortete: "Ausgang Kurve 13." Eine Info, die Hamilton so kommentierte: "Ja, das habt ihr mir schon gesagt."

Leclerc machte indes, in Russells Windschatten, eine andere Beobachtung: "Der Mercedes ist aus Kurve 12 raus wie ein Dragster. Unglaublich! Die Traktion, die die da haben, ist unglaublich." Was es ihm schwer machte, gegen Russell, den er rein vom Speed her zumindest in der Phase wahrscheinlich im Griff gehabt hätte, aus eigener Kraft zu überholen.

Was passierte mit der zweiten Boxenstopp-Serie?

An der Spitze verwaltete McLaren indes weiterhin den Vorsprung. Als Norris angewiesen wurde, er möge etwas schneller fahren, legte der sein Veto ein: "Ich will nicht wieder in der dirty Air von Oscar sein." Also kommunizierte die McLaren-Box auch mit Piastri und funkte dann an Norris: "Wir haben das andere Auto gebeten, dir zu helfen." Sprich: Auch Piastri sollte jetzt Gas geben.

Das war Norris offenbar zu wenig. Er meckerte ein paar Runden später wieder: "Könnt ihr ihm bitte sagen, ein bisschen schneller zu fahren? Sonst bin ich in seiner dirty Air, und ich möchte mir die Reifen nicht kaputtmachen." Dass er dabei das F-Wort verwendete ("I don't wanna fuck my tyres") dürfte aus FIA-Sicht okay sein. Am Boxenfunk soll so eine Wortwahl bekanntlich nicht mehr sanktioniert werden.

Zu Halbzeit des Rennens lag Piastri drei Sekunden vor Norris und sechseinhalb vor Russell. Und in Runde 37 eröffnete Hamilton (zumindest vermeintlich) die zweite Boxenstopp-Serie. Plangemäß nahm er auch für den dritten und letzten Stint einen Satz harter Pirellis.

Doch viele stellten in dieser Phase fest, dass die Reifen langsamer abbauten als vorhergesagt. Auf dem neuen Asphalt warf der steigende Grip mit zunehmendem Gummiabrieb alle Pirelli-Berechnungen über den Haufen. McLaren funkte jetzt Piastri an: "Wie sieht's aus, Oscar, können wir Plan A machen?" Antwort: "Ich denke, wir können bis zum Ende fahren." Pech für Hamilton: Er hatte seine Trackposition durch den Stopp an Verstappen verloren und war jetzt nur noch Sechster.

Verstappen spielte im Kampf um die Podestplätze übrigens keine Rolle: "Ich glaube, er war im ersten Stint zu vorsichtig", analysiert Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko im Interview mit Motorsport-Total.com. "Vielleicht hatte er im Kopf, wie schlecht der Medium-Reifen im Longrun war. Als wir ihn reingeholt haben, fuhr er noch eine grüne Sektorzeit. Das hat gezeigt, dass der Reifen noch nicht am Ende war. Und sobald wir auf den harten Reifen gewechselt haben, war Max auf dem gleichen Tempo wie die Spitzenfahrer."

Danach ging es für alle nur noch darum, die Reifen ins Ziel zu tragen. Außer Hamilton setzte in den Top 10 niemand auf eine Zweistoppstrategie. Gut 15 Runden vor Schluss zeigte das Radar dann noch einen möglichen Wetterumschwung an: Für die letzte Runde stand ein Regenschauer der Stufe 1 im Raum. Dazu kam es aber nicht mehr, und so blieb die Reihenfolge auf den vorderen Rängen unverändert.

Warum war doch ein Stopp möglich?

Die harten Reifen, sagt Piastri, seien "deutlich besser, als alle erwartet hatten" gewesen - "oder zumindest besser, als wir es erwartet hatten. Bis zum Ende durchzufahren, das war schon eine Überraschung. Aber eine angenehme." Norris stimmt zu: "Die meisten haben heute keine Einstoppstrategie erwartet." Nur Russell hatte "schon ziemlich früh das Gefühl, dass ein Stopp möglich sein könnte. Am Ende stellte es sich als etwas einfacher heraus, als wir alle wahrscheinlich erwartet hatten."

Dass Norris keine Attacke mehr gegen Piastri reiten konnte, sondern am Ende die Ziellinie herbeisehnte, um nicht noch hinter Russell zurückzufallen, lag an den Bremsproblemen: "Ich habe zwei, drei, vier Sekunden verloren. Ich hatte ein bisschen Angst. Aber wir haben überlebt und sind ins Ziel gekommen. Wir hätten es gerne ein bisschen versucht und Oscar ein wenig unter Druck gesetzt. Aber heute war das nicht drin."

Norris' Bremsproblem wurde "im Verlauf des Rennens immer schlimmer", bedauert McLaren-Teamchef Andrea Stella: "Das hat das gesamte Ergebnis gefährdet. Und das ist aus Sicht der Zuverlässigkeit natürlich einfach inakzeptabel. Denn wir dürfen keine Probleme haben, die ein solches Ergebnis gefährden."

Hatte Antonelli ein Problem?

Wenn Russell Dritter wird, sieht ein achter Platz für Antonelli auf den ersten Blick nicht gut aus. Trotzdem ist Mercedes-Teamchef Toto Wolff "sehr zufrieden" mit der Leistung des erst 18-jährigen Italieners, denn: "Er hatte einen extensiven Unterbodenschaden. Wir wissen nicht woher. Aber das Ding hat 30 Löcher, und mehrere von den Titanstreben fehlen. Deswegen ist das Auto von Anfang an nicht gegangen. Aber er hat sich nie beschwert. Er hat nur gesagt, er hat kein Heck. Und ist solide zu Ende gefahren und hat das Maximum rausgeholt."

Antonelli fiel erst nach dem Rennen ein, "wo ich mir den Schaden geholt haben könnte. Als Leclerc den Flügel verloren hat, bin ich mit dem Unterboden darübergefahren. Ich habe in dem Moment nicht wirklich gedacht, dass es einen Schaden gab. Aber offensichtlich hatte ich dann doch zu kämpfen."

Was war beim Sauber-Team los?

Für das Sauber-Team begann das Rennen denkbar ungünstig. Hülkenberg kam zwar passabel von der Linie weg, doch im zweiten Teil der Schneckenkurve trug es ihn neben die Strecke, und so wurde er nach hinten durchgereicht. "Ich habe Übersteuern bekommen am Ausgang von Kurve 3 und bin voll ins Kies neben die Strecke geraten", ärgert sich Hülkenberg. "Wir haben uns bei dem Ausritt ziemlich viel Schaden am Unterboden zugezogen und irgendwo am Frontflügel. Von daher war das Auto danach aerodynamisch nicht mehr intakt. Da ging dann leider nicht mehr viel."

Teamkollege Gabriel Bortoleto rutschte in der dirty Air des Bearman-Haas in Kurve 8 auf den letzten Platz ab. So bildeten die beiden zunächst das einsame Schlusslicht. Und dort blieben sie auch. Hülkenberg versuchte, mit einer Einstoppstrategie durchzufahren. Dadurch hatte Bortoleto in der Schlussphase die um sechs Runden frischeren Reifen und konnte Hülkenberg noch auf der Strecke überholen. Am Ende die Plätze 17 und 18 für das Sauber-Duo.

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