Warum Lando Norris mit "Front-Graining" überhaupt nicht klarkommt
McLarens MCL39 ist schnell, aber launisch - besonders Lando Norris kämpft mit Front-Graining. Kann er seinen Fahrstil anpassen, um Piastri Paroli zu bieten?
(Motorsport-Total.com) - Die aktuelle Formel-1-Saison zeigt bisher, dass McLaren mit dem MCL39 ein extrem konkurrenzfähiges, aber auch ein scheinbar schwer beherrschbares Auto auf die Strecke gebracht hat. Besonders für Lando Norris scheint der Wagen in bestimmten Situationen eine größere Herausforderung darzustellen als für seinen Teamkollegen Oscar Piastri.
Ein entscheidender Faktor dabei ist das sogenannte "Front-Graining", also die ungleichmäßige Abnutzung der Vorderreifen, mit der Norris deutlich stärker zu kämpfen hat als Piastri. Besonders auf der Strecke in Shanghai scheint der Australier dadurch die Oberhand zu bekommen.
"Es ist schnell genug - aber launisch"
Lando Norris beschreibt das Fahrverhalten des MCL39 als ambivalent. Zwar habe er keine Zweifel daran, dass es eines der schnellsten Autos im Feld sei, doch sei es äußerst anspruchsvoll, eine perfekte Runde hinzubekommen.
"Ja, das habe ich schon oft gesagt. Es ist immer noch schnell genug. Wir haben nie daran gezweifelt, dass es das schnellste Auto ist. Es kann nur manchmal etwas launisch sein." Dennoch machte er im Sprint einige Fehler, die seiner Meinung nach nicht auf das Auto zurückzuführen seien: "Heute lag es nicht daran. Heute waren es einfach Fehler von meiner Seite, das ist alles."
Set-up-Änderungen und die Herausforderung des Graining
Im Laufe des Wochenendes nahm McLaren einige Veränderungen am Fahrzeug vor, um die Performance zu verbessern. Trotzdem bleibt für Norris ein Problem bestehen, das ihn besonders beschäftigt: Front-Graining. Der junge Brite erklärte nach dem Sprint deutlich, dass diese Art von Reifenverschleiß ihm große Probleme bereitet.
"Immer wenn wir mit Graining an der Vorderachse zu kämpfen haben, ist das für mich persönlich ein großes Problem. Es war also ein schwieriges Wochenende, weil ich damit nicht gut zurechtkomme. Ich bin in dem Bereich einfach nicht stark genug." Ein Problem, das laut Teamchef Andrea Stella nicht allein durch Set-up-Änderungen gelöst werden kann.
Andrea Stella: "Für Landos Fahrstil eine größere Einschränkung"
McLaren-Teamchef Andrea Stella sieht zwei Hauptfaktoren, die Norris besonders beeinträchtigen: Einerseits das Verhalten der Reifen auf diesem speziellen Asphalt, andererseits die Charakteristik des Fahrzeugs selbst. "Das betrifft beide Fahrer, aber für Lando ist es aus meiner Sicht eine größere Einschränkung, wenn man seinen Fahrstil und die Art betrachtet, wie er Rundenzeit generiert."
Diese Kombination macht es für Norris besonders schwierig, mit der Balance des MCL39 zurechtzukommen. Das zeigte sich insbesondere im Sprint, in dem Piastri mit den Reifen deutlich besser umgehen konnte - auch, weil er weniger im Verkehr unterwegs war.
Sollte McLaren das Set-up entschärfen?
Angesichts dieser Herausforderungen stellt sich die Frage, ob es für McLaren nicht sinnvoller wäre, ein weniger aggressives, aber stabileres Set-up zu wählen. Stella räumt ein, dass man bereits in diese Richtung gearbeitet habe: "Wir haben definitiv einige Verbesserungen vorgenommen und zwischen dem Sprint und dem Qualifying Set-up-Änderungen umgesetzt, die das Auto für beide - Oscar und Lando - etwas leichter fahrbar gemacht haben."
Dennoch könne man einige der grundlegenden Einschränkungen nicht allein durch das Set-up beseitigen: "Das sind eher fundamentale Dinge an der Fahrzeugarchitektur, die wir für dieses Wochenende nicht ändern konnten." Damit deutet Stella an, dass es sich bei Landos Problemen um tiefere strukturelle Herausforderungen handelt, die nicht kurzfristig lösbar sind.
Fazit: Ein schmaler Grat für Norris
Die Leistungen von Lando Norris in dieser Saison zeigen, dass er in einem perfekt funktionierenden McLaren zu den schnellsten Fahrern im Feld gehört. Doch wenn das Auto nicht optimal liegt oder die Reifen sich nicht im gewünschten Fenster befinden, fällt es ihm schwerer, das Potenzial des MCL39 auszuschöpfen. Zudem häufen sich dann Fahrfehler.
Während McLaren weiter daran arbeitet, die Abstimmung des Autos zu verbessern, bleibt für Norris die Aufgabe, seinen Fahrstil weiter anzupassen und insbesondere das Reifenmanagement zu optimieren. Denn wie er selbst zugibt: "Es sind viele verschiedene Dinge. Aber auch: Oscar hat einen guten Job gemacht, und ich eben keinen perfekten. Es ist eng - und ich habe den Preis dafür bezahlt, dass ich nicht gut genug war."