• 22. März 2025 · 06:00 Uhr

Hamilton straft seine Kritiker ab: "Rom wurde nicht an einem Tag erbaut"

Lewis Hamilton feiert im Sprint von Shanghai seinen ersten Erfolg für Ferrari: Was der Brite seinen Kritikern mitgibt und welche Schlüsselfaktoren den Sieg brachten

(Motorsport-Total.com) - Lewis Hamilton belehrt seine Kritiker eines Besseren: Schon an seinem zweiten Rennwochenende mit Ferrari feiert der Brite im Sprint von China seinen ersten kleinen Sieg in Rot, gewinnt vor Oscar Piastri und Max Verstappen: "Einfach fantastisch", jubelt Hamilton nach dem Aussteigen.

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Lewis Hamilton winkt der Menge zu: Erster Erfolg mit Ferrari in China Zoom Download

"Ab der ersten Runde an diesem Wochenende hatte ich ein gutes Gefühl. Wir haben mit den Ingenieuren hervorragende Arbeit geleistet, und auch die Mechaniker haben ganze Arbeit geleistet, um das Auto perfekt abzustimmen - heute fühlte sich alles großartig an", lobt Hamilton, der zu bedenken gibt: "Shanghai und China insgesamt waren für mich seit meinem ersten Rennen hier im Jahr 2007 immer ein guter Ort. Ich liebe es, auf dieser Strecke zu fahren."

Am Samstag geht es dabei für Hamilton aus mittlerweile fast schon ungewohnter Position los: "Von Pole zu starten, ist eine ganz andere Perspektive. Es ist schon lange her, dass ich dieses Bild vor mir hatte", sagt der Ferrari-Star und verrät: "Ich bin extra früh ins Auto gestiegen, um den Moment bewusst zu erleben und zu genießen." Dabei habe er in sich "eine innere Stille, die ich lange nicht gespürt habe" vernommen.

Hamilton: "Max war an einigen Stellen sehr nah dran"

Für Hamiltons Konzentration offenbar förderlich, denn: "Der Start war stark, und schon nach ein paar Runden hatte ich das Gefühl, das Rennen unter Kontrolle zu haben. Aber natürlich haben die Verfolger Druck gemacht, vor allem Max war an einigen Stellen sehr nah dran." Doch Verstappen zahlt schnell den Preis dafür: Die Reifen des Red-Bull-Piloten bauen ab, er wird wenig später von Piastri überholt und fällt auf den dritten Platz zurück.

Zu diesem Zeitpunkt ist Hamilton vorne aber schon um 3,5 Sekunden enteilt, baut seinen Vorsprung bis ins Ziel auf fast sieben Sekunden aus. Dabei bereitet das Graining der Reifen auch dem Briten laut eigener Aussage zunächst Sorgen, aber "nach Runde sechs oder sieben habe ich meinen Rhythmus gefunden - und ab da lief es wirklich gut", so Hamilton.

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Nicht mehr einzuholen: Lewis Hamilton war zu schnell für McLarens Oscar Piastri Zoom Download

Dabei berichtet er: "Der neue Asphalt bietet enormen Grip, aber das macht es auch umso schwieriger, die Reifen zu schonen. Allerdings hatten wohl alle zu kämpfen." Die meisten sogar deutlich mehr als Hamilton, denn der Blick in die Daten offenbart, dass der Ferrari-Pilot zusammen mit Alpines Pierre Gasly das beste Reifenmanagement hatte und dadurch im Schnitt auch 0,27 Sekunden schneller war als Verfolger Piastri.

Ex-Formel-1-Pilot Christian Klien lobt bei ServusTV: "Er hat das Rennen kontrolliert, das war wirklich Meisterklasse. Es ist natürlich bei einem Rennen, wo das Graining, also das Abrubbeln der Reifen so dominant ist, ein Vorteil, vorneweg zu fahren: Dein Auto wird perfekt angeströmt, du kannst dir den Reifen besser einteilen."

Technik-Experte: "Genau das, was Hamilton brutal liebt"

Auch für Experte Philipp Brändle, der jahrelang als Aerodynamik-Ingenieur bei Mercedes eng mit Hamilton zusammenarbeitete, steht der Umgang mit den Pneus im Vordergrund: "Lewis ist ein Reifenflüsterer, das war er schon immer, aber es muss natürlich das Auto ein bisschen hergeben - und es scheint, als dass er sich wohlfühlt", sagt der Österreicher bei ServusTV. Dabei ist ihm aufgefallen: "Der Ferrari ist wirklich eine Macht auf der Geraden."

"Wir haben das auch gestern verfolgen können: Am Kurvenausgang und auf der Geraden ist der Ferrari extrem stark, also die scheinen eine sehr stabile Hinterachse zu haben, und dadurch eine super Traktion - und das ist zum Beispiel genau das, was der Hamilton brutal liebt. Der hat zu unserer Zeit bei Mercedes jedes Mal gesagt, wir brauchen mehr Hinterachse, mehr Abtrieb hinten. Vielleicht hat er das bei Ferrari jetzt letztendlich gefunden", ordnet der Techniker ein.

Kein Vergleich ist der Auftritt in China bis dato in jedem Fall zu dem in Melbourne eine Woche zuvor. Auch Hamilton berichtet: "Natürlich war das erste Rennen schwierig. Ich glaube, viele unterschätzen, wie anspruchsvoll es ist, sich in einem neuen Team zurechtzufinden, sich einzugewöhnen, die Abläufe zu verstehen und die Kommunikation zu optimieren."

So habe in Australien beispielsweise das Set-up nicht ganz seinen Vorstellungen entsprochen, außerdem habe er sich bewusst "noch eher zurückgehalten, um zu beobachten, wie das Team arbeitet, anstatt meine gewohnten Abläufe durchzusetzen", erklärt Hamilton. Nach dem Rennen sei er mit seinem Renningenieur aber ins Detail gegangen, um mehr "in die Richtung, die ich mir vorstelle" zu arbeiten - offensichtlich mit Erfolg, denn das Gefühl im Auto sei nun "deutlich besser".

Wenig Verständnis hat der Ferrari-Neuzugang vor diesem Hintergrund aber für "die Vielzahl an Kritikern und Kommentaren, die ich gehört habe - oft von Menschen, die entweder keine Erfahrung in dieser Situation haben oder sich der Herausforderungen einfach nicht bewusst sind", sagt der Rekordweltmeister.

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Jubel in Rot: Lewis Hamilton herzt seinen Vater und die Ferrari-Mechaniker Zoom Download

"Ich möchte nicht wirklich auf sie eingehen, aber wir leben in einer Zeit, in der viele Menschen jede Gelegenheit nutzen, um negativ zu sein - selbst bei den kleinsten Dingen. Das ist eine der Herausforderungen unserer heutigen Gesellschaft", bemängelt Hamilton "oft eine fehlende Wertschätzung".

Dabei nennt er auch zwei Fahrerkollegen als Beispiel und gibt zu bedenken: "Wenn man sich Sebastian Vettel oder Fernando Alonso anschaut: Sie haben in ihren neuen Teams anfangs gute Leistungen gezeigt, aber nachhaltiger Erfolg braucht Zeit und Aufbauarbeit. Genau das versuche ich hier. Ich will nichts überstürzen, sondern mit dem Team wachsen." Hamilton ist überzeugt: "Dieses Team hat enormes Potenzial, und dafür, dass es erst das zweite Rennen ist, haben wir bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt."

Hamilton bittet um Geduld: "Ein Marathon, kein Sprint"

Allein: Dass er mit seinem ersten Erfolg in Rot auch die Erwartungen der Tifosi entfacht, das bereitet ihm keine Sorge: "Ich spüre keinen Druck. Natürlich weiß ich, was es für die Tifosi bedeutet. Ich kenne die Fans, ich kenne das Team, und ich weiß, wie sehr sie sich einen Sieg wünschen", erklärt der Brite: "Aber wie ich neulich schon sagte: Rom wurde nicht an einem Tag erbaut - es geht Schritt für Schritt."

Hamilton glaubt: "Wir dürfen nicht zu weit vorausdenken, müssen weiter hart arbeiten, konzentriert bleiben und mit Bedacht vorgehen. Das Wichtigste ist, ruhig zu bleiben." Deswegen sei es mit Blick auf den Teilerfolg am Samstag auch "schwer, in Worte zu fassen, was das für ein Gefühl ist: Natürlich war es 'nur' ein Sprint-Rennen und nicht der Hauptrennen-Sieg, aber es ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung."

Umso wichtiger ist es für den Briten, nun nicht den Fokus zu verlieren: "Wir kehren jetzt an unsere Schreibtische zurück und konzentrieren uns auf das nächste Qualifying am Nachmittag. Es ist noch ein langer Weg, ein Marathon, kein Sprint. Also müssen wir geduldig bleiben", mahnt Hamilton.

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Scuderia-Star Hamilton fuhr der Konkurrenz im Sprint auf und davon Zoom Download

Zwar stimme die Basis, weshalb der Ferrari-Star auch vor dem Kampf um die Startplätze für den Grand Prix am Sonntag "nicht zu viel verändern" will am Auto, doch das Ergebnis vom Sprint "bedeutet nicht automatisch, dass wir die Favoriten sind. Das Qualifying gestern war unglaublich eng, und es wird entscheidend sein, keine Fehler zu machen", sagt er.

Wenngleich Hamilton also augenscheinlich am Boden bleibt, für das Selbstvertrauen des 40-Jährigen ist der Erfolg am Samstag aber dennoch ein großer Boost, vermutet Experte Klien: "Ich glaube, das macht sehr viel aus, für seinen Kopf, aber auch teamintern, dass er schon die Leute auch ein bisschen auf seine Garagenseite rüberzieht. Weil Charles Leclerc war halt schon die klare Nummer eins, ist schon lange dort und von Ferrari großgezogen quasi."

Deswegen erklärt der Ex-Formel-1-Pilot: "Da ist es wichtig, wenn du als neuer Fahrer in ein Team kommst, dass du auch die Leute so ein bisschen emotional auf deine Seite holst - das hat er geschafft und das war jetzt, beim zweiten Rennen der Saison, ganz wichtig."

Leclerc lobt Hamilton und hadert: "Liegt an mir selbst"

Hamiltons etablierter Stallkollege Leclerc muss sich im Sprint mit Rang fünf begnügen, beißt sich dabei die Zähne an Mercedes-Pilot George Russell aus. Dennoch berichtet er hinterher: "Ich würde dem Auto keine Schuld geben, denn Lewis macht damit einen großartigen Job. Bei mir liegt es wirklich an mir selbst. Bis jetzt habe ich mich mit dem Auto in seiner aktuellen Form einfach nicht wohlgefühlt."

Dabei verrät Leclerc: "Ich bin beim Set-up einen etwas anderen Weg gegangen als Lewis, aber ich glaube nicht, dass das allein der Grund ist. Ich habe auf dieser Strecke historisch gesehen immer Schwierigkeiten gehabt - und dieses Wochenende ist da keine Ausnahme", so der Monegasse, der trotzdem klarstellen will: "Aber das ist keine Ausrede. Ich muss reagieren, und das Qualifying ist eine gute Gelegenheit, um die Wende einzuleiten."

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