• 21. März 2025 · 16:35 Uhr

Weiche Linien, effektiv beim Bremsen: Wo Hamilton die Pole geholt hat

Analyse: Wie Lewis Hamilton mit einem anderen Fahrstil als Charles Leclerc den Grundstein für seine Sprint-Pole beim Grand Prix von China gelegt hat

(Motorsport-Total.com) - Nach einem enttäuschenden Wochenende in Australien hat Ferrari in China zu sich selbst zurückgefunden - mit einer überraschenden Poleposition für Lewis Hamilton, der seinen ersten großen Moment in Rot feierte. Auch wenn McLaren unter seinen Möglichkeiten blieb, trug der siebenmalige Weltmeister selbst maßgeblich zum Unterschied bei. Ein Blick auf die Zahlen zeigt, wie er sich seine erste Pole im SF-25 sicherte.

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Lewis Hamilton war im Sprint-Qualifying in Shanghai der Schnellste Zoom Download

Es gibt Emotionen, die man nie vergisst: der erste Tag in Maranello, das erste Rennen im Ferrari - und eben auch die erste Pole im roten Overall. Auch wenn diese Pole "nur" für den F1-Sprint am Samstagmorgen zählt, hatte sie dennoch etwas Magisches. Selbst Hamilton zeigte sich nach dem Qualifying überrascht.

Nach dem schwachen Auftakt in Australien brachte das zweite Wochenende in Rot die erste echte Freude in seiner neuen Ära - und das auf einer besonders anspruchsvollen Strecke. Die Kombination aus unterschiedlichen Kurventypen verlangt den Fahrern vor allem beim Anbremsen viel Vertrauen ab. Genau dort machte Hamilton den Unterschied und fand die entscheidenden Hundertstel, um die McLaren-Fahrer, die ihr Potenzial nicht ausschöpfen konnten, zu schlagen.

Ein Schlüsselfaktor war der Wechsel vom Medium- auf den Softreifen, mit kaum Vergleichsdaten und nur einem einzigen Versuch. Der Druck war hoch. Ferrari entschied sich für eine einzelne schnelle Runde, während McLaren zwei Anläufe auf demselben Reifensatz wählte. Laut Daten hätte Lando Norris um die Pole kämpfen können - ohne seinen Fehler in Kurve 13. Doch zwei schnelle Runden auf einem Satz haben ihre Tücken. McLaren hatte eigentlich die beste Ausgangslage, aber Hamilton nutzte den entscheidenden Moment.

Die Daten: So hat Hamilton die Pole geholt

Wo genau entschied er das Qualifying für sich? Hamilton selbst verwies auf seinen ersten Sektor, wo er rund eine Zehntel schneller war als zuvor - ähnlich wie seine Rivalen. Der eigentliche Unterschied lag jedoch nicht in der Rundenzeit allein. Auf einem Kurs, auf dem das Reifenmanagement entscheidend ist - nicht zuletzt wegen des hohen Reifendrucks, den Pirelli vorschreibt -, war es wichtig, den Gummi in den ersten Kurven nicht zu überlasten. Genau das wurde Charles Leclerc in seinem letzten SQ3-Versuch zum Verhängnis.

In der Telemetrie zeigt sich Hamiltons Herangehensweise deutlich: Seine Verzögerungsphase unterscheidet sich, weil er eine weitere Linie fährt und die Reifen weniger aggressiv beansprucht. So kann er das Gaspedal früher und länger offenhalten. Bei den höheren Temperaturen im Vergleich zum ersten Freien Training war das entscheidend, um die Vorderreifen nicht zu überhitzen.

Im Gegensatz dazu wählte Leclerc eine engere Linie, um möglichst wenig Strecke zurückzulegen. Ein Bereich, mit dem er 2024 schon zu kämpfen hatte. Norris war in seinem letzten Versuch zwar noch schneller, belastete dafür aber die Vorderachse stark.

Im mittleren Sektor glänzte Hamilton mit Bestzeit - besonders in Kurve 6 sowie der Kombination 7/8/9. Die Telemetrie zeigt: Ferrari - und Hamilton im Speziellen - war mit hohem Tempo in Kurve 8 unterwegs, vergleichbar mit Max Verstappen im Red Bull. Gegenüber McLaren hatte Hamilton dort sogar die Nase vorn.

Das unterstreicht die Eigenschaften des MCL38, den selbst die Fahrer als etwas nervöser bezeichnen, trotz seiner grundsätzlichen Wettbewerbsfähigkeit. Auch zeigt sich, wie Hamilton mit dem Gaspedal spielt, es verzögert einsetzt, aber dann länger offenhält - auch wenn er in Kurve 9 nicht ganz so effektiv war.

Dritter Sektor: Noch einmal gezittert ...

Im dritten Sektor sah es etwas anders aus. Mit geöffnetem DRS hielt sich der SF-25 gut, verlor nur ein km/h auf Red Bull, gewann aber fünf km/h auf McLaren. Das half Hamilton, seinen Vorsprung auf die Papaya-Fahrzeuge auf dem langen Vollgasstück auszubauen.

Fast wäre ihm der Erfolg in der letzten Kurve entglitten: Dort war Hamilton der langsamste, verlor 13 km/h auf Piastri und acht km/h auf Verstappen. Eine Stelle, an der der siebenmalige Weltmeister noch Potenzial hat.

Wie schon in Australien fällt auf: In mittelschnellen bis schnellen Kurven mit scharfen Radien fehlt Hamilton, verglichen mit McLaren, Red Bull und auch Teamkollege Leclerc, noch etwas Vertrauen beim Einlenken. In Kurven mit weitem Radius kann er diese Schwäche besser kaschieren und findet dort eher in den Rhythmus mit dem Auto.

Nach dem Qualifying erklärte Hamilton, dass er sich in China deutlich wohler fühle als noch in Australien. Er beginne, aktiv am Set-up mitzuarbeiten, um das Auto mehr auf sich abzustimmen. Potenzial, das man in Melbourne nur erahnen konnte.

Die große Herausforderung wird über die Renndistanz kommen. Dort bleibt McLaren der härteste Gegner.

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