Jack Doohan stellt nach Melbourne-Crash klar: "Am Auto war nichts kaputt"
Nach Melbourne stellte Jack Doohan in den Raum, ein technisches Problem sei nicht auszuschließen, doch das war ein Irrtum, wie er jetzt zugibt
(Motorsport-Total.com) - Jack Doohan hat eingeräumt, dass sein Unfall in der ersten Runde des Grand Prix von Australien nicht auf ein technisches Problem, sondern auf einen Fahrfehler zurückzuführen war. Zwar seien die Rahmenbedingungen schwierig gewesen, sagt er und verweist etwa darauf, dass es sein allererstes Mal in einem Formel-1-Auto auf Intermediates war. Aber: "Am Ende des Tages gibt es keine Ausreden. Es ist, wie es ist. Es ist passiert. Natürlich wollte ich nicht, dass es in Runde 1 passiert - oder überhaupt in irgendeiner Runde. Aber es war eine harte Lektion. Haken dran. Kein Haken, den ich gerne gesetzt hätte, aber so ist es."
Doohan hatte sich unmittelbar nach dem Rennen in Melbourne noch über seinen Abflug auf regennasser Strecke gewundert, denn er habe seiner Auffassung nach "nichts Ungewöhnliches" gemacht. Und er hatte den Verdacht geäußert, "dass wir beim Hochschalten in den vierten Gang einen plötzlichen Anstieg der Drehzahl hatten".
Inzwischen ist ihm klargeworden, dass der Drehzahlanstieg keineswegs ungewöhnlich war. Der 22-Jährige möchte daraus jetzt seine Lektion lernen: "Beim nächsten Mal werde ich definitiv genau das machen, was ich auf dem Weg zur Startaufstellung gemacht habe, nämlich schon vor Kurve 3 hochschalten."
Doohan erklärt: Was genau passiert ist
Er habe "bei etwa 80 Prozent Gaspedalstellung in den vierten Gang geschaltet, und genau beim Schalten habe ich das Auto verloren", analysiert Doohan, der eigentlich genau das Richtige gemacht hat, nämlich nicht schon in der Kurve zu beschleunigen, sondern erst danach, als die Lenkradstellung wieder einigermaßen gerade war. Das kennt jeder, der schon mal auf Schnee und Eis Auto gefahren ist.
Aber: Dadurch, dass er sein Lenkrad wieder gerade hatte, mutete er dem Auto offenbar eine zu aggressive Beschleunigung zu und ein zu aggressives Hochschalten. "Ich habe das Lenkrad gerade gestellt, was eigentlich gut sein sollte. Aber dadurch hatten wir maximale Härte beim Hochschalten, und das hat mich dann gedreht", erklärt er.
Jetzt will er seine Lektion daraus lernen und sich abschauen, wie Teamkollege Pierre Gasly das gemanagt hat: "Ich denke, wir werden auch die Schalthärte an die andere Seite der Box angleichen." Das alles solle "keine Ausrede" sein, sondern "für mich heißt das: nächstes Mal entweder noch vorsichtiger sein oder früher schalten. Also vor der Kurve."
"Das ist ein Zusammenspiel, wie das System versucht, dich nicht rauszuwerfen. Aber weil das Lenkrad zwar gerade war, aber eben nicht ganz gerade, und dann noch die weiße Linie dazukam ... Am Ende habe ich es verbockt. Da müssen wir nicht zu tief einsteigen. Ich bin der Fahrer, ich bin verantwortlich. Klar, vielleicht haben die Umstände nicht geholfen, aber ich lerne draus. Ich werde definitiv mit weniger Gas fahren - also mit weniger Prozent - und früher hochschalten."
Um Missverständnissen vorzubeugen, stellt Doohan vor dem Grand Prix von China am kommenden Wochenende auch klar: "Am Auto war nichts kaputt. Ich habe den Fehler gemacht. Und ich habe ihn akzeptiert."
Doohan steckt Rückschlag gut weg
Er wirkt dabei nicht so, als stecke er den Kopf in den Sand. Dabei wäre das ein Leichtes, angesichts der ohnehin kursierenden Gerüchte, Alpine-Berater Flavio Briatore wolle ihn lieber früher als später durch Franco Colapinto ersetzen. Vielleicht hilft Doohan dabei auch, dass er mit seinem Vater Mick Doohan, der Motorradlegende, jemanden an seiner Seite weiß, der im Motorsport schon alle möglichen Triumphe und Rückschläge erlebt hat.
Sein Vater habe "selbst viel durchgemacht: harte Rückschläge, große Unfälle, Comebacks. Und er weiß besser als jeder andere, wie schnell sich diese Welt dreht und wie schnell man wieder aufstehen muss. Er wäre sogar mit nur einem Bein wieder aufs Motorrad gehüpft. Also ja, er ist eine großartige Stütze an meiner Seite", unterstreicht Doohan.
Immerhin: Selbst Formel-1-Experten wie Marc Surer haben ihm nach Melbourne attestiert, bis zum Crash sei sein "Speed gar nicht so schlecht" gewesen. Daran zieht sich Doohan jetzt hoch: "Es gab so viele positive Aspekte an diesem Wochenende, selbst wenn sie nicht unbedingt im Rampenlicht standen oder durch ein Ergebnis sichtbar waren. Und das war für mich viel wichtiger als der Fehler, der passiert ist."
Auch seitens des Alpine-Teams gab es keine Schuldzuweisungen: "Jack ist im Rennen leider nicht sehr weit gekommen", sagt Rennleiter Dave Greenwood zwar. Aber: "Das ging vielen anderen Fahrern genauso, die deutlich mehr Erfahrung haben als er. Daher kann man ihm das nicht allzu sehr ankreiden."
Und auch in puncto Ersatzteile wähnt sich der französisch-englische Rennstall auf der sicheren Seite: "Es ist zu diesem Zeitpunkt der Saison immer eine Herausforderung, aber wir haben die nötige Anzahl an Ersatzteilen in der Garage, um an diesem Wochenende Rennen zu fahren. Wir müssen etwas vorsichtiger sein als sonst, aber nichts davon sollte die Fahrer beeinträchtigen. [...] Wir haben genug Ersatzteile in der gleichen Spezifikation, um sicherzustellen, dass wir die technischen Abnahmen bestehen."