• 19. März 2025 · 13:15 Uhr

"Reifenverschleiß deutlich höher": So hängte McLaren Red Bull ab

Bei Red Bull will man das Melbourne-Wochenende nicht überbewerten, gesteht aber, dass McLaren bei den Reifen dort einen viel besseren Job gemacht habe

(Motorsport-Total.com) - "Wir haben gesehen, was wir eigentlich eh schon wussten: dass unser Reifenverschleiß deutlich höher ist", resümiert Red Bulls Helmut Marko nach dem Formel-1-Saisonauftakt 2025 in Melbourne im ORF. Max Verstappen belegte dort den zweiten Platz hinter Lando Norris.

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McLaren hatte Red Bull am Sonntag über weite Strecken klar im Griff Zoom Download

Im Ziel trennten den McLaren-Fahrer und den Weltmeister dabei lediglich 0,895 Sekunden. Allerdings wurde das Rennen durch gleich drei Safety-Car-Phasen neutralisiert, weshalb dieser geringe Abstand nicht das wahre Kräfteverhältnis in Australien widerspiegelt.

Als nämlich das Safety-Car in Runde 34 nach dem Unfall von Fernando Alonso zum zweiten Mal auf die Strecke kam, lag Verstappen bereits mehr als 18 Sekunden hinter Norris. Dabei hatte er noch bis zu einem Fehler in Runde 17 mit dem Briten mithalten können.

Davor lag der Niederländer nämlich an zweiter Stelle und nur rund eine Sekunde hinter Norris. Heißt: In den 17 Runden danach verlor er rund ebenso viele Sekunden auf den McLaren. Die Datenanalyse zeigt, dass der Weltmeister in dieser Phase des Rennens sogar teilweise 1,5 Sekunden pro Runde langsamer war.

McLaren bei den Reifen in "ihrer eigenen Liga"

Für Helmut Marko kam dieser Einbruch nicht überraschend. "So sechs, acht Runden können wir mithalten, dann bauen unsere Reifen stärker ab", erklärt er und betont: "Das ist es, woran wir massiv arbeiten müssen, dass das Auto die Reifen nicht derartig stark beansprucht."

"Das Seltsame ist, dass sie [die Reifen] sehr gut aufwärmen, aber auch einen sehr geringen Abbau haben", hat Red-Bull-Teamchef Christian Horner derweil bei McLaren beobachtet und erklärt: "Normalerweise geht das eine auf Kosten des anderen."


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McLaren dagegen schaffe es, die Reifen schnell auf Temperatur zu bringen, diese aber gleichzeitig später nicht zu überhitzen. "Die sind in ihrer eigenen Liga", stimmt auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff zu und betont: "Wir wissen, wir haben genauso viel Downforce."

"Aber die schaffen halt, den Reifen richtig zu attackieren. Und wenn wir das tun, dann kochen wir ihn", grübelt der Österreicher, während Landsmann Marko für Red Bull fordert: "Der Reifen muss in der Aufwärmphase schneller kommen und muss auch länger halten."

Norris und Piastri in Qualifying und Rennen schnell

Denn McLaren überzeugte nicht nur im Rennen durch einen geringen Reifenabbau, auch im Qualifying am Samstag war man zuvor bereits schnell und belegte die Positionen eins und zwei. Verstappen hatte als bester Nicht-McLaren-Pilot bereits knapp vier Zehntel Rückstand auf die Polezeit von Norris.

"Wir wollten einfach ein Auto entwickeln, das die Reifen besser schont", verrät Teamchef Andrea Stella und ergänzt: "Bislang haben die Longruns in diese Richtung gedeutet. Aber es könnte sein, dass wir auch auf einer einzelnen Runde einen Vorteil erzielen."


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"Der letzte Sektor hier ist ein Sektor, in dem der Abtrieb dominiert. Das gibt uns ermutigende Anzeichen in Bezug auf das Verhalten und die Qualitäten unseres Autos", so Stella. Schaut man sich nämlich die einzelnen Sektorenzeiten im Qualifying an, findet man Norris und Oscar Piastri auch im letzten Streckenabschnitt auf P1 und P2.

Verstappen dagegen konnte auf seiner schnellsten Q3-Runde im ersten Sektor noch halbwegs mit Norris mithalten und setzte im Mittelsektor sogar die absolute Bestzeit. Im dritten Sektor war er dann allerdings mehr als drei Zehntel langsamer als Norris, was darauf schließen lässt, dass seine Reifen da bereits abbauten.

Vorsprung für McLaren "eine kleine Überraschung"

Stella macht derweil keinen Hehl daraus, dass McLaren sich über den Winter genau auf diesen Bereich konzentriert hat. "Wir haben gesehen, dass das Auto sehr gut mit den Reifen interagiert, denn im ersten Stint konnten wir eine Lücke zu den anderen Autos aufmachen", so der McLaren-Teamchef.

"Und ich denke, das liegt nicht nur am Auto selbst, sondern auch daran, wie schonend das Auto mit den Reifen umgeht", betont Stella und erklärt zufrieden: "Das Auto scheint einige der Ziele, die wir uns gesetzt haben, erreicht zu haben. Das Ausmaß werden wir mehr in den nächsten Rennen sehen."

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McLaren Fanartikel

Denn während er zwar zugibt, dass man in Australien weit vorne war, was "eine kleine Überraschung" gewesen sei, erinnert man bei McLaren auch daran, dass erst ein Rennen gefahren sei und Melbourne als Rennstrecke auch nicht wirklich repräsentativ sei.

Zustimmung gibt es da von Red Bull. "Man sollte da nicht zu viel hineininterpretieren, denn diese Strecke ist ziemlich einzigartig", betont Horner und erklärt, China werde "die erste repräsentative Rennstrecke" in diesem Jahr sein. Denn auch der Wintertest in Bahrain sei mit Vorsicht zu genießen.

Behebt eine bessere Balance auch das Reifenproblem?

Dass Verstappen am Ende des Rennens, nach einer weiteren Neutralisierung, doch noch einmal mit Norris mithalten konnte, ist für Stella derweil "keine Überraschung", denn: "Es sind Verstappen und Red Bull. Sie wissen, wie man schnelle Autos baut, sie wissen, wie man schnell fährt, und sie wissen, wie man unter solch kniffligen [...] Bedingungen gut fährt."

Zumal der letzte Stint extrem kurz war und Verstappen bis zum Zieleinlauf lediglich elf Runden auf seinen Intermediates abspulte. Das Problem mit dem massiven Reifenabbau aus dem ersten Stint, als der Niederländer insgesamt 34 Runden auf dem Intermediate fuhr, kam hier also nicht zum Tragen.


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"Für uns ist das ein sehr solider Start in ein Jahr, das ein Marathon werden wird", betont Horner, der verrät, dass das diesjährige Auto "viel ruhiger als der RB20" sei. "Das gibt uns eine gute, dynamische Plattform, um das Auto im Laufe der Saison [...] weiterzuentwickeln", betont er.

"In der Gesamtheit muss das Auto leichter auszubalancieren sein", nennt Marko einen zweiten wichtigen Punkt neben den Reifen, und auch Horner bestätigt: "Wenn man ein Auto hat, das sehr gut ausbalanciert ist, sieht die ganze Welt anders aus." Heißt: Mit einer besseren Balance wird womöglich auch die Reifenbehandlung automatisch besser.

Red-Bull-Lösungen erst in "drei bis fünf Rennen"

Einziges Problem: In ein bis zwei Wochen wird sich das nicht lösen lassen - und erst recht nicht bis zum nächsten Rennen in China, das schon an diesem Wochenende ansteht. "Da müssen wir schon drei bis fünf Rennen abwarten. Wir haben eine Entwicklung in der Pipeline, aber das braucht Zeit", betont Marko.

Auch in Schanghai sieht sich Red Bull also nicht in der Favoritenrolle. "Wir freuen uns darauf, nach China zu fahren und mehr über das Auto zu lernen, mehr über einige seiner Limitierungen. Die McLarens werden dort schnell sein, daran habe ich keinen Zweifel", erklärt Horner.

"Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Balance entwickelt", so der Red-Bull-Teamchef, und McLaren-Boss Zak Brown erinnert derweil bei Sky: "Wir haben letztes Jahr gesehen, dass Max die ersten sechs, sieben Rennen gewonnen hat, oder wie viele auch immer es waren, und dann eine kleine Durststrecke hatte."

Verstappen gewann im Vorjahr fünf der ersten sieben Rennen, musste im weiteren Saisonverlauf zwischenzeitlich aber doch noch um den WM-Titel zittern. Brown betont daher: "Ich denke also, wir müssen einfach so weitermachen wie bisher."

Denn auch wenn McLaren in Melbourne einen starken Eindruck hinterließ, muss das keine Garantie für die weiteren 23 Rennwochenenden sein.

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