• 17. März 2025 · 07:22 Uhr

Oliver Oakes dünnhäutig: Masepin-Frage und Doohan-Gerüchte nerven ihn

Oliver Oakes gibt zu, dass möglicherweise das Alpine-Team selbst einen Beitrag dazu geleistet hat, dass Jack Doohan zuletzt medial so im Fokus stand

(Motorsport-Total.com) - Oliver Oakes war am Beginn seiner Medienrunde am Sonntagabend nach dem Grand Prix von Australien nicht gut zu sprechen. Ein Journalist wollte gleich zum Einstieg wissen, wie es denn um seine Kontakte zu Dmitri Masepin bestellt ist, also jenen russischen Oligarchen, der als Putin-Freund gilt und dessen Sohn Nikita einst für Oakes' Hitech-Team Formel 3 und Formel 2 gefahren ist.

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Oliver Oakes gefielen einige der Fragen nach dem Rennen in Melbourne nicht Zoom Download

Eine legitime Frage, sollte man meinen, schließlich wurde Masepin am Rande der Bahrain-Tests erstmals seit langer Zeit wieder im Formel-1-Paddock gesehen. Dass alte Bekannte dabei mal wieder miteinander plaudern, ist per se nichts Verwerfliches, und niemand hätte Oakes deswegen gleich unterstellt, in der Frage des Ukrainekriegs eine fragwürdige Position zu beziehen.

Aber das Thema gefiel dem 37-jährigen Engländer ganz und gar nicht. Das, was die Frage insinuiert habe, "stimmt nicht", stellte er griesgrämig klar, und: "Du hast das ja gleich zuallererst gefragt!" Nur um die eigentliche Frage komplett zu ignorieren: "Was soll's, machen wir weiter. Kann bitte jemand, der normal ist, eine Frage stellen?"

Aber die Fragen wurden danach nicht wesentlich erfreulicher. Alpine hatte im ersten Rennen der Saison 2025 keine Punkte geholt. Pierre Gasly kam zwar als Elfter ins Ziel, aber Jack Doohan schmiss sein Auto gleich in der ersten Runde in die Mauer. Ausgerechnet jener Jack Doohan, den Flavio Briatore angeblich ohnehin am liebsten durch Testfahrer Franco Colapinto ersetzen würde.

Doohan: War die Technik am Crash schuld?

Doohan wunderte sich nach dem Crash, er habe seiner Auffassung nach "nichts Ungewöhnliches" gemacht, und äußerte den Verdacht, "dass wir beim Hochschalten in den vierten Gang einen plötzlichen Anstieg der Drehzahl hatten". Eine interessante Erklärung, denn eine ähnliche Vermutung hatte auch Carlos Sainz unmittelbar nach dessen Abflug unter Safety-Car-Bedingungen in den Raum gestellt.

Laut ORF-Experte Alexander Wurz nicht ausgeschlossen, dass so etwas vorkommen kann: "Da hat vermutlich die Power der Batterie eingesetzt." Aber auch denkbar, dass der plötzliche Drehzahlanstieg einfach daher ruhte, dass die Hinterreifen durchdrehten, weil der Fahrer ohne Grip auf nasser Strecke zu viel Gas gab.

Oakes erwähnte in seiner Analyse jedenfalls nichts von irgendwelchen Tuningproblemen der Powerunit: "Jack wurde einfach von der weißen Linie überrascht", sagt der Alpine-Teamchef, macht Doohan deswegen aber keinen großen Vorwurf und verweist auf ähnliche Patzer der Routiniers Fernando Alonso und Sainz: "Er war nicht der Einzige, dem das passiert ist."

Seine Aufgabe sei es jetzt, "ihm einfach den Arm um die Schulter zu legen", sagt Oakes, denn: "Von sechs Rookies haben nur zwei das Rennen beendet. Und es war ja nicht einmal ein Fehler, den man ihm direkt ankreiden könnte. Natürlich ist es etwas, das man vermeiden will - aber es war kein normaler Rennunfall oder eine dumme Aktion."

Immerhin: Der Speed hat gepasst

Doohan selbst hatte sein Malheur schnell weggesteckt. Sein Vater Mick (der fünfmalige Motorrad-Weltmeister, nach dem Michael und Corinna Schumacher ihren Sohn Mick benannt haben) wirkte unmittelbar nach dem kurzen Heim-Grand-Prix mehr angefasst als Doohan jun. Der sagt: "Das Positive ist, dass wir die Pace haben und ich schnell war."

"Es wäre schlimmer, wenn ich die Geschwindigkeit nicht gehabt hätte und trotzdem gecrasht wäre. Aber wir haben die Pace, und das ist entscheidend. Ich weiß, dass wir, wenn wir alles richtig zusammenbringen, eine richtig starke restliche Saison haben können", meint Doohan. Eine Einschätzung, die Oakes übrigens teilt: "Er hat ein großartiges Wochenende hinter sich."

Der 22-jährige Australier, von Helmut Marko kürzlich als Junior der C-Kategorie und damit indirekt als schlechtester Rookie des Jahrgangs 2025 gebrandmarkt, lieferte in Melbourne für einen, der teamintern angezählt sein soll, stark ab. In Sachen Speed fuhr er über weite Strecken auf einem Niveau mit Pierre Gasly. Manchmal war er sogar schneller.

Im Qualifying am Samstag "wäre Platz 8 oder sogar Platz 7 möglich gewesen", ist Doohan überzeugt. Doch Lewis Hamilton stand am Ende von Q2 in entgegengesetzter Fahrtrichtung, und so musste Doohan seine bis dahin schnellste Runde abbrechen. Oakes bestätigt: "Ich denke, er wäre sehr nah an Pierre dran gewesen. Oder vielleicht sogar leicht vor ihm."

Flavio Briatore: "I control you every millimetre"

Die Gerüchte um einen Fahrerwechsel werden allerdings nach Melbourne nicht verstummen. Alpines PR-Abteilung hatte über den Winter beharrlich auf Doohans bestehenden Vertrag verwiesen. Aber dann veröffentlichte Netflix den Trailer zur neuen Staffel von "Drive to Survive", und in diesem wurde eine Szene gezeigt, in der Briatore zu Doohan sagt: "I control you every millimetre."

Frei übersetzt: "Ich kontrolliere jeden Schritt, den du machst." Was nach außen nicht gerade so aussieht wie ein Gespräch zwischen einem Entscheider und einem Rennfahrer, der felsenfest in seinem Sattel sitzt. Weswegen Oakes jetzt zugeben muss: "Wir haben selbst viel von diesem Lärm verursacht. Ganz offen gesagt: Wir haben ihn nicht in die beste Position gebracht."


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"Andererseits: Wir haben als Team die Verantwortung, Leistung zu bringen. 900 Menschen sind darauf angewiesen, dass wir die richtige Entscheidung für das Team treffen. [...] Wir haben jetzt drei oder vier Ersatzfahrer. Mit Blick auf die Zukunft ist das richtig. Aber ich fühle mit Jack, denn letztendlich haben wir wahrscheinlich mit unseren eigenen Entscheidungen diesen ganzen Rummel losgetreten."

"Das ist etwas, das er selbst durchstehen muss. Ich kann nicht immer für ihn einstehen. Er muss auf der Strecke seine Leistung sprechen lassen - und ich finde, das hat er getan. Von meiner Warte aus war er absolut professionell im Umgang mit der ganzen Situation im Team. Er hat nie gejammert oder schlechte Laune verbreitet. Er hat einfach weitergemacht."

"Flavio", erzählt Oakes mit einem Grinsen im Gesicht, "hat mal gescherzt, dass es damals, als er noch die Queens Park Rangers besaß, mit Fußballspielern genauso war. Und jetzt haben wir eben eine ganze Ersatzbank voller Fahrer. Ich denke, Flavios Mentalität ist nicht ganz verkehrt. In der Formel 1 weiß man schließlich nie, was als Nächstes kommt."

Klärendes Gespräch am Rande des Bahrain-Tests

Doohan habe er am Rande des Bahrain-Tests mal in Ruhe zur Seite genommen, um ein Gespräch darüber zu führen, wie die Situation mit Colapinto und den überbordenden Gerüchten wirklich ist. Was dort im Detail besprochen wurde, verrät Oakes nicht. Aber er sagt: "Er weiß, wie die Formel 1 funktioniert. Man muss liefern.

"Also habe ich ihm gesagt: 'Du hast hier eine unglaubliche Chance, also blende alles aus und konzentriere dich. Wenn du gut bist und mit solchen Dingen umgehen kannst, dann verdienst du es, in der Formel 1 zu sein. Am Ende des Tages gehörst du zu den 20 Fahrern hier - und du musst liefern, egal was passiert."

Oakes ist überzeugt davon, dass die Gerüchte um Colapinto auch ganz bewusst angeheizt wurden, um den Argentinier ins Cockpit zu schreiben. Colapinto war 2024 im Williams phasenweise sehr schnell, wenn auch nicht fehlerlos - und bringt den Support eines ganzen Landes mit. Inklusive der Latino-Dollars der mit ihm assoziierten Sponsoren.

"Aus meiner Sicht wäre alles anders verlaufen, wenn es sich nicht um einen Reservefahrer mit einer großen Fangemeinde und all dem medialen Rummel gehandelt hätte", sagt Oakes. "Es war ein relativ ruhiger Winter, abgesehen von Lewis' Wechsel. Die Leute haben etwas gesucht, worüber sie schreiben können. Aber hoffentlich kehrt in den nächsten ein, zwei Rennen Ruhe ein. Das wäre wirklich schön."

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