• 16. März 2025 · 10:08 Uhr

Schaden am Unterboden: Lando Norris mit Handicap im Kampf mit Verstappen

Lando Norris erlebte einen turbulenten Auftaktsieg in Melbourne: Nach einem Ausflug ins Kiesbett war der Unterboden beschädigt, was den Schluss erschwerte

(Motorsport-Total.com) - Dass McLaren nach dem Saisonauftakt in Australien die WM-Führung innehaben würde, das war im Vorfeld von vielen Seiten erwartet worden, doch der Sieg von Lando Norris in Melbourne hing am seidenen Faden. Zwar hatte McLaren zwischenzeitlich einen komfortablen Vorsprung auf Max Verstappen, am Ende aber kam der Niederländer weniger als eine Sekunde hinter Norris ins Ziel.

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Lando Norris musste sich in der Schlussphase Max Verstappen erwehren Zoom Download

Der Brite hatte mächtig zu kämpfen, den viermaligen Weltmeister in der Schlussphase hinter sich zu halten. "Das war so stressig, aber auch so befriedigend", meint er nach dem Rennen. Das hatte natürlich einerseits damit zu tun, dass das das Feld durch das Safety-Car wieder zusammengeführt wurde, aber auch mit einem Fehler von Norris.

Der McLaren-Pilot rodelte einmal durch den Kies, als es im letzten Sektor stärker zu regnen begann. Dabei beschädigte er sich möglicherweise seinen Unterboden und hatte dadurch im Duell mit Verstappen am Ende einen Nachteil.

Ob der Schaden wirklich von diesem Abflug kam oder durch ein anderes Ereignis, kann Teamchef Andrea Stella noch nicht mit Sicherheit sagen, dafür muss McLaren erst in den Daten schauen, wann der Performanceverlust einsetzte. Fakt ist aber, dass am Ende des Rennens ein Verlust da war.

"Hätte nicht so schwierig sein sollen"

"Ein Problem, das wir in den letzten Runden des Rennens mit Lando hatten, war, dass sein Unterboden ziemlich stark beschädigt war", bestätigt Stella. "Dadurch verlor er - ich habe die genauen Zahlen noch nicht gehört - aerodynamische Performance, was bedeutete, dass er nicht die volle Pace des Autos nutzen konnte."

Anhand der Pace von Oscar Piastri, der sich unter anderem Lewis Hamilton noch sehenswert schnappte, konnte McLaren sehen, wie stark das Auto eigentlich in den letzten Runden war. "Unter normalen Bedingungen hätte es für Lando also nicht so schwierig sein sollen", so der Teamchef.

Dass es überhaupt noch einmal eng wurde, war Fernando Alonso zu verdanken, der mit seinem Abflug in Runde 33 das Safety-Car notwendig machte. Zu diesem Zeitpunkt hatte McLaren einen Vorsprung von rund 17 Sekunden auf Verstappen herausgefahren.

Danach war das Feld natürlich zusammengeschoben, die McLaren fuhren harte Reifen, Verstappen Mediums. Alles wartete aber auf den drohenden Regen, der schließlich in Runde 44 auch einsetzte. Doch noch bevor es Norris und Piastri in die Box schaffen konnten, kamen sie in Kurve 14 von der Strecke ab.

Und während Norris wieder auf die Strecke fahren konnte, war Piastri für die folgende Kurve noch zu schnell und fuhr ein weiteres Mal auf das Gras.

Norris erklärt Abflug ins Kiesbett

"Zu dem Zeitpunkt hatten wir noch nicht die volle Temperatur in den Reifen", versucht sich Norris in einer Erklärung. Er wusste, dass es auf den harten Reifen für ihn schwieriger sein würde als für Verstappen, in diesen Bedingungen zurechtzukommen.

"Außerdem ist es als Führender immer ein Risiko, wie sehr man pushen kann. Man sieht ein paar Regentropfen auf dem Visier, und ich bekam von Will (Renningenieur Will Joseph; Anm. d. Red.) die Info, dass es im letzten Sektor etwas nieselt. Aber du weißt nicht, ob du fünf km/h langsamer fahren musst, zehn oder elf."

"Wenn du um elf verlangsamst, ist es vielleicht perfekt. Wenn du nur um zehn langsamer machst, fliegst du vielleicht ab", erzählt er. "Solche Entscheidungen zwei Meter vor dem Bremspunkt zu treffen, ist nicht einfach - da muss man einfach improvisieren."

Am Ende war Norris angesichts des Regens einfach ein bisschen zu schnell für die Kurve. "Und als ich in den Rückspiegel geschaut habe, habe ich gesehen, wie auch Oscar durch das Kiesbett gefahren ist und Max aufgeholt hat", schildert er. "Das war ein extrem stressiger Moment, weil da alles hätte schiefgehen können."

Bei McLaren reagierte man und holte Norris sofort an die Box, um ihm Intermediates zu geben. Er ist sich sicher: "Wäre ich draußen geblieben, hätte Max mich wahrscheinlich überholt, weil er auf den Mediums in einem besseren Fenster war als ich mit den Hards."

Als Führender in der schwierigsten Position

Rückblickend betrachtet, war das die richtige Entscheidung. Zwar blieb Verstappen draußen, doch auch der viermalige Weltmeister musste zwei Runden später zum Reifenwechsel und kam ein ganzes Stück hinter dem McLaren wieder auf die Strecke.

Zu dem Zeitpunkt war die Entscheidung für Norris und seine Crew aber knifflig: "Es ist einfach eine schwierige Situation, wenn man in Führung liegt und nicht genau weiß, was man mit den Reifen machen soll", sagt er. Denn als Führender hat er natürlich am meisten zu verlieren.


F1: Grand Prix von Australien (Melbourne) 2025 - Sonntag

"Man weiß im Grunde, dass hinter einem irgendjemand die richtige Entscheidung treffen wird - einfach weil er zockt und es für ihn aufgeht. Ich wollte nicht riskieren, dass jemand aus dem Mittelfeld mit einem Glücksspiel plötzlich das Rennen gewinnt", sagt er.

"Deshalb habe ich sichergestellt, dass wir vorbereitet sind. Ich habe meinen Teil getan, indem ich die Jungs an der Boxenmauer und das gesamte Team im Mission Control Center auf dem Laufenden gehalten habe, damit wir die Lage richtig einschätzen und die richtige Entscheidung treffen."

Entscheidung in letzter Sekunde

Die Entscheidung wurde dann laut ihm buchstäblich "eine halbe Sekunde bevor ich an die Box kam" getroffen - während er gerade versuchte, sein Auto nach dem Ausrutscher abzufangen.

"Für mich hat sich heute gezeigt, dass schon leichter Nieselregen einen großen Einfluss haben kann - besonders auf den harten Reifen. Das hat uns letztlich geholfen, schnell genug die Entscheidung zum Boxenstopp zu treffen", so Norris.

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Lando Norris Fanartikel

"Hinter den Kulissen passiert natürlich noch viel mehr, als ich überhaupt mitbekomme. Ein Großteil der Arbeit wird vom Strategieteam geleistet, und dafür gebührt ihnen heute viel Anerkennung. Sie haben über den Winter hinweg viel Zeit und Mühe investiert, um sich in diesem Bereich weiter zu verbessern."

"Heute ging es nicht nur darum, das Auto schnell zu fahren - ein großer Teil des Erfolgs lag auch in der Strategie. Deshalb verdanke ich Will und dem gesamten Strategie-Team heute wirklich viel."

Reifen sorgen am Ende für Nachteil

Womöglich kam Norris aber doch eine Runde zu früh rein, weil die Hälfte der Strecke komplett trocken war. "Fast wie ein Spa-Rennen", grinst er. "Man weiß nicht genau, wie viel man auf dem trockenen Teil pushen kann, und ich habe die Intermediates ziemlich schnell zerstört."

Und das habe ihm am Ende des Rennens auch Probleme gegen Verstappen bereitet, "weil die Reifen durch die trockenen Abschnitte schon ziemlich hinüber waren". Vor allem die Vorderreifen bereiteten ihm ein wenig Sorgen. "Man konnte sehen, wie sich das Gummi an den Kanten bereits aufrollte", sagt er.

Hinzu kam dann noch die Beschädigung des Unterbodens. "Ich wusste also, dass mein Pace-Vorteil nicht mehr so groß sein würde wie zu Beginn des Rennens", so Norris, der zudem bemerkt hatte, dass Verstappen auf nasser Piste zu Rennbeginn mit McLaren mithalten konnte. "Deshalb war mir klar, dass Max in den letzten Runden wieder schnell sein würde."

"Und ich wusste auch, dass er mehr riskieren würde - einfach weil es nur noch fünf, sechs, sieben Runden bis zum Ziel waren", so der Brite. Zudem passierte ihm dann in Kurve 6 ein Fahrfehler, bei dem er mit einem Rad ins Kiesbett geriet und Schwung verlor. "Das hat Max ermöglicht, in den DRS-Bereich zu kommen, und ab da half ihm DRS natürlich enorm, dranzubleiben."

Beruhigung vom Team

Für Norris wurde es in dem Moment schwierig. Er musste sich nicht nur dem Druck des Niederländers erwehren, sondern musste auch aufpassen, das Auto auf der Strecke nicht falsch zu platzieren.

"Wenn ich beim Einlenken zu nah an die weiße Linie komme - raus. Wenn ich in Kurve 6 innen den Kerb falsch treffe - raus. Wenn ich nur leicht ins Kiesbett rutsche, verliere ich den Schwung und er geht vorbei. Es gab so viele Kleinigkeiten, die schiefgehen konnten", schildert er.

"Ich musste mich also voll darauf konzentrieren, keine Fehler zu machen - nicht zu blockieren, nicht das Heck zu verlieren, nicht die Kerbs falsch zu treffen - und gleichzeitig schneller zu sein als je zuvor, weil da hinten jemand war, der genau das Gleiche versuchte. Es war stressig, da mache ich kein Geheimnis draus. Ich habe auch oft in die Spiegel geschaut."

"Aber selbst Will kam an den Funk und meinte, ich solle mich ein bisschen beruhigen. Er und mein Performance-Ingenieur erkennen ziemlich schnell, wenn ich zu viel pushe oder die Einlenkphase übertreibe", so Norris. "Sie sind dann sofort da und sagen mir, worauf ich achten soll, weil sie genau wissen, wo meine Schwächen liegen - gerade in so einer Situation."

Führung unter Druck: Neuland für Norris

Doch die Situation in Australien sei für ihn völlig neu gewesen, wie er meint. Denn dass er kurz vor Schluss ein Rennen anführt und Verstappen hinter ihm drückt, das gab es noch nicht. Und schon gar nicht unter diesen schwierigen Bedingungen.

"Vielleicht hat Max so etwas schon einige Male erlebt, gerade im Duell mit Lewis, und kann mit solchen Situationen einfach besser umgehen als ich", sagt er. "Für mich war es Neuland, also musste ich einfach schauen, wie ich damit klarkomme."


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"Aber ich bin echt happy, dass ich es durchgezogen habe, ruhig geblieben bin und mich in diesem Bereich im Vergleich zum letzten Jahr verbessern konnte." Der Lohn war am Ende der Auftaktsieg und die erste WM-Führung eines McLaren-Piloten seit 2012.

"Die Saison so zu starten, mit einem Sieg - das ist schon gut genug", meint er. "Aber es in so einem stressigen Rennen zu schaffen, in einem Rennen, in dem es so einfach gewesen wäre, einen Fehler zu machen und alles in Sekundenbruchteilen zu ruinieren, macht es umso besonderer."

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