Stallorder bei McLaren? "Oscar hat einen echt guten Andrea-Akzent drauf ..."
Die beiden McLaren-Piloten kämpfen in Australien um den Sieg und dürfen dabei frei fahren: Lando Norris und Oscar Piastri kennen die Grenzen, glaubt Andrea Stella
(Motorsport-Total.com) - "Papaya-Regeln" hin, Stallorder her - auf die beiden McLaren-Piloten richten sich am Sonntag in Melbourne alle Augen in der Formel-1-Welt: Lando Norris und Teamkollege Oscar Piastri starten nebeneinander aus der ersten Reihe in den Großen Preis von Australien! Doch wie geht das Team damit um?

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Oscar Piastri und Lando Norris kämpfen in Australien um den Sieg für McLaren Zoom Download
"Oscar kann eine wirklich gute Andrea-Imitation, vielleicht möchte er es aus seiner Perspektive erklären - oder vielleicht sogar im Zak-Akzent", lacht Norris in der Pressekonferenz am Samstag nach dem Qualifying im Albert Park. Doch bei aller guten Stimmung im Weltmeisterteam, der Brite stellt auch klar: "Natürlich haben wir bereits Gespräche darüber geführt, denn wir sind uns bewusst, dass wir in dieser Saison öfter in solche Situationen kommen werden."
Norris verrät: "Es gibt klare Regeln, die wir nicht überschreiten dürfen. Beide Autos müssen das Rennen beenden, das steht außer Frage. Aber wir sind auch Wettkämpfer, das ist klar." Der Brite weiß: "Wir beide wollen gewinnen, dennoch gibt es Grenzen - ein wenig mehr Platz hier und da." Aber grundsätzlich gilt: "Wir haben die Freiheit zu kämpfen, um Rennen zu gewinnen."
Piastri über Heimsieg: "Werde alles dafür tun"
Piastri, der direkt neben Norris sitzt, lässt keine Zweifel daran, was sein Ziel für Sonntag ist: "Ein Australier auf dem Podium, das ist schon eine Weile her, daher wäre das mal ein guter Anfang. Und wenn ich auf der obersten Stufe stehen kann, werde ich alles dafür tun, um das zu erreichen." Dabei gehe es ihm aber weniger um die "nationale Ehre", sondern mehr um sich: "Ich möchte es auch für mich selbst schaffen."
In Bezug auf Norris' Seitenhieb schmunzelt Piastri: "Ich glaube, die einzige Andrea-Imitation, die ich hinbekomme, bezieht sich auf einige der innovativen Dinge an unserem Auto, die inzwischen jeder gesehen hat." Zum Duell mit seinem Teamkollegen auf der Strecke sagt der Australier: "Wir haben die Freiheit, gegeneinander zu fahren. Ich will genauso gewinnen wie Lando, er hat es gut zusammengefasst."
Dabei gelte jedoch in jedem Team, "nicht nur bei McLaren, die oberste Regel: Kein Kontakt. Wir müssen uns gegenseitig den nötigen Raum lassen", so Piastri: "Wenn sich Gelegenheiten ergeben, werden wir sie nutzen. Aber am Ende des Tages fahren wir für das Team - und das ist das Entscheidende. Wir haben oft betont, dass unsere Zusammenarbeit im letzten Jahr ein entscheidender Faktor für den Gewinn der Konstrukteurs-WM war. Das muss man anerkennen."
Norris: "Wird nochmal eine Besprechung geben"
Auch Norris stimmt in diesen Tenor mit ein: "Unser respektvoller Umgang miteinander und die Ordnung, wenn es darauf ankam - gerade in der zweiten Saisonhälfte, als äußere Einflüsse eine Rolle spielten, das war entscheidend", erinnert sich der Brite. Wenngleich er auch darum bemüht ist, den Saisonstart diesbezüglich richtig einzuordnen: "Im Moment gibt es keine derartigen Faktoren, daher freuen wir uns beide auf das Rennen. Natürlich wird es morgen früh nochmal eine Besprechung geben, aber das ist ganz normal."
Teamchef Andrea Stella bereitet die Konstellation mit seinen Fahrern an der Spitze ebenfalls kein Kopfzerbrechen. Er erinnert sich am Samstag mit Blick zurück auf die letzte Saison lieber noch einmal daran, "wie beeindruckt und stolz ich auf die Professionalität und die positive Zusammenarbeit unserer beiden Fahrer war". Wenngleich der Italiener einräumt: "Natürlich gab es einige Situationen, die wir genauer analysieren mussten, um Verbesserungen zu finden - Monza war sicherlich eine davon."
Doch im Winter habe man abermals "intensiv daran gearbeitet, uns weiterzuentwickeln. Lando und Oscar stehen voll und ganz hinter unserem Ansatz", der laut Stella "eine Mischung aus klaren Prinzipien" sei. Der McLaren-Teamchef erklärt: "Ich nenne sie bewusst nicht Regeln, denn Regeln beziehen sich auf spezifische Szenarien, doch in der Realität gibt es eine Vielzahl an möglichen Situationen." Prinzipien seien indes "eine übergeordnete Leitlinie".
Noch wichtiger wertet Stella aber das "übergeordnete Ziel", das jedes Teammitglied, also auch die Fahrer, stets im Blick behalten sollen: "Das Wohl des Teams steht über allem", sagt der Italiener, und fügt hinzu: "Die interne Konkurrenz betrachten wir aus dieser Perspektive." In Australien habe sich aber bereits gezeigt, dass das gegenseitige zu Höchstleistungen Pushen, durchaus Vorteile für das ganze Team mit sich bringe:
Stella über Wettkampf: Ganz McLaren profitiert davon
So berichtet Stella etwa, dass seine beiden Piloten "an unterschiedlichen Stellen der Strecke" jeweils ihre individuellen Stärken hätten - und in weiterer Folge beim Telemetriestudium viel voneinander lernen konnten: "Dass wir heute die erste Startreihe komplett für McLaren besetzt haben, liegt nicht nur an der Performance des Autos, sondern auch daran, dass die Fahrer durch diesen Lernprozess ihre Rundenzeiten verbessert haben", glaubt der Italiener.
Deswegen sehe er sich gemeinsam mit McLaren-CEO Zak Brown auch vollends in der Politik bestätigt, auf "zwei starke Fahrer im Team" zu setzen: "Das ermöglicht Wachstum und maximiert das gesamte Potenzial." Einer der Gründe, warum das Papaya-Team bereits im Vorfeld des Rennens in Australien den bestehenden Vertrag mit Lokalmatador Piastri langfristig verlängerte - unabhängig davon, welcher von beiden Piloten am Sonntag das bessere Ende für sich verbuchen kann.