• 15. März 2025 · 10:00 Uhr

Performance bringt Instabilität: McLaren musste um dominante Pole kämpfen

McLaren fährt im Qualifying von Australien auf Platz eins und Platz zwei und spricht von einer Momentaufnahme - Beide Fahrer bekommen es erst am Schluss richtig hin

(Motorsport-Total.com) - McLaren ist seiner Favoritenrolle beim Formel-1-Qualifying in Australien gerecht geworden. Mit einer Zeit von 1:15.096 Minuten sicherte sich Lando Norris die erste Poleposition der neuen Saison vor seinem Teamkollegen Oscar Piastri, der mit 0,084 Sekunden Rückstand als einziger einigermaßen mithalten konnte (Formel 1 2025 live im Ticker).

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Lando Norris holt sich die erste Poleposition der neuen Saison Zoom Download

Die Konkurrenz wurde schon einigermaßen distanziert: Weltmeister Max Verstappen, der Dritter wurde, fehlten schon knapp vier Zehntelsekunden auf die Spitze. "Ich habe die Runde gut zusammenbekommen - sie war sauber, ohne Fehler, und das hat gereicht", freut sich Norris. "Also bin ich zufrieden", sagt der Brite und spricht von einem "perfekten Start in die Saison".

Allerdings versaute er damit seinem Teamkollegen und den Heimfans in Melbourne so ein wenig den Moment. Denn zwischenzeitlich ging Piastri unter großem Jubel auf den Tribünen in Führung, bevor Norris das Publikum schnell wieder verstummen ließ und noch einen draufsetzte.

"Ich bin schon ziemlich traurig", scherzt er, weil er eigentlich niemanden verärgern möchte. "Aber das ist mein Job, und dafür werde ich bezahlt. In meinem Vertrag steht, dass ich so schnell wie möglich fahren muss", sagt er. "Ich bin froh, dass ich meinen Job gemacht habe."

Piastri kann sich nichts vorwerfen

Piastri selbst kann aber auch mit Platz zwei zum Auftakt gut leben: "Ich würde nicht sagen, dass ich enttäuscht bin", entgegnet der Australier, weil er mit seiner Leistung zufrieden ist. "Wenn ich jetzt hier sitzen und sagen würde, ich hatte noch zwei Zehntel in der Tasche und habe es vermasselt, dann wäre ich ziemlich frustriert."

"Aber ich denke, ich habe an diesem Wochenende gut abgeliefert, und mehr kann ich von mir selbst nicht verlangen", so Piastri. "Natürlich gibt es immer Dinge, die man verbessern und noch besser machen kann, also werde ich mir anschauen, wo diese liegen. Aber insgesamt bin ich zufrieden mit meiner Leistung an diesem Wochenende."

McLaren machte es dabei aber unnötig spannend und setzte sich erst am Ende der Session an die Spitze. Nach der ersten Runde in Q3 hatte Piastri mit einer halben Sekunden Rückstand noch Rang vier belegt, Lando Norris hatte nach einem Tracklimit-Vergehen nicht einmal eine Sicherheitsrunde auf dem Papier.

"Es ist schwierig, weil man viele Risiken eingehen will, besonders auf dieser Strecke", schildert Norris. "Hier muss man sich voll committen und genau wissen, wo man hinfahren möchte. Sobald man einlenkt, hofft man in vielen Fällen einfach auf das Beste. In dieser Hinsicht will man also Risiken eingehen."

"Offensichtlich habe ich in meiner ersten Runde zu viele Risiken genommen und die Tracklimits überschritten, also war es danach schwierig einzuschätzen, wie viel Risiko ich noch eingehen sollte."

MCL39 im Grenzbereich ein Biest?

Das lag vor allem an einem McLaren MCL39, der doch nicht ganz so einfach zu fahren war. "Bislang war das unsere größte Herausforderung - auch bei den Testfahrten", so der Brite.

"Ich denke, das passiert, wenn man sich an diese Grenze herantastet. Man muss abwägen: Will man mehr Abtrieb? Oder soll das Auto vielleicht etwas leichter zu fahren sein?", sagt er. "Es ist eine schwierige Balance, besonders in so einem engen Wettbewerb, wenn man wirklich jede Kleinigkeit finden muss. Es gibt keine einfachen Fortschritte mehr. Alles hat seine Vor- und Nachteile."

McLaren habe seinen Boliden spürbar verbessert, "aber vielleicht auch etwas schwieriger zu fahren" gemacht, so Norris. "Aber es ist mein Job, genau dieses Limit zu finden, es nicht zu überschreiten und die richtige Balance zu treffen. Man kann nicht immer ein perfektes Auto haben. Ein guter Fahrer ist jemand, der auch ein schwieriges Auto fahren kann und mit dem klarkommt, was er bekommt."

Piastri bestätigt diese Aussagen: "Ich denke, dieses Wochenende war an manchen Stellen schwierig, aber nichts, was nicht handhabbar oder nicht lösbar wäre", sagt er. "Es war für alle ziemlich knifflig da draußen, und da wir die Grenzen dieser Reifen ausreizen, merkt man, dass sie schon seit einiger Zeit sehr empfindlich auf die Belastung der Autos reagieren.

"Es ist vielleicht nicht so einfach, wie man es sich wünschen würde, aber die grundlegende Pace ist definitiv da, wie man gesehen hat."

Er selbst war auf seiner ersten Q3-Runde in Kurve 11 ein wenig zu weit rausgekommen, wie er erklärt. "Ich denke, mit diesen Reifen und den hohen Temperaturen ist es so, dass sie, sobald man sie auch nur ein wenig rutschen lässt oder sie etwas Schmutz aufnehmen, stark abbauen."

"Das ist hier die Gratwanderung, und ich denke, das war bisher eine kleine Herausforderung mit unserem Auto. Es ist schnell, aber es kann auch plötzlich zuschnappen. Insgesamt bin ich aber ziemlich zufrieden mit meiner Leistung und werde mir anschauen, wo ich noch ein bisschen besser hätte sein können."

Pace nur "eine Momentaufnahme"

Generell kann McLaren mit der gezeigten Leistung zufrieden sein. Besser als Startreihe 1 kann es sowieso nicht sein, und die Konkurrenz wurde einigermaßen abgehängt. "Ich war positiv überrascht von dem Tempo, das wir in der Qualifikation hatten", meint Piastri, sieht das allerdings nur als "Momentaufnahme".

"Ich denke, die Schlagzeile wird jetzt wahrscheinlich sein, dass McLaren bei weitem am schnellsten ist, aber ich denke, es wird sich in den nächsten paar Rennen noch viel ändern, und ich denke, wenn wir nicht wissen, wer am schnellsten sein wird, dann weiß ich nicht, wie es jemand anderes wissen kann", so der Australier.

Norris möchte den Abstand ohnehin nicht überbewerten. Er sagt, dass bei den meisten Fahrern noch eine Zehntelsekunde drin sei, wenn nicht sogar zwei. Allerdings muss er zugeben, dass er überrascht ist, Ferrari nur in Startreihe vier zu sehen.


F1: Grand Prix von Australien (Melbourne) 2025 - Samstag

Denn bei McLaren hatte man vor der Qualifikation erwartet, dass die Scuderia der größte Gegner sein würde. "Ob das daran liegt, dass sie keine guten Runden hinbekommen haben oder weil sie einfach mehr mit dem Auto gekämpft haben, weiß ich nicht", so der Brite.

"Wir alle haben erwartet, dass Ferrari schneller ist. Sie waren das ganze Wochenende über genauso schnell wie wir, also liegt es eher daran, dass sie in der Qualifikation aus irgendeinem Grund nicht performt haben."

So holte Norris die Zeit gegenüber Piastri

Doch wo hat Norris seine Zeit im Vergleich zu Piastri überhaupt gewonnen? Es gibt zwei Schlüsselfaktoren, die ihre jeweiligen Runden definieren: Erstens, dass Piastri oft mehr Geschwindigkeit in die Kurven trägt, und zweitens, dass Norris' bewusstere Nutzung des Gaspedals auf etwas mehr Vertrauen in das Heck des Autos hinweist.

Immer wieder gewann Norris beim Beschleunigen an Zeit auf Piastri, während dieser meist später bremste. Das wurde unter anderem im schnellen Links-Rechts-Komplex von Kurve 9/10 sichtbar.

Der Brite ging etwa 30 bis 40 Meter früher vom Gas als Piastri und bremste vielleicht fünf bis zehn Meter früher. Dies kostete ihm eine Zehntelsekunde, die Norris jedoch beim Run auf Kurve 11 wieder gutmachte.

Die Entscheidung fiel in den letzten beiden Kurven, bis zu denen beide Fahrer gleichauf lagen. Es kam letztlich auf die Gasannahme an; Norris fand den entscheidenden Unterschied, indem er das Gaspedal etwas stärker durchtrat und dann einen kleinen zusätzlichen Lift nutzte, um das Auto zu stabilisieren, bevor er voll auf das Gaspedal trat, um die Gerade hinaufzuziehen.

Dass Norris bei den Gangwechseln proaktiver war, half, die Drehzahlen des Motors zu beruhigen und das Durchdrehen der Räder zu verhindern, was ihm den letzten Beschleunigungsschub verschaffte, den er brauchte, um die Pole von seinem Teamkollegen zu erobern.

Der finale Abstand mag winzig sein, aber ohne Norris' vorsichtigen Ansatz bei Kurve 9/10 könnte seine Polezeit eine Zehntelsekunde schneller sein.

Kann McLaren die Pace im Rennen halten?

Die Qualifikation hat das Papaya-Team erfolgreich gemeistert, aber kann man das auch in einen Erfolg am Sonntag umsetzen? Dort werden die Bedingungen komplett andere sein. Nicht nur, dass es dann deutlich kühler sein wird, auch Regen wird vermutlich eine Rolle spielen - und dann sollte man immer auf Verstappen aufpassen.

" Ich denke, wir sind in einer guten Position", sagt Norris. "Wir waren in Bahrain schon ziemlich ordentlich, und ich erwarte, dass wir hier ebenfalls stark sein werden. Letztes Jahr waren wir hier schon ziemlich gut - und das mit einem deutlich schlechteren Auto."


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Das Ziel des Teams ist ganz klar, mit beiden Autos ganz vorne zu landen. "Aber die Bedingungen werden unvorhersehbar sein, also müssen wir einfach gut vorbereitet sein. Mehr können wir nicht tun", so der Brite.

Oscar Piastri könnte im Falle eines Sieges sogar der erste Australier sein, der im Albert Park sein Heimspiel gewinnt. "Das wäre wirklich etwas Besonderes", lacht er. "Aber ich setze mir dieses Ziel nicht zu fest. Wir haben noch viel Arbeit vor uns, um das Rennen morgen bestmöglich zu nutzen."

"Aber natürlich, wenn ich ganz oben auf dem Treppchen stehen kann, werde ich alles tun, um das zu erreichen."

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