George Russell malt schwarz: Ist McLaren wirklich uneinholbar?
George Russell malt nach dem Qualifying in Australien schwarz und sieht McLaren für 2025 und auch 2026 mit deutlichen Vorteilen - Konkurrenz ohne Chance?
(Motorsport-Total.com) - Ist McLaren für die nächste Zeit uneinholbar - und potenziell auch für 2026? Das deutet Mercedes-Pilot George Russell nach dem Qualifying beim Saisonauftakt zur Formel 1 2025 (hier live im Ticker verfolgen) an und wähnt den Konkurrenten in einer hervorragenden Position.
"Sie haben so einen Vorteil, weil sie jetzt die Entwicklung stoppen können und sich voll auf 2026 konzentrieren können und es trotzdem schwierig wäre, den Rückstand aufzuholen", zeichnet der Brite ein düsteres Bild.
"Wenn du zu Beginn des Jahres sechs Zehntel Vorsprung hast, überwindet niemand diese sechs Zehntel im Laufe des Jahres. Also, McLaren ist momentan in einer Spitzenposition für jetzt und die Zukunft", so der Brite.
Doch ist die Lage wirklich so schlimm, wie Russell sie malt? Daten zufolge gewinnen Formel-1-Teams im Laufe einer Saison rund acht Zehntelsekunden. Die Polezeit von Lando Norris (1:15.096) war um etwa diesen Abstand schneller als die von Max Verstappen aus dem vergangenen Jahr (1:15.915).
Norris selbst war damals aber vier Zehntelsekunden langsamer, sodass McLaren eher 1,2 Sekunden gewonnen hat, Red Bull hingegen nicht einmal eine halbe Sekunde. Die große Winterentwicklungsphase ist aber durch, sodass ein größerer Vorsprung für McLaren tatsächlich schon ein Vorteil wäre.
Wie groß ist McLarens Vorsprung wirklich?
Nur: McLarens Vorsprung am Samstag betrug nur vier Zehntel auf Red Bull, denen der Albert Park auch nicht unbedingt liegt. Tendenziell scheint der Abstand geringer zu sein, zumal auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff nur von zwei Zehntelsekunden Rückstand auf McLaren spricht, weil Russell (Platz vier mit 0,450 Sekunden Rückstand) im letzten Sektor einen Fehler gemacht hat.
"Also denke ich, realistischerweise fehlen uns eineinhalb Zehntel, vielleicht zwei Zehntel auf den McLaren, das ist momentan die Basis", so der Österreicher bei Sky.
F1: Grand Prix von Australien (Melbourne) 2025 - Samstag
Lance Stroll (Aston Martin), Gabriel Bortoleto (Sauber) und Lando Norris (McLaren) Galerie
Aber die Basis von McLaren scheint das eigentlich nicht gewesen zu sein. Denn: "Ich glaube nicht, dass dieses Ergebnis das wahre Potenzial widerspiegelt. Sie hätten wahrscheinlich ein kleines Stück weiter vorne sein sollen", meint Wolff.
Auch für Russell selbst scheint der Rückstand größer zu sein: "Um ehrlich zu sein, hatten wir gehofft, dass wir näher dran sein könnten", hadert er nach dem Qualifying. "Aber das war die Realität."
Und sollte es am Sonntag trocken bleiben, "dann erwarte ich, dass sich der Rückstand auf McLaren durch die Rennpace noch vergrößert", so der Brite. "Unsere einzige Möglichkeit, McLaren zu schlagen, wäre, wenn wir in der ersten Runde vor sie kommen würden."
Sind die Reifen McLarens Bonus?
Russell hat auch schon einen Punkt ausgemacht, mit dem McLaren seinen Vorteil gegenüber der Konkurrenz holt: "Du musst dir nur ihre Stärke in Singapur anschauen, ihre Schwäche in Vegas und wie gut sie in Bahrain in der Rennpace waren. Es geht alles um die Reifen. Wenn du im dritten Sektor stark bist, deutet das nur auf die Reifen hin. Sie machen etwas ziemlich Besonderes, das ist sicher."
Die meisten anderen Teams schmierten im Qualifying hingegen im letzten Sektor ab, das hat er im ersten Q3-Versuch beobachtet: "Ich hatte eine wirklich gute Runde und habe drei Zehntel in den letzten beiden Kurven verloren, und dann habe ich uns auf P2 gesehen und gemerkt, dass alle das gleiche Problem hatten", erzählt er.
Außer McLaren eben. "McLaren ist super beeindruckend, das wussten wir ja schon", sagt er.
Daher geht er davon aus, dass sich die restlichen Teams mit Platz zwei (oder eben drei) begnügen müssen: "Ich denke, dass es in dieser Saison für uns, Red Bull und Ferrari ein offenes Spiel ist", so Russell.
"Aber dann gibt es auch Überraschungen wie Yuki [Tsunoda] und [Isack] Hadjar, die diese Woche wirklich konkurrenzfähig waren. Und auch die Williams haben großartige Anzeichen für schnelle Runden gezeigt."