"Richtig cool": Carlos Sainz überrascht im ersten Melbourne-Training
Lange sah es nach einer Bestzeit für das bärenstarke Williams-Team aus, ehe Carlos Sainz doch noch abgefangen wurde - Oliver Bearman baute schweren Unfall
(Motorsport-Total.com) - Mit einer faustdicken Überraschung endete am frühen Freitagmorgen deutscher Zeit das erste Freie Training zum Grand Prix von Australien in Melbourne 2025. Denn zwar sicherte sich der erklärte Titelfavorit Lando Norris von Konstrukteurs-Weltmeister McLaren die Bestzeit. Aber Zweiter wurde Williams-Neuzugang Carlos Sainz.

© LAT Images
Carlos Sainz war die große Überraschung des ersten Freien Trainings in Melbourne Zoom Download
Ein bunter Tupfen auf dem Ergebnis des ersten Trainings der neuen Saison, den ORF-Experte Alexander Wurz "richtig cool" findet. Er sagt: "Ich glaube nicht, dass der schwer ist. Äußerst interessant, was der uns gezeigt hat. Ich behaupte, dass McLaren auch nicht viel schwerer unterwegs ist. Ein starkes Zeichen von Williams und von Carlos Sainz."
Doch Teamchef James Vowles relativiert das gute Ergebnis zum Auftakt: "Es ist nur ein Training, und ich bin mir sicher, dass wir ein anderes Programm gefahren sind als einige unserer Gegner. Aber wir haben einen guten Job gemacht, das steht außer Frage. Carlos ist top in Form. Und Alex hatte Probleme mit den Bremsen."
Vowles warnt davor, Williams jetzt schon zu den Topteams zu zählen: "Wir müssen realistisch bleiben. Die vier Topteams sind Giganten des Sports, allen voran McLaren. Es würde mir gefallen, in diese Phalanx vorzustoßen. Aber ich glaube nicht, dass das den Fakten entspricht. Schön wäre, zumindest von Zeit zu Zeit an die Tür klopfen zu können."
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Norris erzielte im sonnigen Albert Park eine Bestzeit von 1:17.252 Minuten und untermauerte damit McLarens Favoritenrolle. Denn als am Ende der Session die weichen Reifen ausgepackt wurden, musste Norris seine erste Runde wegen Verkehrs abbrechen. Umso höher ist einzuschätzen, dass er kurz vor Schluss trotzdem Bestzeit fuhr.
"Meine erste Einschätzung ist, dass Norris und Piastri die Nase vorne haben", sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff im Interview mit Sky. "Dann kommen alle auf einen Haufen. McLaren war schon in Bahrain total stabil. Die haben ein mechanisches Set-up gefunden, wo die Reifen weniger abbauen. Das muss man ihnen zugestehen."
Charles Leclerc (Ferrari) wurde mit 0,209 Sekunden Rückstand Dritter, gefolgt von Oscar Piastri (McLaren), Max Verstappen (Red Bull) und Alexander Albon (Williams). Die Top 8 lagen am Ende innerhalb einer halben Sekunde. Superstar Lewis Hamilton (Ferrari) fehlten auf P12 allerdings schon 0,819 Sekunden auf die Bestzeit.
Bei Red Bull wurde während der Session intensiv gearbeitet, und zwar vor allem in der Box von Neuzugang Liam Lawson. Der belegte mit 1,203 Sekunden Rückstand Rang 16. Lawson sei, sagt Helmut Marko im Interview mit dem ORF, "ziemlich hart über die Curbs gefahren. Dabei wurde der Unterboden beschädigt, und man hat versucht, das in der Zeit halbwegs zu reparieren."
Im Hinblick auf die Performance ist Red Bulls Motorsportkonsulent aber zufrieden, denn: "Alle vier Teams sind sehr knapp beisammen. Wir sind Gott sei Dank nicht so weit weg. Die vier Zehntel sind nicht repräsentativ. Es wird spannend. Jetzt kommt es auf die Feinabstimmung an, und in der nächsten Session wird es auch wärmer. Wir sind positiv."
Daraus schon ein neues Kräfteverhältnis der Formel 1 2025 abzuleiten, wäre aber verfrüht. Wurz erklärt: "Man konnte eindeutig erkennen, dass Helmut Marko im Interview erleichtert war. Aber einige Piloten waren mit neuen roten Reifen draußen, als abgebrochen wurde. Daher sollten wir mit vorschnellen Schlussfolgerungen abwarten."
Die Session war noch keine 20 Minuten alt, da musste sie zum ersten Mal unterbrochen werden. In Kurve 6, wo es im Vergleich zu 2024 einen neuen Randstein und Kies gibt, waren mehrere Piloten neben die Fahrbahn gekommen und hatten kleine Steinchen aufgewirbelt, die mit einer Kehrmaschine entfernt werden mussten. Das dauerte sieben Minuten.
Keine 20 Minuten später gab es erneut eine diesmal gut zehnminütige Unterbrechung. Oliver Bearman (Haas) kam ausgangs Kurve 10 mit einem sogenannten "Snap-Oversteer" neben die Fahrbahn, verlor auf dem Kies die Kontrolle und crashte zuerst mit der Nase und dann mit dem rechten Hinterrad voran in die Mauer. Kurz zuvor hatte ihm sein Renningenieur noch gefunkt: "Wir pushen jetzt!"
Wurz analysiert: "Er wollte äußerst rasant durch die Kurve, und dabei hat er den Scheitelpunkt verpasst." Bearman nahm den Crash direkt auf seine Kappe: "Tut mir leid", funkte er kleinlaut, wurde aber aufgemuntert: "Ist okay, Ollie. Hauptsache, es geht dir gut." Zu dem Zeitpunkt lag der 19-Jährige an 18. Position, 0,173 Sekunden hinter seinem Teamkollegen Esteban Ocon.
Es war übrigens nicht der einzige Crash des Freitagvormittags. George Russell (7./Mercedes/+0,464) kam kurz vor Schluss mit einem Rad neben die Strecke und touchierte anschließend die Mauer. Anders als Bearman konnte er aber selbst an die Mercedes-Box zurückfahren. Russels neuer Teamkollege Andrea Kimi Antonelli wurde übrigens 14. (+1,138).
"Kimi lief in eine rote Flagge, sonst wäre seine schnellste Runde vielleicht zwei, drei Zehntel hinter George gewesen. So stelle ich mir eine erste Session vor", lobt Toto Wolff und bewertet die erste Session aus Mercedes-Sicht als "sehr gut. Das war ein ganz strukturiertes Programm, ohne auf Rundenzeitjagd zu gehen. Beide haben einen guten Job gemacht."
Nicht nach Wunsch war das Ergebnis aus deutscher Sicht. Nico Hülkenberg (Sauber) klassierte sich an 18. Stelle, 1,334 Sekunden hinter Norris und 0,148 Sekunden hinter seinem neuen Rookie-Teamkollegen Gabriel Bortoleto. Langsamer als Hülkenberg waren unterm Strich nur die beiden Piloten seines Ex-Teams Haas.
Wo kann man den Grand Prix von Australien live sehen?
Ganz egal, ob ihr die Sessions zu nachtschlafender Zeit in Deutschland gesehen oder sie verschlafen habt: Auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de (Jetzt kostenlos abonnieren!) gibt's jeden Tag die F1-Show mit der Zusammenfassung und Analyse der Ereignisse in Melbourne. Die Livestreams mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll sind jeweils für 13 Uhr deutscher Zeit geplant.
Wer das Wochenende in Melbourne wirklich live sehen möchte, für den gibt's in Deutschland aber nur eine Option: Sky. Der Free-TV-Provider RTL zeigt zwar das erste Qualifying der Formel-1-Saison 2025 live, das Rennen (Start: Sonntag um 5 Uhr) aber nicht. (Hier geht's zur TV-Übersicht für den Grand Prix von Australien!)