• 08. Dezember 2024 · 10:17 Uhr

Andrea Stella: Was er aus dem Trauma von 2010 für 2024 gelernt hat

2010 hat Andrea Stella in Abu Dhabi mit Ferrari die WM verloren, 14 Jahre später will er den Konstrukteurstitel in Abu Dhabi gegen Ferrari gewinnen

(Motorsport-Total.com) - Obwohl selbst Charles Leclerc vor dem Start des Saisonfinales in Abu Dhabi zugibt, dass es nun schon "ein Wunder" für Ferrari braucht, um noch Konstrukteurs-Weltmeister zu werden, bleibt McLaren-Teamchef Andrea Stella auf der Hut. In seiner langen Karriere in der Formel 1 hat der Italiener schon zu viel erlebt, um sich vor der finalen Entscheidung auf der sicheren Seite zu fühlen.

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Andrea Stella geht zuversichtlich, aber nicht siegessicher ins WM-Finale in Abu Dhabi Zoom Download

Ein solches Erlebnis war Abu Dhabi 2010, das legendäre WM-Finale, in dem sich Sebastian Vettel erstmalig zum Champion krönte. Stella war damals 39 Jahre alt und bei Ferrari Renningenieur von Fernando Alonso, der als Führender ins letzte Rennen ging, mit acht Punkten Vorsprung auf Mark Webber und 15 auf Vettel (beide Red Bull).

Das Ende der Geschichte ist bekannt: Alonso steckte nach seinem Boxenstopp hilflos hinter dem Renault von Witali Petrow fest, beendete den Grand Prix als Siebter - und verlor so noch das Titelrennen, das er als erklärter Favorit begonnen hatte. "Bis heute immer noch der schmerzhafteste Tag meiner ganzen Formel-1-Karriere", erinnert sich Stella.

Trotz Ferraris Pech: Stella warnt vor Selbstgefälligkeit

Jetzt geht er, diesmal mit McLaren, wieder als klarer Favorit in ein Abu-Dhabi-Finale. Und seit Beginn des Wochenendes kippte der Trend immer mehr in McLarens Richtung. Zuerst durch den Batteriewechsel bei Leclerc, was zehn Plätze Rückversetzung in der Startaufstellung bedeutete. Dann durch dessen Scheitern in Q2, wegen eines Verstoßes gegen die Tracklimits.

Als er von Leclercs Strafe gehört habe, machte sich bei Stella eigenen Angaben nach aber keine verfrühte Erleichterung breit, sondern er dachte nur: "Die sind stark. Ich werde mich da jetzt auf nichts verlassen, denn das ist immer noch eine sehr ehrgeizige und starke Kombination aus Fahrer und Auto."

"Klar", sagt Stella, "mit der gestrichenen Rundenzeit ist Charles' Rennen noch schwieriger geworden. Aber ich habe schon so viele Rennen erlebt, und wenn ich sage, dass ich dem Braten nicht traue, dann basiert das auf meiner ganzen Erfahrung aus all den Jahren. Und damit meine ich gar nicht alle 400 Rennen, sondern ich muss nur an das letzte denken, in Katar."

Mahnendes Beispiel Katar

"Dort hatten wir alles unter Kontrolle, und es sah sogar danach aus, als könne Lando vielleicht gewinnen", erinnert er sich. "Und nur eine Runde später bist du Letzter und hast 35 Sekunden verloren. Das ist die Formel 1. Und dazu kommt: Es gibt keine langsamen Autos mehr. Sobald du ein Problem hast, wird es schwierig."


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Umgekehrt hofft Stella, dass die Qualität des Starterfelds auch für Leclerc zum Problem werden könnte, der auf einer Strecke, auf der das Überholen kein Selbstläufer ist, von Platz 19 losfahren muss. Aber unabhängig davon sei für McLaren klar, "dass wir das Rennen wie jedes andere Wochenende angehen müssen. Wir müssen genau das tun, was wir bisher getan haben."

In der Geschichte der Formel 1 gibt es mehrere Beispiele dafür, dass bei einem WM-Finale der jeweils Führende mit flatternden Nerven zu sehr darauf fokussiert war, den Vorsprung zu verwalten, während der jeweilige Herausforderer ohne Rücksicht auf Verluste fahren und alles riskieren konnte. Vettels Triumph im Jahr 2010 ist ein Paradebeispiel dafür.

Nervenflattern als Risikofaktor

"Wenn du anfängst zu zögern, kannst du falsche Entscheidungen treffen", warnt Stella. "Aber bis jetzt muss ich sagen, dass das Team sehr cool, sehr gechillt, sehr gelassen und sehr fokussiert ist. Selbst im Qualifying hat keiner was zurückgehalten. Haben wir ja bei Oscar gesehen. Er hat es in Q3 krachen lassen, obwohl ihm seine erste Runde kurzzeitig gestrichen wurde."

"Natürlich werde ich ein paar Worte ans Team richten, dass sie mit Bedacht ins Rennen gehen sollen", räumt der Teamchef ein. "Aber ehrlich gesagt würden wir das Rennen sehr gern gewinnen, und das ist daher unser Ziel. Weil das auch die sicherste Methode ist, um die Punkte zu holen, die wir für die Weltmeisterschaft brauchen." (Rechenspiele: So wird McLaren Weltmeister!)

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Altes Trauma: Fernando Alonso und Andrea Stella in Abu Dhabi 2010 Zoom Download

Von seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sei er "sehr beeindruckt", sagt Stella: "Als ich mit Leuten gesprochen habe, meinten sie nur: 'Mach dir keine Sorgen, Andrea. Wir werden genau das tun, was wir immer tun.' Das gibt mir ein großartiges Gefühl des Vertrauens, und ich schätze diese Reife in unserem Team sehr."

Teaminterne Kollision wäre Worst-Case-Szenario

Zudem ist Stella zuversichtlich, dass sich Norris und Piastri im Rennen nicht gegenseitig in die Kiste fahren werden. Bei einem Start, in dem beide Autos in der ersten Startreihe stehen, ein latentes Risiko. Aber auch wenn es zwischen Norris und Piastri 2024 mal geknirscht hat (Stichwort Monza), geht Stella davon aus, dass seine Fahrer wissen, was (nicht) zu tun ist.

"Wir müssen uns immer bewusst sein, dass Fahrer drauf aus sind, Rennen zu gewinnen. Das lernen sie schon im Go-Kart. Irgendwann in ihrer Karriere sagt man ihnen dann: 'Leute, hier geht es nicht drum, dass ihr gewinnt. Hier geht es drum, dass das Team gewinnt.' Und dessen sind wir uns sehr bewusst."

"Während der Saison hatten wir bereits mehr als ein Gespräch mit unseren beiden Fahrern und haben ihnen gesagt, dass dies die einzige Situation ist, in der die Interessen von uns dreien nicht übereinstimmen. Wir können uns gar nicht einig sein, weil jeder der beiden Fahrer in erster Linie für sich gewinnen will."

Aber: "Jedes Mal, wenn wir dieses Gespräch geführt haben, war ich immer sehr positiv überrascht, wie einfach es war, den Standpunkt zu vermitteln. Das erste Interesse gilt dem Team, und das wird auch beim Gespräch vor dem Rennen so sein. Wir haben den Start, wir haben die erste Kurve, die erste Runde - alles Situationen, auf die wir uns bestmöglich vorbereiten werden."

Stella räumt ein, dass es gar nicht möglich ist, jedes erdenkliche Szenario für den Start und die erste Kurve vorher durchzubesprechen, "denn die Fahrer fühlen sich am sichersten, wenn sie einfach ihrem Instinkt folgen. Wichtig ist jedoch, dass man den Instinkt mit einem klaren Ziel programmiert. Und das Ziel ist in diesem Fall, die Weltmeisterschaft nach Hause zu bringen."

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