Mercedes-Freitag: Hamilton kämpft mit Emotionen, Russell mit dem Set-up
Emotionen und Experimente: Lewis Hamilton genießt sein letztes Rennen für Mercedes in Abu Dhabi, während Teamkollege George Russell mit dem Set-up hadert
(Motorsport-Total.com) - Am letzten Rennwochenende der Saison 2024 in Abu Dhabi zeigt sich Mercedes in gemischter Form. Während Lewis Hamilton auf und neben der Strecke einen emotionalen Balanceakt erlebt, geht George Russell andere Wege und testet radikale Set-ups. Gleichzeitig scheint McLaren in einer eigenen Liga zu fahren, während Ferrari und Red Bull Schwierigkeiten haben, ihre Konstanz zu finden.
Hamilton steht vor einem Abschied, der die gesamte Atmosphäre bei Mercedes prägt. Der siebenmalige Weltmeister fährt nach über einem Jahrzehnt bei den Silberpfeilen sein letztes Rennen, bevor er 2025 zu Ferrari wechselt. Diese Entscheidung sorgt bei ihm für eine emotionale Grundstimmung, die auch im Training spürbar wird. Trotz des Abschieds versucht Hamilton, sich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und das Team bestmöglich zu unterstützen.
Nach dem Freitagstraining beschreibt Hamilton, wie er die ersten Stunden seines letzten Wochenendes für Mercedes wahrgenommen hat. "Es fühlte sich heute besser an. Es war kein so schlechter Tag. Sehr surreal, und ich habe versucht, wirklich im Moment zu sein und alles so gut wie möglich einzufangen", erklärt er.
Vom Austausch mit den Ingenieuren bis zur Arbeit am Auto habe er bewusst jeden Moment genossen: "Ich habe das Fahren heute wirklich genossen und die Zusammenarbeit mit den Jungs in der Garage. Aber wir haben noch Arbeit vor uns."
McLaren enteilt, Hamilton im emotionalen Balanceakt
Die sportliche Ausgangslage bleibt schwierig: McLaren scheint erneut unschlagbar. "McLaren ist immer noch so schnell, ebenso Ferrari. Wir sind irgendwie im Mix, aber wir müssen noch etwas Zeit finden", gibt Hamilton zu. Auf die Frage, wie er mit den Emotionen dieses besonderen Wochenendes umgeht, zeigt sich der Brite nachdenklich: "Es gibt keinen Trick dafür. Ich versuche, meine Emotionen so gut wie möglich unter Kontrolle zu halten."
Hamilton gesteht, dass er in dieser Saison emotional oft Schwächen gezeigt habe. "Ich war definitiv sehr auf und ab - menschliche Emotionen, das ist normal", erklärt er. Gleichzeitig betont er, wie sehr ihm das Team am Herzen liegt: "Ich habe so viel Liebe für das Team und möchte wirklich, wirklich gut für sie abschneiden - schon seit einer Ewigkeit. Ein letzter Versuch, und ich hoffe, wir sind morgen in der Nähe."
Auch die Performance-Einschätzungen vom Freitag stimmen den Briten zumindest teilweise zuversichtlich: "Unsere Longrun-Pace sah heute nicht so schlecht aus. Das ist, würde ich sagen, das große Positive des Tages. Ich war den McLarens deutlich näher. Auf einer schnellen Runde haben wir aber noch Arbeit vor uns."
Russell testet radikal und bleibt skeptisch
George Russell erlebte am Freitag hingegen einen schwierigen Start ins Wochenende. Der Brite arbeitete mit radikaleren Set-up-Optionen, um Erkenntnisse für die kommende Saison zu gewinnen. Doch die Ergebnisse blieben hinter den Erwartungen zurück. "Heute haben wir ein bisschen gekämpft, aber es ist eben ein Freitag, an dem wir viele Dinge in Vorbereitung auf nächstes Jahr ausprobiert haben", erklärt er.
Besonders bitter: Die gewählten Einstellungen führten laut Russell zu Rückschritten. "Wir wollten ein bisschen radikaler mit einigen Set-ups sein, einfach um zu sehen, ob wir noch etwas lernen können. Ich hoffe, dass morgen wieder ein normaler Tag wird", so der Mercedes-Pilot.
Auch in Bezug auf die Konkurrenz zeigt sich Russell weniger optimistisch als Hamilton. "Ich denke, Lewis hat ein paar großartige Runden gefahren, aber als Team sind wir weit hinter McLaren und Ferrari. McLaren scheint momentan in einer eigenen Liga zu sein." Besonders schockierend sei der Rückstand auf die Papaya-Autos: "Wir sind immer noch vier Zehntel hinter McLaren, was größer ist, als wir es gewohnt sind."
Wolff: Erkenntnisse für die Zukunft entscheidend
Auch Teamchef Toto Wolff sieht den Freitag als wichtigen Testtag, selbst wenn nicht alle Experimente Erfolg gebracht haben. "Wir haben ein paar Dinge probiert. Auch ein paar wildere Dinge. Ich bin nicht ganz sicher, ob wir da auf dem richtigen Pfad sind, aber es war wichtig, um zu sehen, ob wir das im Winter weiterverfolgen wollen oder nicht", so Wolff.
Besonders bei Russell habe man die Grenzen ausgelotet, jedoch ohne Erfolg: "Beim George hat's nicht funktioniert." Auf Hamiltons Set-up-Seite zeigt sich Wolff hingegen etwas optimistischer. "Er fühlt sich mit dem ein bisschen besser. Mal schauen, ob wir dabei bleiben", sagt der Österreicher.
Urteil gegen Hamilton: Keine Strafe für Zwischenfall
Am Rande des Trainings sorgte zudem ein Zwischenfall zwischen Hamilton und Lando Norris für Aufsehen. Im ersten Freien Training behinderte Hamilton den McLaren-Piloten in einer schnellen Runde, was die Rennkommissare auf den Plan rief. Nach Untersuchung des Vorfalls entschieden sie jedoch, keine Strafe gegen Hamilton auszusprechen.
Die Begründung der Kommissare fiel eindeutig aus: Norris sei selbst nicht auf einer gezeiteten Runde gewesen, sondern wollte nur Schwung für den kommenden Umlauf nehmen. Zudem hätte Norris innen vorbeifahren können. Die Stewards fassen zusammen: "Es hat sich bei dem Vorfall um eine Art Missverständnis gehandelt, das aber nicht die Schwelle erreicht, um als unnötige Behinderung im Freien Training gewertet zu werden."