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"McLaren ist schneller": Ist die WM für Ferrari noch zu gewinnen?
Ferrari hat einen weiten Weg zum WM-Titel vor sich: McLaren scheint schneller, zudem bekommt Charles Leclerc eine Strafe - Brüder-Geschichte im ersten Training
(Motorsport-Total.com) - Ist die WM für Ferrari überhaupt noch zu gewinnen? Die Scuderia braucht in Abu Dhabi ein perfektes Wochenende und am besten einen Doppelsieg, um McLaren in der Konstrukteursmeisterschaft noch abzufangen und die 21 Punkte Rückstand aufzuholen. Doch dieses Unterfangen ist am Freitag noch einmal deutlich schwieriger geworden.
Denn als Ferrari das Auto von Charles Leclerc im ersten Training anlassen wollte, bemerkte man ein Problem mit der Batterie. Erst mit Verspätung konnte der Monegasse auf die Strecke gehen, doch der Defekt bedeutete, dass man eine völlig neue Batterie in den SF-24 einbauen musste - und dafür gibt es eine Strafversetzung um zehn Startplätze am Sonntag.
"Das macht unser Wochenende schwieriger", hadert Leclerc. Zudem war McLaren am Freitag deutlich schneller unterwegs und sicherte sich die Positionen eins und zwei - mit knapp einer halben Sekunde Vorsprung vor der Konkurrenz, die überraschend von Haas angeführt wurde. Für Ferrari reichte es nur zu den Positionen vier und sechs.
"McLaren scheint leider schneller zu sein", muss Leclerc zugeben. "Derzeit haben sie die Oberhand, aber wir wissen, dass das Pendel sehr schnell in die andere Richtung ausschlagen kann, von daher müssen wir alles im Griff behalten."
Teamchef Frederic Vasseur macht sich zumindest in Sachen Pace noch keine Sorgen. Er betont, dass es für schnelle Runden auf die richtige Vorbereitung der Reifen ankommt, und dass es wirklich schwierig sei, das richtige Fenster zu treffen - und das habe Ferrari noch nicht.
"Wir werden alles verbessern müssen", sagt der Franzose. "Aber wenn ich eines nennen müsste, dann die Vorbereitung für die schnelle Runde. Heute hatte Charles Verkehr, und das ist nicht die beste Art, um eine Runde vorzubereiten", so Vasseur. Wichtig ist für ihn nur Q3, "und bis dahin haben wir ja noch ein paar Sätze Soft, um zu versuchen, zur richtigen Zeit bereit zu sein."
"Ich bin nicht besorgt, weil der Weg bis Q3 noch lang ist", sagt der Teamchef.
Vasseur: "Es ist nicht unmöglich"
Allerdings ist das natürlich nicht das Hauptproblem, denn vor allem die Gridstrafe erschwert die Aufgabe für die Roten aus Maranello. Doch Vasseur gibt nicht auf: "Es ist nicht unmöglich, aber es ist schwierig", sagt er. "Statistisch ist es sehr schwierig, aber mit der Strafe nun noch härter."
"Aber wir lassen uns nicht hängen, sondern werden mit beiden Autos bis zur letzten Kurve der letzten Runde pushen, um das Beste herauszuholen. Und dann werden wir sehen, wo McLaren ist", sagt Vasseur. "Aber wir müssen uns auf uns selbst fokussieren. Es wäre ein Fehler, es zu überdenken und an unsere Gegner zu denken."
Ins gleiche Horn bläst auch Leclerc: "Es ist nicht vorbei, bis es vorbei ist", gibt sich der Monegasse kämpferisch. "Wie wir heute gesehen haben, gab es bei uns ein Problem, aber ich wünsche auch niemand anderem ein Problem. Wir werden uns einfach auf uns selbst fokussieren und versuchen, eine fantastische Aufholjagd hinzulegen."
Magenverstimmung vor Brudersession
Doch das Batterieproblem war für Leclerc nicht das einzige am heutigen Freitag, denn auch körperlich ist er nicht ganz fit, wie er verrät: "Es hat leider alles letzte Nacht angefangen, wo ich mir eine Lebensmittelvergiftung zugezogen habe und die ganze Nacht nicht schlafen konnte. Ich bin so müde, ich möchte einfach schlafen", sagt er.
"Es war nicht so einfach, und heute Morgen hatte ich nicht das Gefühl, dass ich fahren möchte." Doch für ihn gab es eine große Motivation: Denn er sollte heute das erste Freie Training gemeinsam mit seinem Bruder Arthur bestreiten. Damit waren die Leclercs die ersten Brüder, die in einer offiziellen Formel-1-Session als Teamkollegen auf der Strecke waren.
"Das war ein Traum, der für uns beide heute wahr geworden ist, und für unsere gesamte Familie, die den ganzen Weg von Monaco hierhergekommen ist, um das zu sehen", beschreibt er. "Es war ein sehr emotionaler Moment, und ich musste meinen Helm frühzeitig aufsetzen, weil ich so emotional war. Und ab da gingen die Probleme dann leider los ..."
Auch für seinen Bruder war sein Formel-1-Debüt im Rahmen eines Wochenendes natürlich etwas Besonderes, doch Teamchef Vasseur sagt: "Ich glaube, Charles war am meisten aufgeregt."
Der Franzose lobt die Arbeit des jüngeren Leclerc-Bruders im Simulator über die Saison und sagt, dass er sich in der Session gut geschlagen habe. Der Rookie wurde am Ende 18., knapp 1,9 Sekunden hinter seinem Bruder.
Formel-1-Debüt von Arthur Leclerc
"Da waren viele Emotionen dabei", strahlt er im Anschluss. "Es war unglaublich, vor allem die ersten Runden im Ferrari. Mein Bruder hat etwas länger gebraucht, um aus der Garage zu fahren, aber es war einfach fantastisch."
Sein Ziel sei einfach gewesen, Informationen für das Team zu sammeln und alles dafür zu tun, damit Carlos Sainz, den er in der Session ersetzte, gut vorbereitet ist. "Wir haben den Plan ein wenig verändert. Wir sollten eigentlich Medium, Soft fahren, aber dann haben wir Soft, Soft gemacht, um Carlos die beste Möglichkeit zu geben, sich anzupassen und konstante Reifen zu haben", so Leclerc.
Auf dem Reifen habe er eine Menge Spaß gehabt, weil er eine Menge Grip bot, allerdings hielt dieser nicht lange an: "Schon auf deiner zweiten Runde hast du enormen Abbau, was für einen neuen Fahrer knifflig ist, da du keine konstante Balance und konstanten Grip hast. Aber der Grip in der ersten Runde ist einfach unglaublich."
Nach der Session trafen sich die beiden Brüder noch einmal in der Auslaufrunde, um sich gegenseitig zuzuwinken. "Das war ein guter Moment für die Familie", lächelt er.
Sainz kommt in FT2 schnell rein
Danach war aber wieder Business as usual bei Ferrari angesagt und Sainz übernahm sein Auto wieder für das zweite Training. Der Spanier sagt, dass er ziemlich zufrieden damit war, wie er wieder auf Speed gekommen war. "Ich glaube, ich war nach meiner zweiten Runde Erster, und das ist immer gut", meint er. "Das bedeutet, dass ich mich im Auto wohlfühle und weiß, wie ich es fahren muss."
Allerdings habe Ferrari danach die angesprochenen Probleme mit dem weichen Reifen gehabt, sodass man laut Sainz nicht die ganze Pace herausholen konnte und knapp sechs Zehntelsekunden hinter McLaren lag.
Realistisch sind für ihn aber eher zwei bis drei Zehntelsekunden, "und die müssen wir versuchen morgen gutzumachen", so der Spanier. "Das ist auch der Rückstand, den wir mit in die Longruns genommen haben, von daher müssen wir sicherstellen, dass wir die paar Zehntel heute finden, die uns in den Kampf mit ihnen bringen."
Letzter Ferrari-Freitag für Sainz
Für Sainz ist das Abu-Dhabi-Rennen an diesem Wochenende auch ein Abschied, denn für ihn wird es das letzte Rennen mit Ferrari sein - und am liebsten würde er sich mit der Konstrukteursmeisterschaft verabschieden, wie er am Donnerstag gesagt hatte.
"Das ist auch eine Sache, die zu diesem emotionalen Achterbahn-Wochenende dazukommt", sagt Leclerc, der nach vier Jahren einen neuen Teamkollegen bekommen wird.
"Natürlich wollen wir auf dem Höhepunkt aufhören", betont er, doch nach den ganzen schlechten Nachrichten sei man erst einmal zusammen traurig gewesen. "Wir verlassen uns aufeinander, wenn wir den Konstrukteurstitel gewinnen wollen, und wir wollen die vier gemeinsamen Jahre wirklich auf bestmögliche Weise enden lassen", so Leclerc.
"Aber manchmal passieren Dinge, die außerhalb unserer Kontrolle liegen, so wie heute. Aber wir hatten ein fantastisches Verhältnis, fantastische vier Jahre, und wir werden bis zur letzten Runde alles geben, um diese vier Jahre bestmöglich zu beenden."