Pierre Gasly: Trotz Lift & Coast Ferrari in Schach gehalten!
Pierre Gasly gehört zu den positiven Überraschungen von Katar und brillierte mit Rang fünf, der seinem Alpine-Team den sechsten WM-Rang fast sichert
(Motorsport-Total.com) - Pierre Gasly hat für Alpine in Katar ein enorm wichtiges Ergebnis geholt und einen wichtigen Schritt zum sechsten Rang in der Konstrukteurswertung gemacht. Denn mit Platz fünf nahm der Franzose zehn Punkte mit und brachte seinen Rennstall damit wieder fünf Punkte vor Haas, die in Las Vegas an Alpine vorbeigezogen waren.
Für Gasly war es nach dem dritten Platz in Brasilien das zweite starke Ergebnis innerhalb von drei Rennen. "Wir sind ein sehr starkes Rennen gefahren", lobt er. "Das war einer der besten Tage der Saison und ich bin sehr stolz auf die Jungs zu sehen, wie viel Performance sie über das Jahr hinweg gesehen bringen konnten."
Denn dass Alpine in der Gesamtwertung Sechster werden könnte, danach sah es bis vor kurzem nicht aus. Im Grunde war man als langsamstes Team in die Saison gestartet und lag bis Brasilien nur vor dem bis dato punktelosen Sauber-Team. Mit gerade einmal 14 Punkten war man nach Brasilien gereist, drei Rennen später steht man bei 59 Zählern.
Das Gesicht des Aufschwungs ist dabei eindeutig Gasly, der Teamkollege Esteban Ocon seit der Sommerpause komplett im Griff hat (zur Übersicht der Duelle). Ocon kam zu Saisonbeginn deutlich besser mit dem schwierigen A524 zurecht, doch je besser das Auto wurde, desto besser wurde Gasly.
Nach der Sommerpause hat Gasly zehn von zwölf Qualifying-Duellen gewonnen und wusste auch in Katar zu brillieren, während Ocon in Doha zweimal in Q1 hängen blieb, in Kurve 1 abgeschossen wurde und seine Zeit beim Team danach beendete.
Als Magnussen weg war, lief's
Gasly holte jedoch die Kohlen für Alpine aus dem Feuer und hatte in Katar eine Menge Spaß: "Die meiste Zeit waren wir wirklich Vollgas unterwegs, am Limit des Grips vom Auto, und haben versucht, wirklich alles herauszuholen und das Graining und den Reifenabbau im Griff zu haben", sagt er. "Es war eine großartige Herausforderung und ich habe mich im Auto wirklich gut gefühlt."
Zu Beginn hatte Gasly hinter dem Haas von Kevin Magnussen noch Probleme und wurde von diesem aufgehalten. "Ich konnte spüren, dass ich schneller war, und sobald er in die Box kam, hatten wir einfach eine fantastische Pace", schwärmt er.
Als Magnussen nach 27 Runden zum Reifenwechsel hereinkam, bot sich Gasly die Chance, seine Performance umzusetzen: "Jede Runde bin ich schneller und schneller gefahren, und der Medium an meinem Auto war einfach fantastisch", sagt Gasly.
"Nachdem Kevin reingekommen war, konnte ich sehen, dass ich vier Zehntel schneller war als Fernando [Alonso] und drei Zehntel schneller als Kevin mit seinen neuen Hards", sagt er und sah daher "überhaupt keinen Grund", in die Box zu fahren.
Schreckmoment durch Sergio Perez
Gasly war in einer hervorragenden Ausgangsposition. Er fuhr quasi einen Overcut und gewann Zeit auf die direkte Konkurrenz. "Und ich wusste: Sollte es ein Safety-Car oder ein Virtuelles Safety-Car geben, dann würden wir davon profitieren."
Das kam in Runde 35 dann auch. Gasly lag zu dem Zeitpunkt - auch aufgrund der Reifenschäden von Carlos Sainz und Lewis Hamilton - auf Rang sechs und verlor durch den Boxenstopp keine Position.
Fotostrecke: Doha: Die Fahrernoten von Marc Surer und der Redaktion
Lance Stroll (Marc Surer: 5) - "Auf ihn kann sich das Team - anders als auf Alonso - nicht verlassen." Fotostrecke
Als sich dann auch noch Sergio Perez kurz vor dem Restart genau vor ihm wegdrehte, war er plötzlich Fünfter. Allerdings hatte diese Szene für ihn auch einige Schwierigkeiten verursacht. "Checo hat sich gedreht und ist genau vor mir zurückgerollt, und ich dachte, er würde uns treffen."
Daher sei er auf Nummer sicher gegangen und ausgewichen. "Ich bin durch den Kies und den Staub gefahren und hab meine Reifen schmutzig gemacht - eine Kurve vor dem Neustart." Die Folge: In Kurve 1 verbremste sich der Franzose total und rutschte in die Auslaufzone. Mit Glück traf er dabei niemanden und konnte weiterfahren.
Lift & Coast mit einem Ferrari im Heck
Und es sollte schwierig für ihn bleiben, denn für den Rest des Rennens hing ihm der Ferrari von Carlos Sainz im Heck. Zu allem Überfluss wies ihn sein Renningenieur auch noch an, früher vom Gas zu gehen (sogenanntes "Lift & Coast") - mutmaßlich um Benzin zu sparen.
"Das passt nicht ganz zusammen, gegen einen Ferrari zu kämpfen und dabei Lift & Coast zu machen, während er in meinem Getriebe hängt", sagt Gasly. "Aber ich habe es bestmöglich gemanagt und wollte diesen fünften Platz wirklich haben, weil ich weiß, wie wichtig diese Punkte in der Meisterschaft sind."
Drei Mal habe der Spanier dabei eine gute Möglichkeit zum Angriff gehabt, "und ich musste eine Entscheidung treffen, ob ich mich entweder innen oder außen verteidige", so der Alpine-Pilot. "Ich war ziemlich zufrieden mit meiner Verteidigung und konnte das Auto gut platzieren, sodass er mich nicht überholen konnte."
"Es war ziemlich schwierig, weil er schneller war, aber ich glaube, er hat in der letzten Kurve einen Fehler gemacht. In einer Runde war er sehr nah dran, hat dann aber eine Sekunde verloren. Zu der Zeit konnte ich etwas mehr vom Gas, um da etwas mehr auf der sicheren Seite zu sein, aber dann hing er wieder direkt hinter mir", schildert Gasly.
Doch Gasly konnte den Platz halten, und dementsprechend positiv fällt sein Fazit aus: "Es war schwierig, aber ich hatte in diesem Jahr nicht viele Tage, an denen ich um Platz fünf gekämpft habe und wirklich mein A-Game auspacken musste, von daher habe ich diese Art von Racing wirklich genossen."