Sportkommissare ermahnen Piastri nach Malheur in der Vorstartphase
Welche Szene die Sportkommissare bei Oscar Piastri untersuchten und ob McLaren nach dem Katar-Grand-Prix dem Boxenstopp-Timing hinterhertrauert
(Motorsport-Total.com) - Nicht nur Lando Norris war beim Katar-Grand-Prix 2024 ein Thema bei den Sportkommissaren der Formel 1. Auch sein McLaren-Teamkollege Oscar Piastri war Gegenstand einer Untersuchung, kam im Gegensatz zu Norris aber mit einer Ermahnung davon.
Aber was hatte Piastri eigentlich angestellt? Die Szene hatte sich schon vor dem eigentlichen Rennstart zugetragen: Piastri kehrte in der Vorstartphase nach einer Installationsrunde zurück in die Boxengasse und überholte zwei vor ihm fahrende Autos, schien dabei aber "erratisch" vorzugehen, so die Beobachtung der Sportkommissare.
Sie unterstellten Piastri einen Verstoß gegen Anhang L, Kapitel 4, Artikel 2 e) des Internationalen Sportkodex. In besagtem Abschnitt ist zu lesen: "Ein Fahrzeug darf niemals unnötig langsam, erratisch oder auf für andere potenziell gefährliche Art und Weise bewegt werden."
In ihrer Urteilsbegründung schreiben die Sportkommissare: "Piastri erklärte, die Fahrzeuge vor ihm seien sehr langsam gefahren, sodass er überholen wollte. McLaren legte Telemetrie-Daten vor, um zu zeigen, dass [Piastri] nicht außergewöhnlich schnell war und dass der Fahrer stets die Kontrolle über das Auto besaß."
Das Manöver von Piastri habe nur auf den ersten Blick "erratisch" gewirkt, meinen die Sportkommissare. "Wir hielten es dann aber nicht für gefährlich. Andererseits sollten derart erratische Manöver vermieden werden. Deshalb sprechen wir eine formale Warnung aus."
Safety-Car kostet McLaren Platz zwei hinter Verstappen
Auswirkungen auf das Rennergebnis hatte diese Episode also nicht. Piastri beschloss den Katar-Grand-Prix auf Position drei hinter Max Verstappen im Red Bull und Charles Leclerc im Ferrari. Aber hätte er nicht unmittelbar vor einer Safety-Car-Phase gestoppt, sondern unter Gelb, er könnte der Zweitplatzierte sein im vorletzten Rennen der Formel-1-Saison 2024.
"So läuft es halt manchmal im Motorsport, leider. Manchmal hast du Glück, manchmal nicht", meint Piastri.
Laut McLaren-Teamchef Andrea Stella hatte sein Team bei Piastri aber keine Wahl. Es sei "klarerweise etwas mit den Reifen vor sich gegangen", sagt Stella. "Das hatten wir schon in Silverstone gesehen. Bei Reifen tritt manchmal einfach ein Versagen auf, wenn der Reifen eine bestimmte Laufleistung erbracht hat. Deshalb kann es extrem gefährlich sein, eine oder zwei Runden länger auf der Strecke zu bleiben."
"Für uns war deshalb klar: Es war an der Zeit zum Reifenwechsel. Manchmal kommt dir das Safety-Car da entgegen, manchmal nicht. In diesem Fall aber ging es um die Integrität des Autos und um die Sicherheit. Deshalb haben wir Oscar an die Box geholt. Das Safety-Car kann man da unmöglich noch in die Gleichung einbeziehen."
McLaren sei daher "zufrieden mit unseren Entscheidungen", betont Stella. "Dieses Mal hat es uns zwar einen zweiten Platz gekostet, aber das hat keine Auswirkungen auf die Validität der getroffenen Entscheidungen."
Piastri: Wirklich stark nur bei freier Fahrt
Und auch Piastri zeigt sich grundsätzlich zufrieden mit seinem Abschneiden: "Die Pace war ordentlich, aber nicht gut genug an den richtigen Punkten auf der Strecke. Das hat es schwierig gestaltet, nahe ranzufahren. Denn sobald ich einmal freie Fahrt hatte, waren wir stark unterwegs."
"Angesichts meiner Startposition und wie die erste Rennphase gelaufen ist, war es immer schwierig, um den Sieg zu kämpfen, aber ich bin ziemlich zufrieden mit einem Podestplatz."
Ob er insgeheim mehr erwartet hatte, wird Piastri dann gefragt. Antwort: "Ja und nein. Ich denke, die Strecke weist dieses Jahr ein ganz anderes Gripniveau auf als im vergangenen Jahr. Das hat uns ein paar Pluspunkte gekostet."
"Außerdem ist unser Auto bei bestimmten Bedingungen ganz anders als im vergangenen Jahr. Manche unserer Stärken aus dem Vorjahr sind jetzt keine Stärken mehr, weil andere aufgeholt haben. Andererseits haben wir ein paar Schwächen ausgemerzt und jetzt ein vielseitigeres Auto zur Verfügung. Ich hatte deshalb immer erwartet, dass es eng zugehen würde bei den vier Topteams."