• 30. November 2024 · 15:44 Uhr

Geschenk für Piastri im F1-Sprint: Norris geht in allerletzter Kurve vom Gas!

Da werden Erinnerungen an Suzuka 1991 wach: Lando Norris schenkt Oscar Piastri den Sieg in Doha, sehr zum Ärger von Mercedes-Fahrer George Russell

(Motorsport-Total.com) - McLaren hat beim F1-Sprint in Katar einen Doppelsieg gefeiert und damit einen wichtigen Schritt in Richtung Gewinn der Konstrukteurs-WM 2024 gemacht. Mit dem Triumph von Oscar Piastri vor Lando Norris baut das britische Team seinen Vorsprung auf Ferrari von 24 auf 30 Punkte aus und könnte damit schon am Sonntag beim Grand Prix in Doha theoretisch den ersten Matchball verwerten.

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Lando Norris und Oscar Piastri haben in der letzten Runde Plätze getauscht Zoom Download

Kurios war dabei das Finish: Norris bog als Führender auf die Start-Ziel-Gerade ein und spendierte Piastri Windschatten, damit dieser den zweiten Platz ins Ziel bringt. Auf den allerletzten Metern ging Norris auch noch vom Gas, zog nach rechts und schenkte Piastri so seinen zweiten Sprintsieg in Katar hintereinander.

Ein bisschen so wie in Suzuka 1991, als sich Ayrton Senna bei Gerhard Berger für die geleistete Schützenhilfe während der Saison bedankte. Norris kommentiert seine Geste so: "Es war dann ein bisschen enger, als ich es mir vorgestellt hatte. Aber ich hatte mir schon seit Brasilien vorgenommen, mich bei Oscar zu revanchieren. Auch wenn mir das Team gesagt hat, es lieber zu lassen."

Russell, der durch das Papaya-Teamplay als wahrscheinlich schnellerer Fahrer auf Platz 3 in Schach gehalten werden konnte, ärgerte sich bei der Zieldurchfahrt: "So ist das Rennfahren in der Formel 1 ziemlich langweilig. Ich habe mich so drauf gefreut, hier zu kämpfen. Aber was das war? Ich weiß es nicht."

Im ersten Interview nach dem Rennen erklärte er seinen Standpunkt: "Es war in Kurve 1 rein ein paar Mal ziemlich knapp. Es war frustrierend, dass Lando langsamer gemacht hat, um Oscar DRS zu geben. Ich verstehe ja, warum sie es gemacht haben. Aber wenn du da draußen bist, willst du fighten und für die Fans ein Rennen bieten. Das ist nicht Formel 1 für mich. Das war ziemlich ärgerlich für mich, denn ich hatte noch einiges an Speed drin."

Vierter wurde Carlos Sainz vor Charles Leclerc (beide Ferrari), vor Lewis Hamilton (Mercedes), Nico Hülkenberg (Haas) und Max Verstappen (Red Bull). Für die ersten acht Fahrer gab es WM-Punkte. Neunter wurde Pierre Gasly (Alpine), Zehnter Kevin Magnussen (Haas).

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War der Platztausch bei McLaren vorher geplant?

Norris gab nach dem Sprintrennen zu, dass er schon seit Brasilien dran gedacht hatte, Piastri einen Sieg zu schenken, sollte sich die Möglichkeit dazu ergeben. In Brasilien hatte ihn nämlich Piastri vorbeigelassen, als Norris noch rechnerische Chancen hatte, Verstappen in der Fahrer-WM abzufangen.

Beim morgendlichen Meeting des McLaren-Teams stand das Thema aber nicht explizit auf der Agenda. "Mein Renningenieur war der Einzige, dem ich es gesagt hatte. Und er sagte mir, ich soll es nicht tun", grinst Norris und ergänzt: "Oscar hat mir in Brasilien geholfen, und heute habe ich ihm den Gefallen zurückgegeben."

In der vorletzten Runde hatte sich Norris noch am Funk erkundigt: "Ist die nächste Runde die letzte?" Sein Renningenieur, dem sofort klar war, warum die Frage kam, ermahnte ihn umgehend: "Ja. Aber mach dir darüber jetzt keinen Kopf!" Und ein wenig später kam die explizite Anweisung: "Beendet das Rennen in dieser Reihenfolge. Wir sind happy so."

Klar, denn McLaren wollte den für die Konstrukteurs-WM so wichtigen Doppelsieg auf keinen Fall aufs Spiel setzen. Piastri für seinen Teil wusste schon vor dem Start, "dass sowas passieren könnte". Aber: "Dass es passiert, wenn George eine halbe Sekunde hinter mir ist, hat mich überrascht."

Welche Positionsverschiebungen gab es am Start?

Am Start gab es, auch auf den vorderen Positionen, einige Verschiebungen. Zwar konnte Norris diesmal seine Poleposition behaupten. Aber Zweiter war zunächst Piastri, der Russell mit einem Manöver ausgangs der ersten Kurve überholen konnte. Etwas weiter hinten gewann Hamilton sogar zwei Positionen und kam als Fünfter aus der ersten Runde zurück.

Schlecht kam hingegen Verstappen weg. Der Weltmeister fiel von Platz 6 hinter Hamilton, Hülkenberg und Gasly zurück und lag zunächst nur an neunter Stelle. Auch wegen eines Schlenkers in der zweiten Kurve. "Übersteuern wäre noch übertrieben", kommentierte er das Handling seines Red Bull. Ihm war schon kurz vor dem Start gedämmert: "Das wird schwierig heute."

War Piastris Verteidigung gegen Russell unfair?

In Runde 4 saugte sich Russell mit DRS-Unterstützung an Piastri ran, bremste spät, unter heftigem Funkenschlag vom Unterboden, und setzte sich neben den McLaren. Am Ende musste er zurückstecken. "Der hat in mich reingelenkt", meckerte er am Boxenfunk. Seitens der Rennleitung wurde die Aktion aber nicht einmal untersucht.

Um den Doppelsieg abzusichern, half jetzt auch Norris mit. Der führende McLaren-Pilot spendierte Piastri DRS, damit sich dieser nach hinten leichter verteidigen kann. Das war in Runde 6 und 8 womöglich entscheidend dafür, dass sich Piastri am Ende der Start-Ziel-Gerade vor Russell halten konnte.

In Runde 9 zog Russell ein weiteres Mal aus dem Windschatten raus, musste aber wieder in letzter Sekunde zurückstecken. Die Top 3 lagen zu dem Zeitpunkt innerhalb von gut 0,3 Sekunden, und es wurde an der Spitze richtig sehenswertes Racing geboten.

In Runde 14 klappte das Papaya-Teamplay für einmal nicht wie geplant, als Piastri um ein paar Tausendstelsekunden aus dem Norris-DRS abgeschüttelt wurde. Prompt hatte Russell am Ende der Start-Ziel-Gerade den Geschwindigkeitsüberschuss - und zog nach innen, um eine Attacke zu reiten.

Piastri reagierte darauf, zog ebenfalls nach rechts und machte die Tür zu - eine Aktion, die Russell ganz und gar nicht gut fand: "Leck mich, war das spät! Zum zweiten Mal schon!", beschwerte er sich am Boxenfunk. ServusTV-Experte Philipp Eng kann den Ärger verstehen: "Das war fast ein bisschen zu spät. Das war reaktiv auf Russell, nicht proaktiv."

Danach fuhren die beiden McLaren-Piloten den Doppelsieg relativ sicher nach Hause. Bis zur kuriosen Aktion in der letzten Kurve, durch die es nochmal richtig eng wurde. Am Ende lag Russell nur 0,274 Sekunden hinter Norris.

Warum landete Verstappen so weit hinten?

Verstappen blieb zwar nicht lang Neunter, sondern konnte den Gasly-Alpine relativ rasch überholen. Doch Hülkenberg war für ihn kein Kanonenfutter mehr. Nach zehn von 19 Runden hatte der Weltmeister 1,7 Sekunden Rückstand auf den Deutschen im Haas und lag an achter Position.

Unmittelbar davor matchten sich Hamilton und Leclerc um den fünften Platz. Die zukünftigen Ferrari-Teamkollegen lieferten sich in Runde 13 ein Duell über mehrere Kurven hinweg, das letztendlich Leclerc für sich entscheiden konnte. Der Monegasse gab den fünften Platz danach nicht mehr ab, und Hamilton wurde Sechster.

Verstappen konnte dahinter keine Akzente mehr setzen. Mit einem überschaubar angenehmen Fahrverhalten fuhr er Platz 8 nach Hause, ohne für Hülkenberg jemals gefährlich zu werden.

"Der Start selbst war nicht ungewöhnlich", bilanziert Verstappen. "Lewis kam einfach gut weg. Aber danach bin ich überall gerutscht. Schon das ganze Wochenende ist das Fahrverhalten wirklich extrem. Ich konnte nichtmal an Nico ranfahren. Das zeigt, wie schlimm es war."

"Ich hatte einfach keinen Grip. Die Balance ist wirklich fürchterlich. Wenn die Reifen kalt sind, ist es noch schlimmer. Es fühlte sich an wie ein Rallyeauto! Wäre gescheiter gewesen, ich wäre mit meinem Papa die Spa-Rallye gefahren. Da hätten wir eine bessere Chance gehabt, konkurrenzfähig zu sein. Es war wirklich unfahrbar", sagt Verstappen.

Sein Teamkollege Sergio Perez wurde nach Start aus der Boxengasse und einem Boxenstopp gar nur 20. und Letzter. Der Mexikaner wurde als Versuchskaninchen für das Rennen eingesetzt, denn nach dem F1-Sprint dürfen die Autos nochmal umgebaut werden, und mit dem Perez-Auto konnten Daten und Erfahrungen gesammelt werden.

Aber: "Ich glaube nicht, dass es besser war als gestern. Eher im Gegenteil: Ich glaube, die Änderungen waren schlecht, und wir müssen für den Rest des Wochenendes wieder umbauen", sagt Perez. "Das Auto fühlt sich überhaupt nicht verbunden an. Einerseits wollen wir Stabilität am Kurveneingang, aber andererseits nehmen wir auf einer der abtriebslastigsten Strecken der Saison fast den ganzen Frontflügel weg. Es passt einfach nicht."

So spielte es auch keine große Rolle, dass Perez beim Start aus der Boxengasse so spät dran war, dass er nicht sofort bei grünem Ampelsignal losfuhr, sondern aus der Box heraus von Franco Colapinto (Williams) überholt wurde. Eine kuriose Szene, die nicht dazu beitragen wird, die Häme seinen Leistungen gegenüber abzubauen.

"Den Start aus der Boxengasse muss man erst einmal verlieren. Hut ab, Chapeau", sagt Sky-Experte Ralf Schumacher. "Es reiht sich eins nach dem anderen ein. Man mag fast nichts mehr sagen, weil man muss da eher schon von Mitleid sprechen, ehrlicherweise."

Ist Hülkenberg überrascht, Verstappen besiegt zu haben?

Hülkenberg erwischte einen super Start und kam als Siebter aus der ersten Runde zurück. Diesen gab er bis zum Schluss nicht mehr ab. Darüber sei er "schon überrascht", sagt der Deutsche nach dem Sprintrennen: "Ich glaube, es hat sich gestern schon angedeutet, dass der Red Bull hier nicht ganz der Favorit ist. Aber dass wir den jetzt so in Schach halten können, davon war nicht auszugehen."

"Von daher positiv, am Samstag schon zwei Punkte mitzunehmen, und natürlich erfreulich und super für uns. Aber das Wochenende ist noch nicht geritzt. Es geht Schlag auf Schlag weiter, noch zwei sehr wichtige Sessions. Aber das Auto funktioniert gut, ich fühle mich wohl, und jetzt müssen wir es noch zweimal sauber auf die Strecke bringen."

Wo kann man den Grand Prix von Katar live sehen?

Keine Zeit gehabt, um Formel 1 zu schauen? Kein Problem: Auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de gibt's jeden Abend eine ausführliche Analyse des Tages, mit Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll, in der Recherche unterstützt vom Motorsport-Network-Team vor Ort in Doha. Übrigens nicht nur auf YouTube: Die Livestreams der F1-Show sind neuerdings auch auf Twitch zu sehen.

In der Nacht von Samstag auf Sonntag steigt die Analyse des F1-Sprints und des Qualifyings voraussichtlich um Mitternacht deutscher Zeit (MEZ). Am Ende des Livestreams beantworten die beiden Hosts wie immer die Fragen der Kanalmitglieder aus dem Livechat. (Jetzt Kanalmitglied werden und selbst mitmachen!)


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Wer Qualifying und Rennen in Katar wirklich live sehen möchte, der ist, zumindest in Deutschland, auf den Pay-TV-Sender Sky angewiesen. Der überträgt alle Sessions live. In Österreich und der Schweiz gibt es auch Free-TV-Angebote. (Hier geht's zur kompletten TV-Übersicht für den Grand Prix von Katar 2024!)

Das Qualifying auf dem Losail International Circuit beginnt am Samstagabend um 21 Uhr Ortszeit in Katar. Das ist 19 Uhr deutscher Zeit (MEZ). Start zum Rennen am Sonntag ist um 17 Uhr deutscher Zeit.

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