• 24. November 2024 · 17:23 Uhr

Tag der Pannen für Alpine: Was war da bei Ocons Boxenstopp los?

Ein Motorschaden bei Pierre Gasly und eine Boxenpanne bei Esteban Ocon - Alpine ist den sechsten WM-Platz nach einer unerwarteten Nullrunde schon wieder los

(Motorsport-Total.com) - Der Höhenflug endete mit einer Bruchlandung: Nach dem Doppelpodium in Brasilien und dem hervorragenden dritten Startplatz von Pierre Gasly reist Alpine ohne WM-Punkte aus Las Vegas ab. Und sorgte für die peinlichste Szene des Rennens, als Esteban Ocon eine freiwillige Durchfahrtsstrafe antrat, weil seine Crew nicht zum Boxenstopp bereit war.

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Und keiner stand parat: Alpine legte Esteban Ocon quasi eine Durchfartsstrafe auf Zoom Download

Was ist hier schiefgelaufen? Offensichtlich lag der Fehler beim Team. Teamchef Oliver Oakes gibt sich zugeknöpft: "Ich würde sagen, es war einfach ein Fehler auf Teamseite. Wir werden die Details in Kürze besprechen."

Offenbar wusste das Team selbst noch nicht genau, was passiert war. Auch Ocon sagt nach dem Rennen: "Ich würde gerne erst einmal untersuchen, was passiert ist. Es war schwierig, denn wir sind einmal umsonst durch die Boxengasse gefahren und haben dann versucht, mit diesem Reifen durchzufahren."

Was auch nicht klappte, Ocon brach das Experiment ab und legte einen zweiten Stopp ein. Ergebnis: Vorletzter.

Was sich bei Ocon abspielte

Doch was genau war passiert, als der Alpine #31 in der elften Runde einfach durch die Boxengasse fuhr, ohne anzuhalten? Ocon war als Elfter ins Rennen gegangen und hatte diese Position in den ersten Runden auch gehalten.

Doch die mittelharten Reifen hielten deutlich schlechter als erwartet, sodass aus Ocons unmittelbarer Umgebung bereits nach zehn Runden Pierre Gasly, Oscar Piastri und Yuki Tsunoda zum ersten Mal an die Box kamen.

Zu Beginn der elften Runde fragt Ocon deshalb seinen Renningenieur Josh Peckett, ob man diese Runde nicht stoppen solle. Dieser antwortet: "Verstanden". Im weiteren Verlauf der Runde klagt Ocon zunächst über Untersteuern, dann über Graining.

Auf dem Strip, also gegen Ende der Runde, meldet sich Peckett dann über Funk: "Esteban, Box diese Runde entgegengesetzt zu [vor Ocon fahrenden] Hülkenberg. Box in dieser Runde entgegengesetzt zu Hülkenberg." Im Fachjargon heißt das "Opposite-Call", weil es im Englischen mit "Box opposite Hülkenberg" ausgedrückt wird.

Wenn Hülkenberg also stoppt, muss Ocon weiterfahren. Fährt Hülkenberg weiter, soll Ocon stoppen. Da der Haas-Pilot keine Anstalten macht, an die Box zu kommen, fährt Ocon rein - und findet sein Team nicht, weil es nicht da ist.

Ocon und Peckett reden gleichzeitig, Peckett weist Ocon an, bestimmte Einstellungen an der Software vorzunehmen, um das Boxenstopp-Protokoll zu überschreiben. "Verdammt, ich habe niemanden gesehen", funkt Ocon ungläubig. Peckett antwortet: "Fahr durch, fahr einfach durch!" Was Ocon mit dem einen oder anderen Fluch quittiert.

Wieder draußen fragt Ocon: "Was machen wir jetzt?" Peckett antwortet: "Diese Runde Box". Ocon legt den Stopp ein und landet auf dem vorletzten Platz. Nach der Zieldurchfahrt meldet Ocon sofort: "Sorry für den Fehler mit der Box."

Peckett antwortet umgehend: "Nein, nein, nein, nein, nein, keine Entschuldigung nötig. Nicht dein Fehler. Alles weitere im Büro." Und bedankt sich noch in aller Form für Ocons "Bemühungen".

Gasly: Das ist schwer zu schlucken

Noch ärgerlicher für Alpine ist natürlich der Ausfall von Pierre Gasly. Dass er in der Anfangsphase den dritten Platz nicht halten konnte, war bereits eingeplant. Nicht aber der Motorschaden in Runde 15.

"Gerade jetzt, nach der starken Leistung gestern, ist das wirklich schwer zu schlucken", klagt Gasly. "Wir waren vor dem Rennen so optimistisch und sicher, gute Punkte holen zu können. Der erste Stint lief noch gut; wie erwartet haben uns [Lando] Norris, Max [Verstappen] und Lewis [Hamilton] überholt, aber wir wussten, dass sie ein paar Zehntel schneller waren."

Doch beim Boxenstopp nach zehn Runden passierte das erste Malheur: Die Racing-Bulls-Crew von Yuki Tsunoda, der in derselben Runde stoppte, war schneller und Gasly verlor an der Box einen weiteren Platz. "Aber wir hätten mit ihm kämpfen können", ist sich der 28-Jährige sicher.

Doch dann ging es bergab. Die erste Beschwerde über Funk, dass etwas nicht stimme, kam in der zwölften Runde. "So schlecht war das Auto noch nie", brüllt Gasly in den Funk. Renningenieur Karel Loos versucht ihn zu beruhigen: "Das Rennen ist noch lang, da kann noch viel passieren. Auf geht's!" Gasly brüllt verärgert etwas Unverständliches zurück und kritisiert neben den Reifen erstmals auch den Motor.

In den folgenden Runden ist deutlich zu hören, wie der Motor Aussetzer entwickelt. "Keine Leistung, keine Leistung", funkt Gasly verzweifelt, doch die Box weiß nichts davon: "Bei uns sieht es gut aus, wir sind in den Begrenzer gekommen", antwortet Loos. Durch das DRS, das Gasly immer noch von Tsunoda erhält, dreht der Motor auf dem Strip im achten Gang bis an den Begrenzer.

Gasly wehrt sich lautstark: "Aber ich habe keine Leistung!" Erst jetzt scheint auch am Kommandostand klar zu werden, dass es ein Problem gibt. Es gibt erste Anweisungen, ein Fehlerprogramm zu überschreiben. "Keine Power, keine Power, das ist ein Problem!", funkt Gasly zurück. Antwort: "Okay, wir schauen, was wir tun können."

Doch es ist schon zu spät, nach 14 Runden kommt Gasly mit rauchendem Motor an die Box. "Irgendetwas brennt da hinten", kommentiert Gasly, Loos kann ihn nur noch mit "Szenario 12" zurück an die Box beordern. "Kannst ihn abschalten. Ohne Worte. Es tut mir so leid", sagt er in der Box. Gaslys letzte Worte: "Ja, alles für nichts, verdammte Scheiße."

Auch zum Motorschaden kann Oliver Oakes nach dem Rennen noch nicht viel sagen: "Wir wissen es noch nicht. Ich denke, jeder hat es gehört, er hat Leistung verloren. Wir werden den Motor [zur Analyse] ausfliegen. Es war sehr enttäuschend, denn er hatte ein gutes Rennen."

In der Konstrukteurswertung wird es spannend

Gasly hadert nach seinem vierten technisch bedingten Ausfall der Saison: "Ich will nicht zu sehr ins Detail gehen, weil ich nicht sicher bin [was passiert ist]. Aber wenn man bedenkt, wie wichtig diese Punkte in der Weltmeisterschaft sind, hat uns das heute viel gekostet."

"Ich hatte in dieser Saison schon mehrere Rennen, bei denen ich ausgefallen bin oder gar nicht starten konnte. Und dann nach einem Start von Platz drei wieder auszufallen, ist schon hart."

Alpine verlor den gerade erst mit dem Doppelpodium in Sao Paulo gewonnenen sechsten Platz in der Konstrukteurswertung wieder an Haas, und Racing Bulls rückte durch Platz neun von Tsunoda bis auf drei Punkte heran.

"Das sind die Höhen und Tiefen des Motorsports, aber es macht die letzten beiden Rennen noch spannender", sagt Oakes. "Ich denke, wir hätten vier Punkte holen oder zumindest um sie kämpfen können. Es wäre ein ganz anderes Rennen gewesen, wenn wir diese Situation [mit dem verpatzten Boxenstopp] richtig gemeistert hätten", ergänzt Ocon.

Immerhin etwas Positives kann Gasly vermelden: "Ich habe noch genug Motoren in meinem Pool [um keine Startplatzstrafe zu bekommen]. Das sollte kein Problem sein. Das Qualifying war fantastisch. Wir wissen, dass wir noch an einigen Dingen arbeiten müssen, aber wir sollten in der Lage sein, den Kampf fortzusetzen, den wir in Brasilien aufgenommen haben."

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