• 24. November 2024 · 03:22 Uhr

Lando Norris: "Bin stolz drauf, dass ich es bin und kein anderer"

Nach dem Qualifying in Las Vegas ist die Wahrscheinlichkeit, dass die WM-Entscheidung auf Katar vertagt wird, aus McLaren-Sicht geringer geworden

(Motorsport-Total.com) - Gut möglich, dass die Titelentscheidung in der Formel-1-WM 2024 bereits heute, kurz vor Mitternacht am Samstagabend Ortszeit in Las Vegas, fällt. Lando Norris muss um mindestens drei Punkte mehr sammeln als Max Verstappen, um zumindest rechnerisch noch im Rennen zu bleiben. Und aktuell liegt er in der Startaufstellung sogar einen Platz hinter seinem großen Rivalen.

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Lando Norris hat rein theoretisch noch Chancen auf den WM-Titel 2024 Zoom Download

Klar ist aber auch: Selbst wenn die Entscheidung nochmal vertagt werden sollte: Kippen wird das Ding eher nicht mehr. "Ob Max gewinnt oder nicht, ändert für mich nichts", räumt Norris ein. "Er wird sehr wahrscheinlich Weltmeister. Ich bin hier, um mein Bestes zu geben, in jedem einzelnen Rennen. Ob Max dann vor mir ist oder nicht ... Es ist, wie es ist."

Im Qualifying am Freitag war Verstappen um 0,211 Sekunden schneller als der McLaren-Pilot. "Gerade mal so", wie es Norris in seinen Worten formuliert. Die beiden stehen nebeneinander in der dritten Startreihe, auf Platz 5 und Platz 6. "Ich glaube, wir haben eine Chance, sie im Rennen zu schlagen."

Auch, weil im Vegas-Qualifying die wichtigste Übung war, in der Kälte der Nacht die Reifen gut auf Temperatur zu bringen. Das begünstigt die, die sonst eher auf der zu aggressiven Seite sind, was den Reifenverschleiß betrifft. Im Rennen wird sich das Problem aber relativieren. Voraussichtlich auch für McLaren.

Timo Glock erklärt: Darum kämpft McLaren so

Denn es sei bekannt, "dass der McLaren sehr, sehr schonend mit den Reifen umgeht und eigentlich auf die Renndistanz immer gut ist", analysiert Sky-Experte Timo Glock. Das habe man auch nach Safety-Car-Phasen schon gesehen: "Da braucht der McLaren immer ein, zwei, drei Runden, bis er dann da ist."

"Wenn du so kalte Bedingungen hast, bringt man einfach diesen Reifen von der Temperatur der Lauffläche innen wie außen nicht in das perfekte Fenster. Deswegen tut man sich schwer. [...] Und das hat in meinen Augen hauptsächlich mit den Temperaturen hier zu tun, dass man da mit dem niedrigen Abtrieb eben nicht das generiert, was man gern hätte."

Norris nickt: "Es hat so wenig Grip hier, und das liegt uns einfach nicht. Das passt nicht zu unserem Auto. Wenn wir schnell sein wollen, müssen wir unser Auto am absoluten Limit bewegen. Es braucht einiges, um alles aus unserem Auto herauszuholen. Wenn uns das gelingt, sind wir schnell. Aber es ist manchmal zu schwierig, das zu erreichen."

Im Qualifying habe er "jede Runde ein anderes Problem" gehabt, seufzt Norris, und als andere schneller wurden, weil sie den Tank leerten, konnte McLaren nicht mehr zulegen. Dabei will er sich aber nicht auf die niedrigen Temperaturen oder die oft kritisierte Regel, dass Pirelli den Reifendruck recht hoch vorschreibt, rausreden.

"Das ist allein unser Problem", hält der McLaren-Fahrer fest. "Es ist nicht die Schuld der Reifen, weil sie zu hart sind oder zu kalt oder all der Nonsens. Oder das Wasser in den Reifen. Es ist einfach so, dass unser Auto für diese Bedingungen nicht geeignet ist."

Norris: Sarkasmus bei der Analyse des Qualifyings

Norris sitzt bei seiner Analyse des Qualifyings der Schalk im Nacken. Es sei doch wirklich "unglaublich", dass er nicht auf Pole stehe, "obwohl wir doch das um Längen schnellste Auto haben". Eine sarkastische Anspielung auf jene im Paddock, die stets behaupten, McLaren habe das beste Auto der Saison gehabt. Eine Einschätzung, der Norris explizit widerspricht.

Und er sagt auch: "Ist schon seltsam. Vielleicht liegt's am Wasser in den Reifen?" Eine weitere Anspielung, diesmal auf den Vorwurf, McLaren habe möglicherweise unerlaubt Flüssigkeit in die Reifen gepackt, um diese zu kühlen und so auf die Renndistanz gesehen einen Haltbarkeitsvorteil zu erlangen. Ein Vorwurf, der sich übrigens nie erhärtet hat.

"Vielleicht war es nicht unser bestes Q3", gibt Norris zu. "Ich habe ein paar kleine Fehler gemacht - aber das waren Fehler, die kaum vermeidbar waren. Es war extrem schwierig, eine saubere Runde hinzubekommen. Einerseits willst du schneller fahren, andererseits keine Fehler machen. Aber hier sind mit einem kleinen Fehler schnell mal ein, zwei Zehntel weg."


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Am Ende haben deren sieben auf die Poleposition-Zeit von George Russell im Mercedes gefehlt. "Kann gut sein, dass wir im Rennen dann die härteren Reifen fahren und es plötzlich läuft", hofft Norris. "Wir hatten dieses Jahr oft Probleme mit Graining. Mit den weichen Reifen sind wir meistens tendenziell schlechter. Selbst auf eine Qualirunde haben wir hier Graining."

"Ich hoffe also: Der Medium hat manchmal auch Graining. Aber wenn wir den harten Reifen draufpacken, klickt es hoffentlich besser. Unser Auto hat einfach eine Schwäche mit den Vorderreifen. Das ist schon länger ein Problem. Da können wir nicht so attackieren, wie wir das gern hätten. Da zahlen wir den Preis."

Piastri: In Katar sollte es besser werden

Denn was in Las Vegas zur Schwäche wird, ist auf anderen Strecken, unter anderen Bedingungen, McLarens große Stärke. Das bevorstehende Hitzerennen in Katar etwa sollte den papayafarbenen Autos wie auf den Leib geschneidert sein. "Aber darauf", warnt Oscar Piastri, "können wir uns nicht verlassen. Denn wenn es nicht so kommt, haben wir ein Problem."

Seine Analyse geht so: "In Q3 konnten alle noch zulegen, aber wir nicht. Warum, das müssen wir jetzt verstehen." Die Taktik, das Aufwärmen der Reifen anders anzulegen als sonst, habe in Q1 und Q2 noch gut funktioniert. Da war Piastri Fünfter und Sechster. "In Q3 haben wir's genauso gemacht, fanden aber keine Pace mehr." Was unterm Strich Platz 8 bedeutete.

"Im Vergleich zu Mercedes haben wir vor allem in den Kurven 7, 8, 9 verloren", erklärt Piastri. "Mercedes war einfach überall schnell. Hier zeigen sich einfach unsere Schwächen. Das Auto fühlt sich von der Balance her ganz gut an. Aber es hat keinen Grip. Das ist für alle gleich, aber wir sind relativ gesehen langsamer als andere."

"Was das Rennen betrifft, bin ich optimistischer. Mein Longrun war gut, auch wenn es nur sechs, sieben Runden waren", sagt Piastri - und denkt drüber nach, aus der Not eine Tugend zu machen: "Vielleicht fahren wir mit dem Medium etwas länger als die anderen. Wir müssen abwarten, ob es uns gelingt, die Reifen so zu managen, wie wir uns das vorstellen."

Norris: Stolz drauf, Verstappens einziger Gegner zu sein

Norris glaubt ebenfalls, dass es im Rennen besser laufen könnte, erwartet aber "keine Wunderdinge". Und er fängt schon an, Bilanz zu ziehen über das WM-Duell 2024, das er möglicherweise am späten Samstagabend in Las Vegas verloren geben muss: "Ich bin derjenige, der gegen Max fightet. Und ich bin stolz drauf, dass ich es bin und kein anderer."

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"Hätte ich mir gewünscht, es noch spannender zu machen? Sicher. Aber die WM haben wir in den ersten sechs Rennen verloren. Die hat Max dominiert. Da war Red Bull zu weit vorn, und sie haben einen Punktevorsprung aufgebaut, der kaum noch aufzuholen war. Ich bin trotzdem stolz. Ich bin froh, dass wir es so lang offengehalten haben. Und dass wir es waren, und nicht wer anderer."

Das sechste Saisonrennen war übrigens Miami. Danach hatte Verstappen 53 Punkte Vorsprung auf Norris, der zu dem Zeitpunkt WM-Fünfter war. Vor Las Vegas beträgt der Abstand 62 Punkte. Aber dazwischen liegen zahlreiche kleine Fehler und verpasste Chancen auf McLaren-Seite. Als Trost bleibt: Red Bull war bei weitem nicht so dominant wie 2023. Das macht Hoffnung für 2025.

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