• 23. November 2024 · 12:52 Uhr

Ralf Schumacher über Franco Colapinto: "So schnell geht ein Hype kaputt"

Sollte Franco Colapinto in Las Vegas nicht antreten können, wäre das seine eigene Schuld - Timo Glock: "Vielleicht ein bisschen zu viel für ihn"

(Motorsport-Total.com) - Nächster Rückschlag für das zuletzt arg gebeutelte Williams-Team: Im Qualifying in Las Vegas schied Alexander Albon (18.) in Q1 und Franco Colapinto (14.) in Q2 aus - und es setzte den sechsten schweren Crash der vergangenen drei Rennwochenenden. Nach jenem von Colapinto am späten Freitagabend ist unklar, ob der Argentinier überhaupt den Grand Prix am Samstag bestreiten kann.

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Franco Colapinto fabrizierte im Qualifying in Las Vegas erneut Schrott Zoom Download

Grund dafür ist nicht etwa ein Ersatzteilmangel, obwohl Teamchef James Vowles bereits nach Brasilien befürchtet hatte, dass es "kein Team im Feld gibt, das fünf schwere Unfälle an zwei Rennwochenenden verkraften kann". Sondern es bestehen vielmehr Fragezeichen, was Colapintos Gesundheitszustand betrifft.

Der 21-Jährige war am Ende von Q2 gerade auf einer schnellen Runde, touchierte bereits ausgangs Kurve 5 mit dem linken Hinterrad die Werbebande und rasierte dabei ein rosarotes Stück Plastik eines Bandensponsors ab.

In der Kurvenkombination 14/15/16 war er dann zu aggressiv, schlug sich innen an der Bande von Kurve 15 die linke Vorderradaufhängung ab und krachte ausgangs Kurve 16 mit "über 50g" (Zitat Vowles) in die temporäre Betonmauer, die er dabei gleich mal nach außen verschob und so für eine längere Unterbrechung der Session sorgte.

"Sehr ernst": Das sagt Teamchef James Vowles

Am Ende waren drei der vier Räder ab und Colapinto ("Ich bin okay") stieg noch selbst aus dem zerstörten Williams aus. Doch weil die Einschlagenergie "in einem sehr ernsten Bereich" war, wie Vowles später erklärte, übersprang er die obligatorischen Interviews und legte sich direkt nach dem Check im Medical Centre in seinem Hotelzimmer hin, "um sich über Nacht auszuruhen".

"Er wird morgen untersucht, und dann wird entschieden, ob er im Rennen starten kann oder nicht", erklärt Vowles in einem Statement auf dem X-Kanal des Williams-Teams. "In der Zwischenzeit wird sein Auto repariert. Das Chassis wird gewechselt, und wir werden sicherstellen, dass es einsatzbereit ist, sollte Franco für das Rennen fit sein."

Laut ORF-Experte Alexander Wurz ein "unnötiger" Crash, "muss ich ganz ehrlich sagen", und auch Ralf Schumacher meinte noch während der Live-Übertragung des Pay-TV-Senders Sky: "So schnell geht ein Hype kaputt, wenn man es übertreibt."

Langsam gibt's auch Kritik ...

Denn Colapinto hatte sich nach seinem überraschenden Formel-1-Debüt im Sommer zunächst mit starken Leistungen unter anderem bei den Racing Bulls ins Gespräch gebracht und galt als heißer Anwärter, womöglich sogar Sergio Perez bei Red Bull Racing abzulösen. Doch mit seinen jüngsten Crashes sind seine Chancen wohl nicht gerade gestiegen.

Zuletzt in Brasilien flog er während einer Safety-Car-Phase im strömenden Regen ab, und auch der Abflug im Qualifying in Las Vegas war vermeidbar. "Er hat sich verschätzt. Das darf einem nicht passieren", analysiert Sky-Experte Timo Glock und ergänzt: "Ich glaube, er kommt so langsam auf den Boden der Tatsachen zurück."

Die Gerüchte um einen Wechsel zu Red Bull, der Druck, möglichst keinen Unfall bauen zu dürfen, um Williams nicht an den Rand eines Nichtantretens zu bringen, dazu der Hype in Argentinien und der Jetlag wegen des ungewöhnlichen Zeitplans in Las Vegas: "Vielleicht ist das dann doch ein bisschen zu viel für ihn, was da gerade auf ihn einprasselt", vermutet Glock.

Albon: Unzufrieden mit dem Timing der Runde

Immerhin gewann Colapinto - unter diesen Umständen ein schwacher Trost - das Qualifyingduell gegen Albon und verkürzte damit im Saisonvergleich auf 2:5. Albon hatte nach seinem Q1-Aus das Gefühl, unter Wert geschlagen worden zu sein: "Das Problem war, dass ich in einer sehr unangenehmen Position auf die Strecke gelassen wurde", sagt er.

Schon auf seiner Aufwärmrunde war am Boxenfunk ein erhitzter Dialog mit seinem Renningenieur zu hören. "Ich hatte Pierre und George vor mir, die gerade auf ihren Auslaufrunden waren", berichtet der Thailänder. Konsequenz: "Meine Aufwärmrunde war um zehn bis 15 Sekunden langsamer, als sie sein sollte."


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Mit zu kühlen Reifen rutschte er gleich in der ersten Kurvenkombination von der Ideallinie weg. "Auf dieser Strecke brauchst du eine schnelle Aufwärmrunde, um die Reifen auf Temperatur zu kriegen. Bekommst du die nicht, bist du nirgendwo", ärgert sich Albon und rechnet vor: "Nach drei Kurven hatte ich sieben Zehntel Rückstand."

Was übrigens nicht ganz korrekt ist: Die Telemetriedaten belegen, dass er im Vergleich zu seiner vorherigen Bestzeit bis Kurve 4 sogar schneller war, dann aber ausgangs Kurve 4 und nochmal in Kurve 6 Zeit verlor. Da fehlten tatsächlich sechs Zehntelsekunden. Am Ende der Runde waren es nur noch zwei. Für P15 hätte er auf der Runde um fast eine halbe Sekunde schneller sein müssen.

Für die Konstrukteurs-WM bedeutet das, dass Williams' Hoffnungen auf den sechsten Platz schwinden. Aktuell fehlen satte 32 Punkte auf Alpine, und Pierre Gasly steht auf Platz 3 der Startaufstellung. Aus eigener Kraft. Wahrscheinlich also, dass das britische Team die Saison auf Rang 9 der Teamwertung beenden wird.

Übrigens: Sollte Colapinto in Las Vegas wirklich nicht starten können, wäre es bereits das dritte Mal in der Saison 2024, dass Williams nur mit einem Auto fährt. In Australien sorgte Albon für einen Totalschaden, zuschauen musste aber Logan Sargeant. Und zuletzt in Brasilien konnte nur Colapinto am Rennen teilnehmen. Jeweils eine Konsequenz fahrerverschuldeter Unfallschäden.

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