• 23. November 2024 · 12:03 Uhr

Quersteher und Untersteuern: So verpasste Sainz die Pole in Las Vegas

Carlos Sainz verfehlt die Pole in Las Vegas um eine knappe Zehntelsekunde - Obwohl die Pole wohl drin gewesen wäre, ist der Spanier zufrieden

(Motorsport-Total.com) - "Ich dachte, ich hätte die Pole, aber dann kam George." - Carlos Sainz verpasste beim Grand Prix von Las Vegas (im Liveticker!) seine siebte Poleposition in der Formel 1 um 0,098 Sekunden. Für das Rennen ist der Ferrari-Pilot dennoch optimistisch, Polesetter George Russell Paroli bieten zu können.

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Es untersteuert ein Ferrari nach nirgendwo: Carlos Sainz war im ersten Sektor chancenlos Zoom Download

Allein im ersten Sektor verlor der Spanier drei Zehntel auf Russell, Teamkollege Charles Leclerc sogar sechs. Damit zeigte sich, was bereits erwartet worden war: Der Ferrari SF-24 geht sehr schonend mit den Reifen um, was sich bei kalten Bedingungen in der Aufwärmphase rächt.

So beginnt die Runde für Sainz mit dem Ferrari-typischen Untersteuern in Kurve 1. Sainz schaltet ungewöhnlich früh in den vierten Gang (ein sogenannter "Short Shift"), damit das Untersteuern am Kurvenausgang nicht in Übersteuern umschlägt. Die folgende Kurve 2 durchfährt er einen Gang niedriger als Leclerc, im sechsten statt im siebten.

Ein Fehler ist nicht zu erkennen, aber das Untersteuern in Kurve 1 rächt sich in der Zwischenzeit: 26,051 Sekunden für Sainz gegenüber 25,736 Sekunden für Russell.

Doch der dickste Brocken sollte noch kommen. Im Kurvenkomplex 7 bis 9 rund um die Spehere bricht Sainz das Heck aus. Es beginnt mit einem leichten Überbremsen beim Runterschalten in den dritten Gang für Kurve 7. Sainz öffnet sofort die Lenkung, um das Heck wieder einzufangen.

Dadurch verpasst er minimal den Scheitelpunkt für den folgenden Rechtsknick Kurve 8. Umso heftiger muss er den Randstein mitnehmen, woraufhin das Heck schlagartig ausbricht, ein sogenanntes "Snap Oversteer". Sainz zaubert einen Drift hin und bringt den Ferrari SF-24 so weit unter Kontrolle, dass die Linie für Kurve 9 wieder passt.


Analyse des Qualifyings in Las Vegas im Livestream

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Viel Zeit kostet der Rutscher nicht, denn ab Kurve 9 ist Sainz wieder auf Linie. Aber vielleicht hat genau das am Ende gefehlt. Der Rest der Runde passt hervorragend, vor allem im letzten Sektor kommt Sainz perfekt durch den Kurvenkomplex, an dem zuvor Franco Colapinto zerschellt ist - absolute Bestzeit in Sektor 3.

"Abgesehen von diesem 'Snap? war es eine gute Runde", funkt Renningenieur Riccardo Adami. Auch Sainz ist mit der Runde zufrieden: "Es muss eine gute Runde gewesen sein. Meine bisherige Bestzeit war eine 32.7, also habe ich mich in dieser Runde um drei Zehntel verbessert. Es fühlte sich gut an, ich ging bis ans Limit."

"Ich dachte schon, ich hätte die Poleposition, weil ich als einer der Letzten über die Linie ging. Aber dann wurde mir plötzlich gesagt, dass George noch kommt, und ich wusste, dass die Mercedes das ganze Wochenende schnell waren. Sie waren uns immer einen Schritt voraus, vor allem auf eine Runde. Und da wusste ich: George kann mich noch packen."

Reifenvorteil im Rennen?

Er wiederholt, was der Zeitenmonitor bereits ausgespuckt hat: "Sie sind vor allem in Sektor 1 schnell. Wir machen im Rest der Runde drei oder vier Zehntel auf sie gut. Meine Runde sieht ab Sektor 2 sehr gut aus. Sie waren also im ersten Sektor sehr schnell." Im zweiten Sektor, wo Sainz den Rutscher hatte, waren beide bis auf fünf Tausendstelsekunden gleichschnell. Sainz holte im letzten Sektor mehr als zwei Zehntel auf, doch am Ende reichte es für Russell.

Insgesamt war die Pace zufriedenstellend, vor allem im Vergleich zu den bisherigen direkten Konkurrenten Red Bull und McLaren. Doch nun ist Mercedes der Hauptgegner, den Sainz als "neuen Gast auf der Party" bezeichnet. "Wir wussten, dass sie auf eine Runde einen Schritt voraus sind. Neben George zu stehen, war so ziemlich das Maximum, das ich herausholen konnte."

Daran wird sich seiner Meinung nach auch im Rennen nicht viel ändern: "Ich denke, wir werden morgen mit Mercedes um den Sieg kämpfen. Wenn sie alles zusammenbekommen, sind sie immer sehr schnell oder sogar die Schnellsten. Sie haben in der Mitte der Saison drei Rennen in Folge gewonnen." Streng genommen hat Piastris Sieg in Ungarn die Mercedes-Serie von Österreich bis Belgien unterbrochen.

Und die anderen Gegner? "Wenn Pierre [Gasly] diese Rundenzeiten fährt, warum nicht?", antwortet Sainz. "Und natürlich Charles als Vierter und Max als Fünfter. Vielleicht geht sein Auto mit viel Abtrieb besser mit den Reifen um, und dann mischt er plötzlich mit. Aber das ist ja das Schöne an der Formel 1 heute, dass vier Teams um die Pole und den Rennsieg kämpfen können."

Dennoch spricht die Longrun-Pace für Ferrari und der Nachteil, die Reifen nur langsam auf Temperatur zu bringen, sollte sich im Rennen in einen Vorteil bei der Reifenhaltbarkeit umkehren. Wenn Ferrari die härtere Reifenmischung auf Temperatur bringt ...

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