Erklärt: Wieso das Safety-Car in Brasilien schon vor dem Colapinto-Unfall kam
Der Safety-Car-Einsatz beim Großen Preis von Brasilien wirft Fragen auf: Warum kam Bernd Mayländer schon vor dem Unfall von Franco Colapinto (Williams) zum Einsatz?
(Motorsport-Total.com) - Der Einsatz des Safety-Cars beim Großen Preis von Brasilien sorgte für Verwunderung: In der 30. von 69 Runden rückte Bernd Mayländer plötzlich aus, obwohl es keinen ersichtlichen Grund dafür gab. Der Regen hatte in dieser Phase des Rennens zwar an Intensität zugenommen, allerdings gab es keine Ausrutscher oder Dreher.
Drei Viertel des Feldes waren zu dieser Zeit noch mit den Intermediates unterwegs. Nur Sergio Perez, Zhou Guanyu, Nico Hülkenberg und die beiden Racing-Bulls-Piloten Liam Lawson und Yuki Tsunoda hatten sich bereits für die Full-Wet-Regenreifen entschieden.
Als Pirelli-Motorsportchef Mario Isola nach dem Rennen darüber sprach, dass man "über einen längeren Stint einen direkten Vergleich zwischen den beiden [Regen-]Reifentypen hätte anstellen können", behauptete er, "die Neutralisierung sei dadurch bedingt gewesen, dass die Sicht als zu schlecht erachtet wurde".
Nach Informationen von Motorsport-Total.com war der eigentliche Grund allerdings die große Menge an Wasser, die auf der hügeligen Strecke in Sao Paulo schnell zur Bildung von Bächen sowie Pfützen führt und damit die Gefahr von Aquaplaning stark erhöht.
Der Einsatz von Mayländer (seit 25 Jahren im Safety-Car) war also eine reine Vorsichtsmaßnahme - und völlig richtig, wie der Unfall von Franco Colapinto (Williams) zeigt. Der Argentinier fuhr dem Feld unter Safety-Car-Bedingungen hinterher und verlor auf der nassen Strecke die Kontrolle über seinen Williams.
Safety-Car sollte nur kurz auf die Strecke
"In diesem Rennen gab es für mich einige Überraschungen - eine davon war, dass die rote Flagge nicht schon früher kam", meint Red-Bull-Teamchef Christian Horner sogar. "Es gab eine Menge Fahrer, die das Gefühl hatten, dass die Bedingungen zu unsicher waren."
Die im Vergleich zum bisherigen Rennverlauf noch schlechtere Sicht bereitete der Rennleitung zwar ebenfalls Sorgen, war aber nicht das Hauptproblem. Der Plan war daher, das Feld während des heftigen Regenschauers, der etwa fünf Minuten dauerte, hinter dem Safety-Car fahren zu lassen, bevor das Rennen mit grüner Flagge fortgesetzt werden sollte.
Der Unfall von Colapinto machte dieses Vorhaben jedoch zunichte und zerstörte somit auch die Chancen von Lando Norris, der sich mit seinen frischeren Intermediates kurzzeitig wieder in die Reichweite einer möglichen Führungsposition gefahren hatte.
Norris schimpft über Abbruch-Regel
Weil Esteban Ocon, Max Verstappen und Pierre Gasly während der Unterbrechung allerdings die Reifen wechseln konnten, wurde der McLaren-Pilot am Ende zum unglücklichen Verlierer. Kein Wunder, dass das Vorgehen für Norris "eine dumme Regel ist, mit der niemand einverstanden ist".
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"Aber man ist immer damit einverstanden, wenn es einem selbst nützt", schimpft der McLaren-Pilot, der nach dem Brasilien-GP noch rechnerische Chancen auf den WM-Titel hat. "Jeder Fahrer hat gesagt, dass er damit nicht einverstanden ist und will, dass sie geändert wird."
Als das Safety-Car auf die Strecke kam, hatte Norris hatte gerade Mercedes-Pilot George Russell überholt und war dank seiner frischen Reifen dabei, auf seinen Red-Bull-Titelrivalen Verstappen aufzuholen. Am Ende bleibt dem Briten aber nur der sechste Platz und die Erkenntnis, dass es mit dem WM-Titel in dieser Saison wohl nichts mehr wird ...