• 03. November 2024 · 21:49 Uhr

"Nicht sicher, ob Realität oder Traum": Ocon und Gasly lassen Alpine jubeln!

Esteban Ocon und Pierre Gasly lassen Alpine jubeln: Ein Doppelpodium in Brasilien sorgt bei den Franzosen für Gänsehaut und weckt Erinnerungen aus der Kartzeit

(Motorsport-Total.com) - Der Jubel bei Alpine kennt keine Grenzen: Nachdem das Team in den ersten 20 Saisonrennen nahezu chancenlos war und als bestes Ergebnis lediglich ein paar neunte und zehnte Plätze erzielen konnte, reichte es beim chaotischen Brasilien-GP (Rennbericht) zum überraschenden Doppelpodium!

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Esteban Ocon und Pierre Gasly feiern in Brasilien ein Doppelpodium Zoom Download

Während Esteban Ocon die Ziellinie als Zweiter überquert, komplettiert Teamkollege Pierre Gasly die Top 3. "Ich habe vorhin gesagt, dass ich mir nicht sicher bin, ob es die Realität ist oder ein Traum, aber ich rieche Champagner, also wird es die Realität sein", grinst Ocon.

Dass er ausgerechnet mit seinem französischen Teamkollegen Gasly auf dem Podium steht, den er schon seit vielen Jahren kennt, sorgt bei Ocon für Gänsehaut. "Um ehrlich zu sein, bin ich sehr glücklich und stolz auf Pierre und mich", sagt der 28-Jährige. "Wir hatten unsere Geschichten, aber es war unglaublich, diese letzte Auslaufrunde zu fahren."

"Ich habe viele Erinnerungen an unsere Go-Kart-Rennen auf nasser Fahrbahn, als wir noch jung waren, sogar auf Schnee und mit Slick-Reifen", schwelgt Ocon nach dem Rennen in Erinnerungen. "Wir sind beide zusammen gefahren und haben auf das Podium oder den Sieg gewartet. Und heute schmeckt es ein bisschen [wie ein Sieg]."

Kart-Training "hat einen Unterschied gemacht"

"Ich glaube nicht, dass das jemand verstehen kann", ergänzt Gasly, der von "einer sehr persönlichen Beziehung zu Ocon" spricht. "Wir haben so viel durchgemacht. All diese Zeiten, die wir im Winter hatten, bei minus fünf Grad draußen."

Oft seien die beiden Franzosen sogar die einzigen Piloten gewesen, die sich bei schlechtem Wetter auf der Kartbahn herumgetrieben und die Finger abgefroren haben. "Und an einem Tag wie heute kann ich sagen, dass dieses Training tatsächlich einen Unterschied gemacht hat", glaubt Gasly, warum es ausgerechnet im Regenchaos zum Doppelpodium reichte.

"Natürlich war es in dieser Saison hart. Aber wir haben immer versucht, die Mannschaft in die richtige Richtung zu pushen und niemals aufzugeben." In der Konstrukteurswertung macht Alpine (49 Punkte) einen großen Sprung und rutscht drei Rennen vor Saisonende bis auf die sechste Position nach vorne!

Zum Vergleich: In den 20 Rennen zuvor sammelten Gasly und Ocon zusammen nur 14 Punkte. In Brasilien kamen nun 35 Punkte hinzu, womit das Team sowohl Racing Bulls (44 Punkte) als auch Haas (46 Punkte) überholt.

Ocon: Im Regen "erst richtig wohlgefühlt"

Ocon legte mit seinem vierten Startplatz im Qualifying am Sonntagmorgen einen Grundstein für das spätere Podium. "Nach der schwierigen Saison ist es wirklich schön, hier zu fahren und die Leistung durch den Regen ein wenig auszugleichen", schmunzelt der Franzose.

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Esteban Ocon freut sich in Sao Paulo über den zweiten Platz Zoom Download

Heißt aber auch: Ohne die Wetterbedingungen wäre Alpine wohl niemals in Reichweite zum Podium gewesen! "Jemand, der für uns alle sehr wichtig ist, hat vor langer Zeit gesagt, dass die Autos im Regen fast gleich sind, und dieser Satz ist überhaupt nicht alt geworden", schmunzelt der Zweitplatzierte.

Ocon gibt zu, dass der Alpine "im Trockenen extrem schwierig" zu fahren war und sich der Franzose "erst richtig wohlgefühlt hat, als es zu regnen begann. Ich liebe es hier, wenn es regnet, und heute war es ein besonderes Rennen für uns", strahlt der Alpine-Pilot.

Alpine mit richtiger Strategie im Rennen

Dabei kam Alpine allerdings auch zugute, dass beide Piloten noch nicht gestoppt hatten, als die rote Flagge herauskam und man sich somit einen Boxenstopp sparte. Als das Rennen wieder aufgenommen wurde, führte Ocon vor dem späteren Rennsieger Max Verstappen (Red Bull) und seinem Teamkollegen Gasly.

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Nach dem Restart muss sich Ocon gegen Verstappen geschlagen geben Zoom Download

"Das war ein besonderer Moment", grinst Ocon, der immerhin einen Grand-Prix-Sieg (Ungarn 2021) auf seinem Konto hat. Der erste Restart "lief super gut", doch nach der zweiten Safety-Car-Phase (wegen des Unfalls von Carlos Sainz) musste der Franzose seine Führung abgeben.

"Leider kam am Ende die Realität zurück und Max [Verstappen] war besser als wir", gibt der 28-Jährige zu, dass der dem dreimaligen Weltmeister kein Paroli bieten konnte. Dennoch sei das Ergebnis "ein großartiges Gefühl, und jetzt sogar noch größer, weil wir in letzter Zeit ein paar schwierige Rennen hatten, in denen die Dinge nicht so liefen, wie wir es uns gewünscht hatten."

Der Franzose, der im kommenden Jahr zu Haas wechselt, fährt seine letzten Rennen für Alpine. "Es ist noch nicht abgehakt, es sind noch drei Rennen zu fahren", sagt Ocon. "Aber wenn das die Belohnung ist, dann bin ich sehr froh, dass es so ist. Es waren fünf Jahre voller guter Momente, und natürlich auch schwieriger Momente."

Gasly verteidigt sich gegen Russell

Im Moment überwiegt allerdings die Freude. "Es ist unglaublich für das ganze Team", ergänzt Teamkollege Gasly, der "bis zum Schluss nicht geglaubt" hat, mit beiden Autos auf das Podium zu fahren. "Wir haben eine so harte Saison hinter uns. Wir haben uns schwergetan, Punkte zu holen. Und unter diesen Bedingungen war alles möglich."

Der Franzose landete im Qualifying nur auf der 15. Position, konnte wegen der Strafen und Ausfälle allerdings von Startplatz zwölf in das Rennen gehen - und profitierte am Ende davon, dass er aufgrund der Rotphase keinen Boxenstopp absolvieren musste!


Fotostrecke: Alle Formel-1-Autos von Renault/Alpine

Am Ende schaffte es Gasly zudem, seinen Platz gegen George Russell (Mercedes) zu verteidigen. "Ich muss sagen, es war nicht einfach. Es waren schwierige Bedingungen", berichtet der 28-Jährige, der mit der Fahrzeugbalance nicht ganz zufrieden war.

"Ich habe ein bisschen mit ihm gekämpft", schildert der Alpine-Pilot, der nicht glaubt, dass Russell ernsthaft auf die Idee gekommen wäre, einen Angriff zu starten. "Ich wusste, solange ich ihn innerhalb einer Sekunde halten konnte, würde es reichen."

Und es hat gereicht! Gasly feiert in Brasilien seinen fünften Podestplatz in der Formel 1, den ersten seit dem Niederlande-GP 2023. Im selben Jahr durfte sich Ocon über einen dritten Platz in Monaco freuen.

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Für Pierre Gasly (Alpine) lief es 2024 nicht immer rund Zoom Download

Ein Doppelpodium gab es für Alpine allerdings noch nie. Zuletzt standen beim Korea-GP 2013 beide Autos des Teams aus Enstone auf dem Podest, damals noch als Lotus mit Kimi Räikkönen und Romain Grosjean am Steuer.

Alpine-Piloten lassen Frankreich jubeln

Mit Gasly und Ocon stehen erstmals seit 1997 wieder zwei Franzosen auf dem Podium. Damals erreichten Olivier Panis und Jean Alesi beim Großen Preis von Spanien in Barcelona ebenfalls die Top 3. Das letzte Mal, dass zwei französische Fahrer eines französischen Teams auf dem Podest stehen, ist noch länger her: Rene Arnoux gewann den Frankreich-GP 1982 vor seinem Renault-Teamkollegen Alain Prost.

"Das ist ziemlich cool. Ich höre gerne, dass wir nach langer Zeit wieder etwas erreichen", freut sich Gasly. "Alle Franzosen mussten lange Zeit warten. Das ist schon etwas Besonderes. Das ist es, was ich an der Formel 1 liebe. Man bekommt solche Gelegenheiten, und man muss sie nutzen."


Fotos: F1: Grand Prix von Brasilien (Sao Paulo) 2024


Besonders für Alpine sei das keine Selbstverständlichkeit, weiß der Franzose. "Man muss jedes einzelne Wochenende mit der gleichen Einstellung und dem gleichen Ansatz antreten und versuchen, sein Bestes zu geben, auch wenn man weiß, dass die Chancen nicht sehr hoch sind."

"Es ist wichtig, niemals aufzugeben, besonders an Tagen wie heute ist alles möglich", so Gasly. "Ich bin sehr dankbar für all die Arbeit, die das Team geleistet hat. An einem Tag wie heute lohnt sich das alles, wenn wir beide Jungs auf das Podium bringen. Ich glaube nicht, dass irgendjemand auf der Welt zu irgendeinem Zeitpunkt in diesem Jahr gedacht hätte, dass zwei Alpine auf dem Podium stehen würden."

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