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Lando Norris schimpft: Niemand ist mit dieser Regel einverstanden!
Lando Norris ärgert sich über die Reifenregel, die Max Verstappen einen Boxenstopp schenkte, und sagt, dass George Russell den Sieg daher am meisten verdient hätte
(Motorsport-Total.com) - Lando Norris ärgert sich nach dem Formel-1-Rennen in Brasilien über die Reifenregel, die besagt, dass Fahrer unter roter Flagge ihre Reifen tauschen dürfen. Diese Regel hatte ihm am Sonntag die Chance auf den Sieg gekostet und vor allem WM-Rivale Max Verstappen massiv geholfen, der davon profitierte und das Rennen gewann - und damit schon eine Hand am WM-Pokal hat.
Norris hatte sich in Sao Paulo mit George Russell um die Führung duelliert, als beide am Ende einer virtuellen Safety-Car-Phase für frische Intermediates an die Box gekommen waren. Max Verstappen war zu der Zeit gemeinsam mit den beiden Alpines von Esteban Ocon und Pierre Gasly noch draußen geblieben.
Wenig später wurde aufgrund der regnerischen Bedingungen das Safety-Car auf die Strecke geschickt und das Rennen schließlich aufgrund eines Unfall von Williams-Pilot Franco Colapinto unterbrochen.
Das Reglement besagt dabei, dass die Fahrer unter roter Flagge ihre Reifen wechseln dürfen. Verstappen konnte also frische Intermediates aufziehen, ohne an die Box zu müssen, wodurch er im Rennen trotz Startplatz 17 plötzlich vor Norris lag.
"Wir haben unsere Positionen einfach unter der roten Flagge verloren, weil die anderen kostenlose Boxenstopps hatten. Das war Pech", hadert Norris gegenüber Sky.
Sein Team hatte Norris kurz zuvor noch gesagt, dass er nicht an die Box kommen soll, doch der Brite forderte am Funk neue Reifen ein und kam schließlich auch zum Service. "Es war das Richtige", sagt er über seine Taktik, "aber wir hatten einfach Pech. Mir ist egal, was rückblickend war. Sie hatten Glück, nichts anderes."
Reifenwechsel als entscheidender Fehler
Im Nachhinein war der Boxenstopp der entscheidende Fehler, doch Sky-Experte Timo Glock würde McLaren daraus keinen Strick drehen. Denn laut ihm deuteten die Bedingungen darauf, dass man zum Reifenwechsel kommen muss. "Es hat ja in dem Moment keiner damit gerechnet, dass man das Rennen sogar unterbricht, weil es so viel Regen ist", sagt er.
Russell hatte sich hingegen aufgeregt, weil er eigentlich draußen bleiben wollte, das Team aber den Reifenwechsel forcierte. "Ich habe euch doch gesagt, wir hätten draußen bleiben sollen", tobte dieser am Funk. "Das sind einfache Entscheidungen in dem Moment, die du triffst. Und im Nachhinein weißt du, es war richtig oder es war falsch", meint Glock.
Verstappen selbst hatte sich am Funk für einen Abbruch stark gemacht, nachdem Norris und Russell zur Box gefahren waren - wohl wissend, dass er bei einem Abbruch ohne Nachteil die Reifen wechseln dürfte. "Das muss eine rote Flagge sein", klagte er am Funk. "Das wird einen bösen Unfall geben. Das ist zu gefährlich!"
Reinfahren und auf Regenreifen wechseln wollte der Niederländer aber trotzdem nicht und machte stattdessen weiter Werbung für eine Unterbrechung: "Wie oft muss ich das noch sagen? Rote Flagge, los jetzt!", so Verstappen, der schließlich die erlösende Nachricht bekam: "Endlich, Jesus", sagt er am Funk.
Norris: "So zu denken, ist einfach dämlich!"
Davon, einfach draußen zu bleiben und auf eine rote Flagge zu hoffen, um einen freien Boxenstopp zu haben, davon hält Norris nichts: "Heute hat es ihnen geholfen. Es hätte uns helfen können, wenn wir draußen geblieben wären, aber so zu denken, ist einfach dämlich", sagt er.
Die Regel, die in Artikel 57.4 vii) des Sportlichen Reglements festgelegt ist, ist für ihn dabei eine "mit der niemand einverstanden ist", wie er betont. "Heute sind sie (Red Bull; Anm. d. Red.) vermutlich damit einverstanden, aber jeder Fahrer ist damit nicht einverstanden."
George Russell, der wie Norris dadurch ebenfalls zurückfiel, wäre für den Briten daher ein logischerer Sieger: "George hat sicher gedacht, er hat das Rennen heute gewonnen. Er hätte es sicherlich mehr als jeder andere verdient, heute zu gewinnen", so Norris. "Manchmal hat man aber einfach Pech und die Regeln sind gegen dich."
Norris nach Neustart mit einigen Fehlern
Doch während Verstappen sich in der Folge nur mit den beiden Alpines auseinandersetzen musste, die am Ende auch beide auf dem Podium landeten, ging das Rennen für Norris nach dem Neustart bergab. Zuvor hatte er sich noch an Russell vorbeigearbeitet und schien irgendwann wieder die Führung zu übernehmen, doch davon war er nach der Unterbrechung weit entfernt.
In Kurve 4 kam der McLaren-Pilot zu weit raus und musste Russell wieder passieren lassen, bei einem weiteren Safety-Car-Neustart später musste er in der ersten Schikane durch die Auslaufzone rodeln und Charles Leclerc und Teamkollege Oscar Piastri vorbeilassen.
"Ich habe ein paar Fehler gemacht, die mich gegen George und gegen Charles heute etwas gekostet haben", gibt er zu und spricht von einem schwierigen Tag. "Ich habe mein Bestes gegeben. Ich hatte viele gute Rennen, da wurde es mal an der Zeit, dass etwas nicht gut läuft.
Norris gibt zu: Verstappen hätte uns auch so überholt
Die WM ist durch das Ergebnis mit Norris' sechstem Platz damit aber im Grunde entschieden. Drei Wochenenden vor Schluss hat Verstappen jetzt 62 Punkte Vorsprung und damit seinen vierten Titel so gut wie sicher.
Wie schwierig ist das zu verdauen? "Ziemlich einfach", winkt Norris ab. "Ich habe heute alles geben. Max hat das Rennen gewonnen, schön für ihn, gut gemacht, aber für mich ändert das nichts."
Gleichzeitig gibt er aber zu, dass Verstappen ihn wohl auch ohne die rote Flagge wohl noch überholt hätte. "Platz drei wäre für mich realistisch gewesen", sagt er. "Wir waren einfach nicht schnell genug. Max war locker schneller als wir, und wenn er von vorne gestartet wäre, hätte er uns vermutlich alle überrundet."