• 02. November 2024 · 15:40 Uhr

Piastri schenkt Norris den Sieg: McLaren-Taktik im F1-Sprint!

Zitterpartie für McLaren: Weil das Team mit dem Platztausch lang gewartet hat, hätte beinahe der "falsche" Fahrer den F1-Sprint in Brasilien gewonnen

(Motorsport-Total.com) - Lando Norris hat den F1-Sprint beim Grand Prix von Brasilien gewonnen und damit seinen Rückstand in der Fahrer-WM von 47 auf 44 Punkte reduziert. Allerdings benötigte er für den Sieg aktive Schützenhilfe seines McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri, der, von der Poleposition gestartet, lang geführt hatte und kurz vor Schluss Platz machte.

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Bis zur 22. von 24 Runden führte Oscar Piastri vor Lando Norris Zoom Download

Piastri verteidigte sich im Finish gegen Max Verstappen (Red Bull) und sicherte so den McLaren-Doppelsieg ab, der auch für den Kampf um den Konstrukteurstitel gegen Ferrari wichtig war. Die Ferraris belegten mit Charles Leclerc und Carlos Sainz nämlich - auf der Strecke - nur die Positionen 4 und 5.

Verstappen lag zu Beginn des Rennens an vierter Stelle, rang dann den vor ihm fahrenden Leclerc nieder, übte in der letzten Runde noch Druck auf Piastri aus und wurde Dritter. Allerdings kassierte er nachträglich eine Fünfsekundenstrafe, weil er unter VSC-Bedingungen die vorgeschriebene Deltazeit um 0,063 Sekunden unterschritten hatte. Das warf ihn hinter Leclerc vom dritten auf den vierten Platz zurück.

Die weiteren Punkteränge gingen an George Russell (Mercedes), Pierre Gasly (Alpine) und Sergio Perez (Red Bull) auf den Positionen 6 bis 8. Liam Lawson (Racing Bulls) blieb am Ende 2,1 Sekunden hinter Perez auf Platz 9.

Nico Hülkenberg erwischte einen Superstart und lag kurzzeitig vor seinem Teamkollegen Oliver Bearman. Letztendlich gab es für den Deutschen im Haas-Team aber keinen WM-Punkt. Er rollte fünf Runden vor Schluss mit qualmendem Heck aus.

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Der Start: Kamen alle heil durch die erste Kurve?

Am Start änderte sich auf den vorderen acht Positionen gar nichts. Verstappen, der mit stehendem linken Vorderrad in Kurve 1 reingebremst hatte, suchte zwar ausgangs Senna-S den Windschatten von Leclerc und deutete vor Kurve 4 eine Attacke an, aber Leclerc deckte innen geschickt ab und ließ so keine Zweifel darüber aufkommen, wem die Kurve gehört.

Zu Beginn der dritten Runde scherte Verstappen aus dem DRS-Windschatten heraus bei Start und Ziel nochmal aus, steckte aber erneut zurück. Kurz darauf wurde er von seinem Renningenieur Gianpiero Lambiase ermahnt: "Lass dir Zeit, Max!"

Weiter hinten erwischte Hülkenberg einen Raketenstart, der ihn von Platz 12 auf Platz 9 katapultierte, vorbei an Bearman, der ihn im Sprint-Qualifying noch geschlagen hatte. Und Hamilton verlor drei Positionen und fiel von P11 auf P14 zurück.

Die beiden Aston Martins und Guanyu Zhou (Sauber) starteten aus der Boxengasse. Ausfälle gab es in der ersten Runde aber keine.

Wie stellte sich McLaren in Sachen Teamtaktik an?

In Runde 5 funkte Norris zum ersten Mal: "Ich bin nah dran." Ein offensichtliches Anklopfen in Richtung einer strategischen Entscheidung, ihn an Piastri vorbeizuwinken. Die Box antwortete: "Wir haben verstanden." Er solle aber nach hinten schauen, auf Leclerc.

In Runde 7 beschwerte sich Norris erneut: "Ich weiß nicht, was ich hier tue. Ich dachte, darüber hätten wir gesprochen?" Kurz darauf fiel er aus Piastris DRS und hatte Leclerc und Verstappen im Windschatten. Er solle so weitermachen, funkte ihm sein Renningenieur. Worauf Norris schnippisch reagierte: "Ja, was auch immer."

In Runde 9 drang Norris dann wieder in Piastris DRS ein, nachdem es den Befehl an diesen gegeben hatte: "Gib Lando DRS!" Damit rückten die Top 4 dicht zusammen und lagen in jener Phase innerhalb von nur zwei Sekunden. Zwischen Verstappen und Sainz auf P4 und P5 klaffte eine Lücke von mehr als drei Sekunden.

In Runde 14 hatte Norris bei Start und Ziel 1,1 Sekunden Vorsprung auf Leclerc - eigentlich eine gute Gelegenheit, relativ gefahrlos Plätze zu tauschen. "Es gab eine Runde, da wäre es möglich gewesen", findet Norris im Nachhinein. Aber der Befehl kam nicht. Stattdessen gab es die Anweisung an Piastri, mit Norris im DRS den Vorsprung auf die Verfolger zu vergrößern.

Norris wurde in Runde 15 von 24 gesagt: "Wenn wir den Abstand auf Leclerc so halten können, halten wir die Positionen bis zur letzten Runde." Gleichzeitig wurde Piastri gesagt: "Sollte Lando attackieren, mach ihm das Leben nicht schwer! Aber derzeit versuchen wir, die Positionen zu halten und mehr Vorsprung auf Leclerc rauszuholen."

Wurde es am Ende nochmal eng für McLaren?

Zwischendurch ging in Runde 18 endlich Verstappen an Leclerc vorbei, und damit hatte das McLaren-Duo einen neuen Gegner. "Komm schon, Max, jage ihn!", wurde der Red-Bull-Pilot am Funk angefeuert. Und Piastri wurde signalisiert: "Wir glauben, dass Verstappen schneller ist als Leclerc." Womöglich ein verstecktes Signal, nicht bis zur letzten Runde zu warten.

In Runde 22 spitzte sich die Situation zu, als Hülkenberg ausrollte und kurzzeitig ein Safety-Car drohte. McLaren lief jetzt Gefahr, die Positionen nicht mehr tauschen zu können, sollte das Rennen unter Gelb zu Ende gehen. Also hieß es: "Positionen jetzt tauschen!" Und kurz danach an Piastri: "Danke, Kumpel."

Ein Positionstausch auf den allerletzten Drücker, denn kurz darauf stieg Hülkenberg aus dem Haas aus und Rennleiter Niels Wittich drückte den Knopf für das virtuelle Safety-Car. McLaren hatte Norris gerade noch rechtzeitig in Führung gebracht und ihm so den zusätzlichen Punkt für die Fahrer-WM gesichert, in der er jetzt nur noch 45 Punkte Rückstand auf Verstappen hat.

Das Rennen wurde noch einmal freigegeben, als Piastri und Verstappen gerade auf Kurve 4 zufuhren, und Verstappen scherte natürlich sofort aus und setzte eine Attacke. Letztendlich musste er aber zurückstecken und sich mit dem dritten Platz begnügen.

Bei McLaren sorgte die Teamtaktik noch für eine kuriose Situation in der FIA-Pressekonferenz, als eine Journalistin Piastri und nicht Norris zum Sieg gratulierte - worüber Norris, der neben Piastri saß, verschmitzt grinste: "Es ist schön, dass du Oscar zum Sieg gratulierst. Das ist nicht, wie ich gewinnen möchte. Aber gleichzeitig gehört das dazu. Wir haben einen Chef, und wir arbeiten bestmöglich im Interesse des Teams zusammen."

Der Chef, Andrea Stella, ist mit dem Rennausgang letztendlich zufrieden: "Idealerweise hätte man es früher gemacht, aber die Situation hat sich nie ergeben. Denn sobald man tauscht, hätte der dritte Fahrer eine Möglichkeit gehabt, einen McLaren zu überholen. Und das hätte nicht zu unseren Prinzipien gepasst, dass das Teamergebnis oberste Priorität hat."

Wie war Hülkenbergs Reaktion nach dem Rennen?

Einen Punkt hätte Hülkenberg wahrscheinlich so oder so nicht geholt. Bisher lief Interlagos aber nicht nach seinem Geschmack: im Qualifying (wieder) von Bearman geschlagen, im Rennen von Bearman überholt worden, dann der Ausfall.

"Abheften", setzt er im Interview mit Sky einen Haken dran. "Hatten wir schon ein paar Mal dieses Jahr, dass die ersten 50 Prozent des Wochenendes quasi zum Abhaken sind. Jetzt machen wir einen Reset und fangen neu an. Wir werden auch ein paar physische Teile wechseln am Auto. Aber ehrlich gesagt war es heute viel besser als nach gestern gedacht."

"Was ich aber nicht verstehe: Oliver war gestern eigentlich sehr schnell, und wir dachten, wir haben die Pace im Longrun. Aber auch er hat richtig gekämpft. Also müssen wir mal ein bisschen schauen."

Wo kann man den Grand Prix von Brasilien live sehen?

Unabhängig von den Live-Übertragungen im TV gibt's auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de (Kanal jetzt kostenlos abonnieren!) jede Nacht eine Live-Zusammenfassung des Geschehens in Brasilien. Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll präsentieren jeweils um 0:30 Uhr die F1-Show mit der Analyse der Sessions und den wichtigsten News und Infos aus dem Paddock, recherchiert mit Support des neunköpfigen Motorsport-Network-Teams im Autodromo Jose Carlos Pace.


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