Carlos Sainz bittet Fans: Lasst eure Handys in der Tasche!
Carlos Sainz ärgert sich über nervige Partyfilmer und freut sich, dass er für Ferrari noch einen Sieg einfahren konnte und das Team auf dem richtigen Weg ist
(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz hat den freien Sonntagabend in Mexiko genutzt, um seinen Sieg beim Formel-1-Rennen am vergangenen Wochenende ausgiebig zu feiern. Mit seiner gesamten Familie konnte er sich nach seinem zweiten Saisonsieg auslassen, und auch sein alter McLaren-Freund Lando Norris erhielt von ihm eine Einladung.
Nach einem Abendessen ging es für Sainz und seine Entourage noch in einen Club - und dort mutierte der Spanier zum Partytier. Und zu seinem Leidwesen landeten einige Videos davon in den sozialen Netzwerken. "Ihr habt das sicher gesehen, denn heutzutage kann man nirgendwo mehr hingehen, ohne dass irgendetwas auf Social Media gestellt wird", ärgert er sich.
"Es ist ein wenig nervig, 15 Kameras auf dir zu haben, während du einfach Spaß hast", sagt Sainz und hat einen Tipp für die Leute: "Lasst doch die Handys weg, wenn ihr Spaß habt, und seid nicht der Typ an der Kamera, der ärgerlicherweise filmt. Genießt einfach die Party und schüttelt mir die Hand, wenn ihr mir gratulieren wollt, und macht mit."
"Aber lasst eure Handys in der Tasche, wenn ihr willkommen sein wollt", so der Ferrari-Pilot.
Abgesehen davon habe er aber einen schönen Abend gehabt und sei um 2 Uhr nachts auch schon im Bett gewesen, weil am nächsten Morgen sein Flieger in Richtung Brasilien ging. "Das Problem ist, dass ich auf der Party immer noch Brasilien im Kopf hatte, weil es back-to-back ist, aber trotzdem hatte ich noch genug Spaß. Und meine Freunde sind noch viel länger aufgeblieben."
Sainz vor Brasilien nicht ganz so optimistisch
In Brasilien steht an diesem Wochenende wieder der Alltag für Ferrari auf dem Programm. Bislang verlief der Tripleheader aus Sicht der Scuderia fast optimal: In Austin holten die Roten einen Doppelsieg, bevor in Mexiko die Plätze eins und drei zu Buche standen.
Kann Ferrari in Sao Paulo das Triple perfekt machen? Die Vorzeichen scheinen zumindest nicht ideal: "Auf dem Papier und mit Blick auf das vergangene Jahr sieht es nicht nach unserer stärksten Strecke aus", sagt Sainz, der im Vorjahr Sechster wurde - Teamkollege Charles Leclerc verunfallte in der Aufwärmrunde aufgrund eines Hydraulikproblems.
"Aber wenn ich mir die Kurvencharakteristik anschaue, dann können wir hoffentlich trotzdem dabei sein", meint der Spanier, der auf die Top 5 oder vielleicht ein Podium schielt. "Ich glaube nicht, dass wir wie in Austin oder Mexiko dominieren werden - aber wir könnten dabei sein."
Und dann könnten sich eventuell sogar Möglichkeiten für den Sieg ergeben, hofft er, wenn sich Lando Norris und Max Verstappen wieder in die Quere kommen.
Deutlich mehr nutzbarer Abtrieb am Ferrari
Für Sainz selbst kommt der Aufschwung von Ferrari etwas zu spät. Obwohl er in Mexiko gewonnen hat, ist er seit Sonntag auch mathematisch aus dem Titelkampf raus. Die Schwächephase im Sommer nach dem Sieg in Monaco war zu groß, um noch ganz vorne anzugreifen.
"Wir hatten eine harte Zeit", gibt er zu. "Ich habe ziemlich offen und kritisch über die Probleme und die Dinge gesprochen, die ich am Paket nicht gemocht habe. Aber gleichzeitig bin ich auch der Erste, der das Team für seine Aufholjagd danach gelobt hat. Wie wir es akzeptiert haben und zurückschlagen konnten, zeigt auch die großartige Stärke des Teams."
Vor allem mit dem Upgrade in Singapur ging es für Ferrari wieder voran. Doch was ist eigentlich genau besser geworden? "Mein persönliches Gefühl ist, dass es nur ein sehr kleiner Schritt in Sachen Abtrieb war, aber vielleicht ein größerer in Sachen nutzbarer Abtrieb", sagt Sainz.
"Ich bin einfach glücklich, dass das Auto nicht so viel hüpft und in einem angemessenen Fenster ist, denn so sollte sich für mich ein Formel-1-Auto auch verhalten." Was Ferrari aber zu Saisonmitte gehabt habe, sei aus seiner Sicht "nicht akzeptabel und nicht sonderlich fahrbar" gewesen. "Aber jetzt können wir das Auto einfach besser nutzen."
Glücklich über Sieg zum Ferrari-Abschied
Vor dem Wochenende in Mexiko hatte Sainz noch davon geträumt, in seinen letzten fünf Rennen für Ferrari noch einmal auf dem Podium zu stehen - und vielleicht sogar noch einmal zu gewinnen. Das hat der Spanier nun geschafft, und das sei für ihn sehr wichtig gewesen.
Denn er sagt, dass er so langsam gespürt habe, wie er sich selbst etwas stärker unter Druck setzt, um den Sieg vor seinem Wechsel zu Williams noch zu erreichen. "Ich bin so glücklich, dass ich es geschafft habe, und wie ich es geschafft habe, und dass es so gepasst hat, dass meine ganze Familie da war", so Sainz, der jetzt aber nicht lockerlässt.
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"Wenn sich eine weitere Möglichkeit ergibt, dann werde ich der Erste sein, der gewinnt", betont er. "Es ist nicht so, dass ich jetzt entspanne und Urlaub mache. Ich werde um jede einzelne Möglichkeit kämpfen."
Denn auch wenn er mathematisch aus der Verlosung raus ist, geht es für Ferrari noch um eine Menge. Charles Leclerc besitzt zumindest noch Außenseiterchancen auf den Fahrertitel, die Scuderia selbst ist McLaren bei den Konstrukteuren mit nur noch 29 Punkten Rückstand auf den Fersen, nachdem man in Mexiko Red Bull überholen konnte.
Sainz geht mit Stolz zu Williams
Und auch wenn er bei Williams im kommenden Jahr wohl kein Siegerauto vorfinden wird, verlässt Sainz Ferrari erhobenen Hauptes. Er ist stolz auf sein Team, das das Ruder nach einer schwierigen Phase rumreißen konnte und schon fünf Siege auf dem Konto hat.
"Dass wir in diesem Jahr am Sonntag ein gutes Rennauto hatten, obwohl das letztes Jahr unsere Schwäche war, und dass wir zuletzt das Qualifying verbessern konnten, als es unser Schwachpunkt war, zeigt einfach, dass wir als Team gut zusammenarbeiten", sagt er.
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Wir arbeiten in die richtige Richtung: Die Schwächen der Saisonmitte werden gelöst, die Schwächen im Qualifying werden gelöst, die Schwächen der Strategie vor zwei Jahren werden gelöst, die Schwäche des Bouncings wird gelöst. Ich weiß nicht, es funktioniert einfach alles gut, und das macht mich stolz, weil es zeigt, dass wir jetzt ein solides Team sind", so Sainz.
"Dadurch kann ich glücklich leben, weil ich dazu beitragen konnte", sagt er. "Aber gleichzeitig bin ich traurig, dass nächstes Jahr vielleicht DAS Jahr ist und ich dann nicht dabei sein werde."
Rückkehr nach Maranello nicht augeschlossen
Denn Ferrari hatte schon vor Saisonbeginn entschieden, die Hände nach Lewis Hamilton auszustrecken, der von Mercedes nach Maranello kommen wird. Für Sainz war damit kein Platz mehr, der sich nach langem Überlegen Williams angeschlossen hat.
Allerdings schließt er nicht aus, eines Tages nach Italien zurückzukehren: "Meine Tür wird für Ferrari immer offen sein", betont er und will sich in den letzten Rennen noch bestmöglich verabschieden.
Für den Spanier war die Saison allerdings schwer, weil er wusste, dass der Weg am Saisonende zu Ende sein wird. Denn wie er selbst sagt, fokussiert er sich gerne auf mittelfristige und langfristige Ziele und arbeitet gerne in diese Richtung.
"Und dass ich nichts hatte, worauf ich schauen konnte, sondern dass ich mich einfach auf das Kurzfristige konzentrieren musste, war für mich sehr schwierig", so Sainz. "Ich bin durch einige Höhen und Tiefen gegangen, aber das ändert nichts daran, dass ich immer mein Bestes für mich und das Team gegeben habe."
"Und man sollte in Zukunft niemals nie sagen", blickt er auf eine mögliche Rückkehr. "Aber kurz- und mittelfristig stehe ich zu 100 Prozent hinter meiner Entscheidung, die ich Mitte des Jahres getroffen habe, und freue mich auf die Herausforderung."