• 29. Oktober 2024 · 13:40 Uhr

Kurioser Telemetrie-Vortrag: Warum laut Horner eigentlich Norris schuld ist

Wie Red-Bull-Teamchef Christian Horner die Zwischenfälle aus Mexiko McLaren-Fahrer Lando Norris anlasten will und um Verständnis für seine Theorien wirbt

(Motorsport-Total.com) - Red-Bull-Teamchef Christian Horner hat einen Verdacht. Er glaubt, es steckt "etwas Grundlegendes" hinter den beiden Zeitstrafen gegen seinen Formel-1-Fahrer Max Verstappen in Mexiko. Die seien als eine "Reaktion" auf den vorausgegangenen USA-Grand-Prix in Austin zu verstehen, als Verstappen und Lando Norris schon einmal aneinandergeraten waren - damals mit dem besseren Ende für Verstappen.

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Red-Bull-Teamchef Christian Horner in der Formel-1-Pressekonferenz 2024 Zoom Download

Und auch jetzt wittert Horner nur ein Fehlverhalten von Norris, wie er nach dem Mexiko-Grand-Prix in seiner Medienrunde erläuterte. Dabei holte der Red-Bull-Teamchef zum verbalen Gegenschlag aus und präsentierte eine skurrile Theorie zu den Zwischenfällen, die Verstappen die beiden Zehn-Sekunden-Zeitstrafen einbrachten.

Horner nämlich meint, er habe anhand der GPS-Daten erkannt, dass Norris in der entscheidenden Runde gar keine Chance gehabt hätte, die vierte Kurve zu kriegen. Als "Beweis" zitiert Horner einen Vergleich zur schnellsten Rennrunde von Norris und meint: "In der Runde mit dem Zwischenfall mit Max ist Lando [vor Kurve 4] 15 km/h schneller und später auf der Bremse als bei seiner schnellsten Rennrunde."

Das lässt laut Horner nur einen Schluss zu: "Er hätte die Kurve nicht gekriegt. Er wäre von der Strecke abgekommen. Das sieht man anhand seiner Lenkbewegungen. Und natürlich hat er zu diesem Zeitpunkt im Rennen wahrscheinlich noch 80 Kilogramm Sprit mehr dabei als in seiner schnellsten Runde." Norris hätte seiner Meinung nach also sogar noch deutlich eher bremsen müssen.

So erklärt Horner den zweiten Zwischenfall

Wenn also Norris in Kurve 4 auch ohne "Fremdeinwirkung" von Verstappen weggerutscht wäre, wie Horner behauptet, wie sieht es dann bei der darauffolgenden Szene in Kurve 8 aus? Auch dazu hat Horner eine eigene Erklärung parat: "Ich schätze, Max hatte erwartet, dass ihm Lando die Position zurückgibt. Max fährt auf die Innenseite, beide kommen von der Strecke ab."

Horner räumt ein: Bei Verstappen sei "Frust" im Spiel gewesen, "vermutlich" deshalb, weil Norris nach dem ersten Zwischenfall keinen Rücktausch vorgenommen habe. "Sowas eskaliert dann halt", meint Horner.


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McLaren-Teamchef Andrea Stella wiederum verweist schlicht darauf, dass Norris "seine normale Linie" gehalten habe vor Kurve 8, "weil er nie damit gerechnet hätte, dass Max auf der Innenseite auftaucht". Nachsatz: "Aber wie sich die Sache entwickelt hat, gab es keine Chance für Max, das Auto auf der Strecke zu halten." Eine Tatsache, zu der sich Horner in seiner Medienrunde nicht weiter äußert.

Was Horner jetzt erreichen will

Stattdessen fordert Horner einen neuen Dialog zwischen FIA-Sportkommissaren und Fahrern, weil sich die Beteiligten "auf etwas Sinnvolles verständigen" müssten. Tenor: "Es war mal eine Auszeichnung für die Mutigsten, es außenrum zu probieren. Wir aber laufen Gefahr, die Überhol-Spielregeln auf den Kopf zu stellen."

Anhand der jüngsten Sportkommissar-Urteile gehe es den Formel-1-Fahrern im Zweikampf jetzt nur noch darum, "beim Scheitelpunkt die Nase vorne zu haben", so Horner. "Und dann stellen sie sich hin und sagen, sie brauchen Platz am Kurvenausgang." So habe es Norris in Mexiko gemacht bei Kurve 4.

Überholen nur noch mit "Betriebsanleitung"?

"Aber auf jeder Kartstrecke weltweit gilt: Wenn du innen bist, kontrollierst du die Kurve. Das ist ein Prinzip in der Physik des Rennsports. Und ich glaube, wir müssen wir zurückfinden zu diesen Grundlagen. Wenn du auf der Außenbahn bist, dann hast du keine Priorität. Sonst wird es ein großes Chaos geben in den restlichen Rennen", meint Horner.


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Seiner Meinung nach wird das Racing in der Formel 1 durch aktuelle Sportkommissar-Urteile nur "verkompliziert". Dann greift er eine Bemerkung von Verstappen auf und ergänzt: "Du brauchst inzwischen ja eine Betriebsanleitung für ein Überholmanöver! Und jetzt haben wir eine Situation, in der ein Fahrer einfach nur die Nase vorne haben muss beim Scheitel, unabhängig davon, ob er die Kurve kriegt oder nicht."

Horner fordert "faire Spielregeln" ein

Das müsse dringend "wieder korrigiert" werden, sagt Horner. Alle Beteiligten müssten alsbald "wissen, was bis zum Saisonende akzeptabel ist und was nicht".

Aber was, wenn eben niemand eingreift, sondern die aktuelle Haltung der Sportkommissare unverändert gilt? Auf diese Frage geht Horner nicht ein. Stattdessen betont er nochmals seine These, dass nicht mehr die Innenseite entscheidend sei, sondern "der Vorteil jetzt auf der Außenseite" liege, "weil der Fahrer dort einfach später bremsen und sich dann beschweren kann", so Horner.

"Das war historisch immer die riskantere Position. Aber jetzt liegt dort der Vorteil, und es wäre wichtig, dass wir faire Spielregeln hätten. Wir sollten die Sache auch nicht überregeln und ein Verhalten gutheißen, das nicht den Prinzipien des Motorsports entspricht."

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