Helmut Marko: "So ein Rennen dürfen wir uns nicht mehr leisten"
Die Ernüchterung bei Red Bull ist groß nach dem Mexiko-Grand-Prix: Worüber sich Max Verstappen beschwert und welche Prognose Helmut Marko nun trifft
(Motorsport-Total.com) - Red-Bull-Sportchef Helmut Marko findet nach dem Mexiko-Grand-Prix 2024 deutliche Worte. Im ORF-Gespräch sagt er: "So ein Rennen dürfen wir uns nicht mehr leisten." Denn WM-Spitzenreiter Max Verstappen wurde nach zwei Zeitstrafen nur Sechster, sein Teamkollege Sergio Perez kam mit einer Runde Rückstand nur auf Platz 17 ins Ziel - als Letzter. Und das bei seinem Heimrennen.
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Red-Bull-Fahrer Max Verstappen in der Formel-1-Pressekonferenz 2024 Zoom Download
Deshalb überrascht Markos Fazit nicht. Es sei in Mexiko "eigentlich alles schiefgelaufen", meint der frühere Formel-1-Fahrer, und Red Bull müsse jetzt dringend "Speed finden" für den RB20.
Das sieht auch Verstappen so. Der Weltmeister kritisiert die "schlechte Rennpace" seines Teams, die "sowohl auf den Medium-Reifen als auch auf den Hard-Reifen deutlich" geworden sei.
Seine Aufholjagd nach den Strafen sei nur bis Platz sechs "in Ordnung" gewesen. "Aber dann konnte ich nicht mal mehr mit den Mercedes vor mir kämpfen. Ich hatte einfach keinen Grip, ich rutschte viel, ich konnte nicht bremsen", sagt Verstappen.
Was Red Bull als "Entschuldigung" vorbringt
Laut Marko war Verstappen deshalb "aufgebracht", weil sich im Grand Prix "nie eine richtige Performance" eingestellt habe. "Zudem war der Reifenverschleiß höher als erwartet und deutlich höher als bei der Konkurrenz." Als "einzige Entschuldigung" habe Red Bull den Trainingsfreitag in Mexiko, der "durch die Motorenprobleme komplett danebengegangen" sei, so Marko.
"Wir hatten überhaupt keine Versuche, weder mit Medium oder mit Hard. Aber wir wären auch bei normalem Rennverlauf nicht in der Lage gewesen, das Tempo von Ferrari und vor allem McLaren zu gehen. Vor allem, was Lando zum Schluss für Zeiten gefahren hat, das war unglaublich."
Schwacher Topspeed macht Red Bull wehrlos
Die Red-Bull-Fahrer Verstappen und Perez wiederum waren gehemmt durch einen schwachen Topspeed, der sie auf den langen Geraden angreifbar machte. Verstappen beschwerte sich gleich zu Beginn darüber, keine Abwehrchance gegen Ferrari-Fahrer Carlos Sainz gehabt zu haben.
Dazu sagt Marko bei Sky: "Der Engine-Mode war nicht optimal und er hatte nicht die volle Batterieleistung. Aber wir waren generell auf der Geraden langsam. Uns haben drei bis fünf km/h gefehlt." Das gehe auch auf den "sehr alten Motor" im Heck des Verstappen-Autos zurück. "Und natürlich: Je älter der Motor, umso mehr geht die Leistung zurück." In Mexiko sei daher "alles zusammengekommen".
"Aber: Das Hauptproblem war, dass wir die Reifen nicht in das richtige Temperaturfenster gebracht haben", sagt Marko. Verstappen wertet den Mexiko-Grand-Prix deshalb als "insgesamt schwaches Wochenende", das einen "etwas seltsamen" Eindruck bei ihm hinterlasse. Nachsatz: "Hoffentlich sehen wir in Brasilien besser aus. Bis dahin müssen wir uns noch ein paar Dinge anschauen."
Warum P3 bei den Konstrukteuren wehtut
Denn bei noch 47 Punkten Vorsprung auf McLaren-Fahrer Lando Norris müsse das Ziel lauten, beim finalen Grand Prix im aktuellen Triple-Header "etwas konkurrenzfähiger zu sein", sagt Verstappen.
Doch wo Red Bull mit Verstappen in der Fahrerwertung weiter vorne ist, liegt das Team in der Konstrukteurswertung nur noch an dritter Stelle hinter McLaren und Ferrari. "Das schmerzt", wie Marko im ORF einräumt. Ärgerlich sei das vor allem für die Mitarbeiter, deren Bonus-Zahlungen von der Position in der Konstrukteurswertung abhängen, "und das ist für viele zum Beispiel eine neue Kücheneinrichtung".
Marko: Siegchance höchstens noch in Katar
Und Besserung ist vorerst nicht in Sicht für Red Bull: Marko selbst sieht beim restlichen Formel-1-Kalender 2024 noch "zwei Strecken", auf denen sein Team "wieder besser" aussehen kann, nämlich Katar und Las Vegas. Im Sky-Gespräch nennt Marko "am ehesten noch Katar" als den Ort, an dem Red Bull eine Siegchance haben könne.
Vielleicht also bleibt es bei P3 für das aktuelle Weltmeister-Team der Formel 1. Das hätte aus Red-Bull-Sicht immerhin den Vorteil von mehr Entwicklungszeit in der Saison 2025 und ringt Marko ein Lächeln ab. Dann sagt er: "So, wie wir aktuell performen, hat alles seine positiven Seiten."
Außerdem könne bei einem normalen Wochenendverlauf mit "normalen Abstimmungszeiten" nur eine Steigerung eintreten bei Red Bull. "Dann sind wir nicht so weit weg von den Führenden, wie es dieses Mal der Fall war", meint Marko. "Es ist aber kein Geheimnis, dass wir derzeit in langsamen Kurven vor allem gegenüber Ferrari und McLaren deutlich verlieren."