Max Verstappen: Red Bull "gar nicht gut genug" für seine Ergebnisse
2023 war viel wertvoller als ein etwaiger WM-Titel 2024, sagt Max Verstappen - und rechnet vor Saisonende noch mit einem weiteren Motorwechsel ...
(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen geht davon aus, dass er im Kampf um die Formel-1-WM 2024 noch einen Rückschlag erleiden wird, und zwar in Form einer Gridstrafe: "Ich denke, es wird noch eine Strafe geben, ja", antwortet er auf die Frage, ob er damit rechnet, mit seinem bestehenden Motorenpool durch die Saison zu kommen oder ein weiteres Mal wechseln zu müssen.
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Max Verstappen wäre eine Saison wie 2023 viel lieber als der Ist-Zustand Zoom Download
Im Freitagstraining in Mexiko trat bei Verstappen ein Problem mit einem Leck im Bereich der Kühlung auf, sodass er über Nacht auf eine andere Powerunit aus seinem 2024er-Pool wechseln musste. Erlaubt sind eigentlich nur vier Verbrennungsmotoren pro Saison, Verstappen ist aber bereits bei Motor Nummer 5. Die Strafe für den ersten "Übertritt" kassierte er bereits in Spa.
Auch bei anderen Komponenten (Turbolader, MGU-H, MGU-K, Batterie, Steuerelektronik und innere Getriebeteile) ist Verstappen bereits am Limit des 2024er-Solls angelangt. Puffer hat er nur noch beim Auspuff und den äußeren Getriebeteilen, wo er theoretisch noch je einmal straffrei wechseln darf.
Gut möglich also, dass Verstappen schon am nächsten Wochenende in Interlagos eine neue Powerunit ziehen und eine weitere Strafe kassieren wird, weil man beim Grand Prix von Brasilien relativ gut überholen kann. "Das hängt ganz davon ab, wie lang die Teile noch halten, die wir im Pool haben", will der Red-Bull-Pilot einen weiteren Wechsel aber noch nicht explizit bestätigen.
Verstappen: Katar ist unsere beste Siegchance
Der WM-Titel wird ihm wohl so oder so kaum noch zu nehmen sein. Bei den vergangenen drei Grands Prix konnte Lando Norris seinen Rückstand nur um insgesamt fünf Punkte abschmelzen. Somit hat Verstappen fünf Grands Prix vor Schluss einen Puffer von 57 Punkten - und vor dem Rennen in Mexiko auch noch die bessere Startposition (2:3) auf seiner Seite.
Trotzdem sei es nicht so, "dass ich jetzt irgendwie vorsichtiger fahre. Mit dem Punktestand lastet der Druck aber mehr auf ihm. Unterm Strich wäre es mir jedenfalls lieber, ein etwas schnelleres Auto zu haben. Das würde alles leichter machen. Denn im Moment habe ich das Gefühl, dass wir diese Ergebnisse holen, obwohl wir gar nicht gut genug dafür sind."
Verstappen war zuletzt Zweiter in Singapur und Dritter in Austin, hat aber seit Barcelona im Juni keinen Grand Prix mehr gewonnen. Ob ihm 2024 ein achter Saisonsieg gelingen wird, das hänge "von der Strecke ab. In Austin dachte ich wirklich, ich hätte eine Chance. Letztendlich kam es anders, obwohl uns die Strecke liegt. Aber vielleicht haben wir ja nochmal Glück."
Wenn, dann am ehesten "in Katar", glaubt Verstappen und schränkt ein: "McLaren ist dort auch sehr stark, weil es sehr viele mittelschnelle und schnelle Kurven gibt - und das ist genau der Bereich, in dem ihr Auto sehr, sehr gut ist. Sie haben auch eine sehr starke Vorderachse. Darum ist Katar zwar eine gute Strecke für uns, aber wahrscheinlich eine noch bessere für McLaren."
Helfen könnte ihm, dass spätestens seit dem Doppelsieg in Austin auch Ferrari wieder eine Macht in der Formel 1 zu sein scheint. Carlos Sainz und Charles Leclerc könnten Norris Punkte wegnehmen. Aber: "Wenn McLaren gewinnt und die Ferraris dazwischen reinfahren, kann es auch gegen uns laufen. Der Druck ist immer da", weiß Verstappen.
Verstappen: Habe Dominanz nicht als langweilig empfunden
Klar ist, dass der Red Bull seit Monaten nicht mehr das unangefochten beste Auto der Formel 1 ist. Das zeigen die Ergebnisse von Sergio Perez, der beim Heim-Grand-Prix in Mexiko bereits in Q1 ausgeschieden ist und seit Miami auf ein Grand-Prix-Podium wartet. Das war Anfang Mai. In der WM liegt Perez nur noch an achter Stelle.
Ganz andere Vorzeichen als 2023, als Red Bull 21 der 22 Grands Prix gewonnen und die Saison fast nach Belieben dominiert hat. Und sportlich sicher eine größere Herausforderung. Aber: Verstappen insistiert, dass er einen etwaigen WM-Titel 2024 trotzdem nicht als wertvoller empfinden würde als den WM-Titel 2023.
"Die Leute verstehen das nicht. Mag sein, dass wir letztes Jahr dominant waren. Aber wir haben halt auch sehr viel richtig gemacht, obwohl der Vorsprung manchmal ziemlich klein war. Das können nur das Team und ich richtig einschätzen. Und ich finde, dass letztes Jahr ein sensationeller Erfolg war, mit so vielen gewonnenen Rennen."
"Das Auto läuft aktuell nicht so, wie wir es uns wünschen. Das Fahren des Autos hat letztes Jahr auch mehr Spaß gemacht. So ist das, und wir wissen das. Und wir arbeiten auch schon für nächstes Jahr. Für Außenstehende sieht es vielleicht so aus, als würde das gerade mehr Spaß machen. Aber das empfinde ich anders. Ich bin sehr stolz auf das, was wir letztes Jahr erreicht haben."
Verstappen lässt dann auch den von ihm bekannten Trotz durchblitzen, wenn er etwa sagt: "Ich wünsche jedem viel Glück dabei, der auch 19 Rennen in einer Saison gewinnen will." Oder wenn er drauf angesprochen wird, dass er doch ohnehin schon in Las Vegas den Titel fixieren werde: "Das sagen mir alle. Ich sage drauf: Okay, dann macht es doch selbst!"
Langsame Kurven, Randsteine: Damit kämpft Red Bull
Immerhin scheint Red Bull das tiefste Tal hinter sich gelassen zu haben. Monza war in Sachen Performance ein Tiefpunkt. "Danach haben wir das Problem entdeckt, und seither geht es drum, das zu korrigieren. Und in dem Prozess tauchen dann die nächsten Probleme auf, die wir davor schon hatten, wie die langsamen Kurven oder die Randsteine", erklärt Verstappen.
"Über die Randsteine und Bodenwellen liegt unser Auto richtig schlecht. Da hüpft es einfach zu viel, vor allem im Vergleich zu Ferrari. Andererseits hat McLaren sehr viel Grip. Die sind über die Randsteine auch nicht die Besten, aber sie haben in den langsamen und mittelschnellen Kurven eine unglaubliche Balance, die wir einfach nicht replizieren können."
Ein Manko, das Red Bull noch in der Saison 2024 aufholen kann? Verstappen wirkt bei der Antwort nicht allzu selbstbewusst: "Wir arbeiten dran. Manche Dinge sind nicht so einfach zu reparieren. Wenn wir wüssten, was es ist, dann ja. Aber einiges sieht man nicht gleich, und dann ist es schwierig, dagegen was zu unternehmen."