George Russell: Mercedes hoppelt auf Randsteinen "wie ein Känguru"
Nach den Unfällen in Austin und Mexiko muss George Russell auf eine ältere Spec seines Mercedes zurückrüsten, liegt aber trotzdem vor Lewis Hamilton
(Motorsport-Total.com) - George Russell glaubt nicht, dass er das Mercedes-Team im Hinblick auf die Budgetgrenze 2024 in Bedrängnis bringen wird, obwohl sein Crash im Freitagstraining in Mexiko erneut einen teuren Schaden verursacht hat: "Wir haben da immer ein bisschen Puffer", gibt der 26-jährige Brite Entwarnung, was die Finanzen betrifft.
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Wegen George Russells Crash am Freitag musste Mercedes das Chassis wechseln Zoom Download
Man müsse sich in Sachen Budget immer fragen, ob man noch in die laufende Saison investiere oder schon in die nächste, "und jetzt müssen wir womöglich für diese Saison Abstriche machen. Was ich ehrlich gesagt begrüße, denn wir kämpfen sowieso nicht mehr um die WM. Da bleibe ich lieber noch auf dem alten Unterboden, wenn das für nächstes Jahr unsere Chancen verbessert."
Denn: Russell ist sowohl vor einer Woche in Austin als auch am Freitag in Mexiko abgeflogen und hat dabei zwei Unterböden der neuesten Generation beschädigt. "Ich denke, den von Austin können wir reparieren. Das ist zumindest der Plan", berichtet er. "Der Schaden war dann doch nicht so schlimm wie angenommen. Und dann sollten wir den in Brasilien wieder einsetzen können."
In Mexiko allerdings musste Russell in der Nacht von Freitag auf Samstag das Chassis tauschen. Durch den Unfallschaden ist er gezwungen, jetzt mit einem Unterboden zu fahren, "den wir seit Miami nicht mehr gefahren sind, also seit 14 Rennen. Damit eine Zehntelsekunde von Platz 3 weg zu sein, war okay. Die Runde war wirklich gut."
"Eine meiner besten Runden der Saison"
Russell belegte im Qualifying am Samstag Platz 5, 0,410 Sekunden hinter Polesetter Carlos Sainz und 0,295 Sekunden vor Teamkollege Lewis Hamilton. Er wundert sich über den großen Vorsprung: "Es war zwischen Lewis und mir die ganze Zeit ziemlich knapp. Ich weiß nicht, was bei ihm im letzten Run los war."
Und er ergänzt: "Meine Runde war wirklich gut, eine meiner besten der ganzen Saison. Trotzdem fehlt am Ende eine halbe Sekunde auf die Poleposition. Aber es schwankt so stark. Nehmen wir gestern: Ich war Schnellster im FT1, und nach meinen beiden Runden in FT2 lag ich auf Platz 10. Das kommt nicht nur von den Upgrades."
Der Mercedes, das hat Teamchef Toto Wolff schon am Freitag erklärt, funktioniere aktuell nur unter speziellen Bedingungen optimal. Befindet sich das Auto im richtigen Betriebsfenster, ist es eine Granate. Liegt es aber außerhalb, wird es zur Zicke. Das wurde Russell im zweiten Freien Training zum Verhängnis, als er über die Randsteine bretterte und unverhofft die Kontrolle verlor.
Russell: Mercedes tut sich mit Randsteinen schwer
"Die Red Bulls fahren über den Kerb einfach drüber, als wäre da nichts", analysiert Russell. "Ich bin die letzten zwei Jahre jede einzelne Runde da drübergefahren. Auch in FT1, vier Runden mit dem Kerb, kein Problem. Aber dann auf einmal - man sieht es ja in der Wiederholung - hoppelt das Auto wie ein Känguru."
Russells Boxencrew hatte es nach den jüngsten Crashs "nicht leicht", räumt Wolff ein, denn: "Nach Georges Unfall am Freitag haben sie fast die ganze Nacht durchgearbeitet, um das Auto wieder zum Laufen zu bringen. Auf diesem Niveau konstant zu arbeiten, vor allem während eines intensiven Tripleheaders, zeugt von Teamgeist und Professionalität."
Andrew Shovlin, der Leiter des Einsatzteams, sagt: "Es war ein heftiger Crash, und es gab erhebliche Schäden, unter anderem am Chassis. Das zwang uns zu einem Chassiswechsel. Aber wir konnten die Reparatur rechtzeitig abschließen und im FP3 mit beiden Autos auf die Strecke gehen. Das ist ein großer Verdienst der Boxencrew, die die Herausforderungen, vor denen wir hier und in Austin standen, effektiv und effizient gemeistert hat."
Russell entschuldigt sich dafür, dass er seinen Mechanikern so viel zusätzliche Arbeit beschert hat: "In den vergangenen zwei Wochen habe ich das Team massiv unter Druck gesetzt. Die Ersatzteile werden knapp, und das ist eigentlich ziemlich überflüssig. Aber wir wissen, warum es passiert ist. Es liegt nicht dran, dass ich das Auto überfahre. Es ist einfach ziemlich bissig."
Mit P5/6 im Qualifying überperformt
Was die schiere Performance des Mercedes in Mexiko betrifft, rätselt Russell immer noch, "warum das Auto im ersten Training so gut war". Und er ergänzt: "Wir sind im Moment das viertschnellste Team. Wir sollten im Qualifying also Siebter und Achter sein, sind aber Fünfter und Sechster. So gesehen ein guter Tag."
Dazu nickt auch Wolff: "Die Plätze 5 und 6 sind heute ein gutes Ergebnis. Wir hatten nicht die Pace der Top 3, sodass die dritte Reihe wahrscheinlich das Beste war, was wir erreichen konnten. Aber dafür mussten wir alles richtig machen."
"Das Qualifying war nicht einfach, denn sowohl Red Bull als auch McLaren haben ein Auto im Q1 verloren. Am Ende waren wir mit George, der die alte Spezifikation fährt, weniger als zwei Zehntel von der ersten Reihe entfernt. Das ist ein bisschen frustrierend, aber es macht uns auch Mut für das Rennen, dass wir vielleicht in der Lage sind, die Scherben aufzusammeln, wenn die Fahrer vor uns nicht perfekt sind", so der Österreicher.
Shovlin ergänzt: "Ferrari sah das ganze Wochenende über schnell aus, und McLaren zeigte sich im FP3 mit einigen konkurrenzfähigen Zeiten. Daher ist es frustrierend, dass wir nur wenige Zehntelsekunden von der ersten Startreihe entfernt waren. Aber wir wissen, dass die Plätze 5 und 6 angesichts unserer bisherigen Pace an diesem Wochenende wahrscheinlich ein faires Ergebnis sind."