• 27. Oktober 2024 · 23:48 Uhr

Eskalation Verstappen-Norris: Carlos Sainz gewinnt in Mexiko!

Während das WM-Duell in der Formel 1 2024 eine neue Eskalationsstufe erreicht, sichert sich Carlos Sainz in Mexiko einen letztendlich souveränen Sieg

(Motorsport-Total.com) - Carlos Sainz (Ferrari) hat den Grand Prix von Mexiko 2024 gewonnen - aber die Geschichte des Rennens, die haben einmal mehr Max Verstappen (Red Bull) und Lando Norris (McLaren) geschrieben. Denn das Duell der beiden WM-Kontrahenten eskalierte zu Beginn des Rennens auf der Strecke. Konsequenz: gleich zwei (!) Zehnsekundenstrafen für Verstappen.

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Carlos Sainz wollte vor dem Abschied von Ferrari unbedingt nochmal gewinnen Zoom Download

"Ich glaube, dass die Strafe sehr hart ausgefallen ist", sagt Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko im Interview mit dem ORF. "Ich glaube auch, dass es eine Reaktion auf die Vorfälle in Austin war. Eine Strafe war sicher berechtigt. Aber zweimal zehn Sekunden sind sicher mehr als das Maximum, das notwendig war. 15 Sekunden hätten gereicht. Max ist ein harter Fahrer. Ich glaube, da wollte man ein Exempel statuieren."

Der Titelverteidiger lieferte danach eine konsequente Aufholjagd und sicherte sich als Sechster wichtige Punkte für den WM-Kampf, verlor in der Fahrerwertung aber Boden auf Norris. Der wurde in Mexiko Zweiter hinter Sainz, dank eines Überholmanövers gegen Charles Leclerc (Ferrari) in der 62. von 71. Runden, und hat nun 47 Punkte Rückstand auf Verstappen.

Polesetter Sainz kontrollierte das Rennen souverän und war, als er die Führung übernommen hatte, zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Spannend war aber das Duell um Platz 2, das eigentlich schon zu Leclercs Gunsten entschieden schien. Doch im Finish brachen die Reifen beim Ferrari ein, und als Leclerc in der letzten Kurve von der Strecke rutschte, war Norris zur Stelle und staubte ab.

Sehenswert war das Mercedes-interne Duell um Platz 4. "You are free to race", hieß es am Boxenfunk, und so lieferten sich George Russell und Lewis Hamilton in den letzten zehn Runden einen packenden Zweikampf. Mit dem besseren Ende für Hamilton, obwohl der die um drei Runden älteren Reifen hatte.

Verstappen wurde Sechster, gefolgt von Kevin Magnussen (Haas), Oscar Piastri (McLaren), Nico Hülkenberg (beide Haas) und Pierre Gasly (Alpine).

Fernando Alonso (Aston Martin) schied im 400. Grand Prix seiner Karriere mit Bremsversagen aus.

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Wie fiel Verstappen so weit zurück?

Fest steht, dass die sogenannten Fahrstandards nach Mexiko weiterhin ein heiß diskutiertes Thema bleiben werden. Und erneut steht dabei Verstappen im Mittelpunkt. Am Start zunächst noch mit dem besseren Ende für sich, als er sich vor Kurve 1 an Sainz vorbeisaugte, der ihn daraufhin neben der Strecke zurücküberholte und Verstappen gleich danach kampflos vorbeiließ, um sich Ärger mit den Rennkommissaren zu ersparen.

Doch nach der Safety-Car-Phase eskalierte der Kampf an der Spitze. Zuerst schob sich Sainz erneut an Verstappen vorbei, mit einem harten, aber fairen Manöver in Kurve 1. Auch, weil Verstappens Hybridsystem am Ende der Start-Ziel-Gerade anfing, zu laden: "Was soll ich tun, wenn meine Batterie leer ist? Was soll das mit diesem dummen Modus?"

So hatte Verstappen jetzt seinen neuen Lieblingsrivalen Norris im Rückspiegel. Der fackelte nicht lang und setzte in Runde 10 erstmals zur Attacke an. Doch bei der Verteidigung packte Verstappen die Brechstange aus, bremste extrem spät in Kurve 7 rein, schaffte die Kurve selbst nicht und drängte auch Norris ab.

"Ich war vorn, die ganze Kurve hindurch. Der Kerl ist gefährlich!", schrie Norris am Boxenfunk. Auch der neutrale ORF-Experte Alexander Wurz stimmt zu: "Ein extrem brutales Manöver."

Verstappen nahm die erste Zehnsekundenstrafe, für Verlassen der Strecke und Erlangen eines Vorteils, noch halbwegs gelassen hin: "Zehn? Das ist ziemlich beeindruckend." Und sein Renningenieur Gianpiero Lambiase wagte es sogar, ein wenig zu flachsen: "Da war viel Wind. Viel."

In der Realität war es freilich nicht der Wind, der Verstappen neben die Strecke wehte, sondern es waren seine durchgebrannten Sicherungen. Zu deren Beruhigung trug nicht bei, dass er wenig später eine zweite Zehnsekundenstrafe aufgebrummt bekam, wegen Verlassen der Strecke und Erlangen eines Vorteils.

Zwei Strafen wegen eines Duells mit Norris, das war dann für Verstappens Nerven zu viel: "Und was ist mit ihm, Kurve 4? Das ist okay? Das ist doch dumm, Mann!"

Wie ordnen Verstappen und Norris das Duell ein?

Nach dem Rennen gaben sich die beiden Titelrivalen sichtlich Mühe, die Eskalation auf der Strecke zu belassen und mit erhitzten Worten nicht noch zusätzliches Öl ins Feuer zu gießen. Verstappen etwa meint: "20 Sekunden ist natürlich schon viel, aber es ist so. Ich will dazu gar nichts sagen."

Norris deutet auch nur an, was er sich wirklich denkt: "Ich wusste, was ich zu erwarten habe. Ich wollte es nicht erwarten, weil ich Max als Rennfahrer sehr respektiere. Aber das ist meiner Meinung nach kein sauberes Rennfahren. Ich bin einer Kollision aus dem Weg gegangen."

Red Bull holte Verstappen dann am Ende der 26. Runde an die Box, und nach Absitzen der 20 Sekunden lag Verstappen nur noch an 15. Stelle. Hinter ihm lagen nur noch Perez, der seinerseits bei Untersuchungen wegen ebenfalls fragwürdiger Fahrstandards ungeschoren davonkam, und Lance Stroll im Aston Martin, der zuvor mit Perez aneinandergeraten war.

Verstappens Rückstand auf Sainz betrug jetzt fast eine Minute. Und mit der Wut im Bauch setzte er zu einer furiosen Aufholjagd an. In Runde 38 ging er an Lawson vorbei und lag damit schon wieder an siebter Stelle, nunmehr 2,5 Sekunden hinter Piastri im McLaren, der allerdings zu dem Zeitpunkt noch nicht gestoppt hatte. Als einziger der Topfahrer.

Piastri bog dann an die Box ab, Verstappen war jetzt Sechster, klagte über "null Grip" und hatte rund zehn Sekunden Rückstand auf Hamilton. Der seinerseits bereits vor dem Boxenstopp von Russell überholt worden war, in einem heißen teaminternen Duell, das Hamilton erst ein paar Runden vor Schluss wieder umdrehen konnte.

Das war für Verstappen dann aber Endstation seiner Aufholjagd.

War Sainz irgendwann ernsthaft in Gefahr?

Der große Profiteur des Verstappen-Norris-Duells war Leclerc, der an beiden vorbeifuhr, als Verstappen den McLaren bei Kurve 8 neben die Strecke drängte, und von da an Sainz' erster Verfolger war.

Zunächst konnte Leclerc das Tempo seines Teamkollegen noch mitgehen - eine Phase, in der Sainz' am Funk irgendwas murmelte ("Kommt schon, Jungs, hört auf darüber nachzudenken, ehrlich!") und offensichtlich nicht zufrieden war. Doch danach konnte er sich immer weiter von Leclerc absetzen und Kontrolle über das Rennen erlangen. Als Leclerc in Runde 31 an die Box kam, lag er bereits 9,2 Sekunden hinter Sainz.

Sainz wollte seinen ersten Stint dann eigentlich noch verlängern, wurde aber von seinem Renningenieur sehr bestimmt an die Box beordert, um nicht Gefahr zu laufen, im Falle eines erneuten Safety-Cars die Führung zu verlieren.

Nach dem erfolgreichen Reifenwechsel von Medium auf Hard musste der Spanier seinen hochverdienten Sieg nur noch nach Hause fahren. "Stark. Bombenstarke Vorstellung von Carlos Sainz und Ferrari", applaudiert Wurz.

Wie lief das Heimrennen von Sergio Perez?

Familie Perez scheint rund um den Heim-Grand-Prix an Realitätsverweigerung zu leiden. Papa Antonio hatte im Vorfeld des Wochenendes für Stirnrunzeln gesorgt, als er meinte, sein Sohn werde eines Tages Formel-1-Weltmeister und Präsident von Mexiko werden. Und am Rennsonntag scheint auch der Sohnemann den Blick für die Fakten verloren zu haben.

Denn der stand beim Start deutlich vor seiner Startbox und kassierte dafür folgerichtig eine Fünfsekundenstrafe. Als ihm sein Renningenieur mitteilte, dass er "under Investigation" steht, murmelte Perez nur: "Nein. Es war ein großartiger Start!" Und als er über die Strafe informiert wurde, antwortete er seinem Renningenieur: "Schaut euch das an. Ich glaube das nicht."

Dabei war die Faktenlage glasklar: "Das war nicht nur ein Quäntchen, sondern ein halber Meter. Wenn nicht sogar ein bisschen mehr", hält Wurz fest.

Spannend: Als Lawson seinen Boxenstopp absolviert hatte, kam der "Juniorbulle" unmittelbar vor Perez auf die Strecke, und die beiden kämpften jetzt um Platz 16. Ein brisantes Duell, schließlich gilt Lawson als einer der Anwärter auf den Platz bei Red Bull Racing, sollte Perez dort wirklich rausgeschmissen werden.

Zur Eskalation des Duells kam es allerdings nicht, weil Perez von Red Bull ein weiteres Mal an die Box geholt wurde. Womöglich, um ihm vor Heimpublikum wenigstens noch die Chance zu ermöglichen, die schnellste Rennrunde zu fahren. Denn im Gesamtklassement spielte Perez zu dem Zeitpunkt schon längst keine Rolle mehr.

Am Ende wurde Perez 15. Und die schnellste Rennrunde sicherte sich nicht er, sondern Leclerc. Dabei hatte zunächst Norris den Bonuspunkt inne, doch dann wurde Lawson - genau wie Daniel Ricciardo in Singapur - nochmal mit frischen Reifen rausgeschickt, als klar war, dass er ohnehin keine Punkte holen würde.

Die Racing Bulls hatten die Rechnung aber ohne Ferrari gemacht. Leclerc hatte an dritter Stelle liegend nach hinten genug Puffer, um noch einmal auf weiche Reifen zu wechseln. Und behielt den dritten Platz und holte den wichtigen Punkt für die Konstrukteurs-WM.

Warum kam nach Runde 1 das Safety-Car?

Neben Verstappen hatte sich in Mexiko offenbar auch Yuki Tsunoda mit etwas zu viel Red Bull aufgeputscht. Der Japaner versuchte am Start auf der linken Seite der Fahrbahn, mit einem späten Bremsmanöver seinen Qualifying-Crash gleich in der ersten Kurve gutzumachen. Doch das endete in einer Harakiri-Aktion, die fast schiefgehen musste.

Denn als Tsunoda an Alexander Albon (Williams) vorbeifuhr, der deutlich vor ihm bremste, hatte Albon auf der rechten Seite den Alpine von Gasly neben sich. Und für drei Autos war zu wenig Platz, sodass Tsunoda Albon über das linke Vorderrad fuhr und noch vor der ersten Kurve abflog. Albon trudelte ebenfalls aus.

Aus Sicht von Wurz war es "äußerst mutig und fast grenzwertig, dass er da so lang außen draufhält". Für Tsunoda ein weiterer Rückschlag im Kampf um eine Beförderung zu Red Bull Racing, nachdem ihm Helmut Marko schon am Samstag nach dem Qualifying kritisiert hatte.

Das Safety-Car ging auf die Strecke, damit die Streckensicherung die Wrackteile einsammeln konnte. Bis auf jenes, das sich in den Bremsen von Fernando Alonso (Aston Martin) verfing und dessen 400. Grand Prix vorzeitig beendete ...

Formel-1-Kalender 2024: Wie geht's weiter?

Mexiko war das zweite Rennen des Amerika-Tripleheaders USA/Mexiko/Brasilien. In Interlagos bei Sao Paulo wird bereits in einer Woche gefahren - mit Sprint am 2. und Grand Prix am 3. November. Anschließend stehen nur noch Las Vegas, Katar und Abu Dhabi auf dem Programm, wieder als Tripleheader, mit dem großen Saisonfinale am 8. Dezember. (Hier geht's zum kompletten Formel-1-Kalender 2024!)

Aber für hartgesottene Formel-1-Fans ist das Mexiko-Wochenende noch nicht Geschichte. Den Abschluss bildet die große Rennanalyse in der täglichen F1-Show auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, präsentiert wie gewohnt von Kevin Scheuren und Christian Nimmervoll. Beginn der Analyse ist in der Nacht von Sonntag auf Montag um 3:30 Uhr MEZ. (Kanal jetzt kostenlos abonnieren und kein neues Formel-1-Video verpassen!)


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Neu ist, dass die Rennanalyse nicht nur auf YouTube, sondern auch auf Twitch gestreamt wird. Der Twitch-Kanal Formel1de_Twitch bietet am Montagabend übrigens gleich das nächste Highlight, nämlich die neue Call-in-Show "Live bei Scheuren", in der sich Formel-1-Fans zuschalten und on Air über die Formel 1 plaudern können. Ein bisschen wie früher bei Jürgen Domian. (Jetzt kostenlos Twitch-Follower werden!)

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