• 20. Oktober 2024 · 17:02 Uhr

Strategischer Vorteil: Ist Ferrari der Favorit auf den Rennsieg in Austin?

Ferrari kann sich berechtigte Hoffnungen auf den Rennsieg beim Formel-1-Grand-Prix der USA machen: Reifenmanagement und Strategiepoker als Ass im Ärmel?

(Motorsport-Total.com) - Ferrari wird mit Carlos Sainz und Charles Leclerc aus der zweiten Startreihe in den Großen Preis der USA gehen, doch obwohl der Scuderia über drei Zehntel auf die Pole-Zeit von McLaren-Pilot Lando Norris fehlten, rechnen viele Experten mit einem Vierkampf um den Sieg in Austin. Denn Ferrari hat gleich mehrere Asse im Ärmel.

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Mit Startplatz vier hat Charles Leclerc immer noch alle Siegchancen Zoom Download

Üblicherweise performt der SF-24 im Renntrimm deutlich besser als in einer schnellen Runde im Qualifying. Zwar hat der Unfall von George Russell in den letzten Atemzügen von Q3 dafür gesorgt, dass Leclerc und Sainz keine Chance mehr auf einen Angriff auf die Pole hatten, doch selbst eine bessere Rundenzeit "hätte nicht viel geändert", meint Leclerc. "Es wäre entweder P3 oder P4 gewesen."

"Keiner von uns war in der Lage, mit den beiden Spitzenreitern zu kämpfen. Sie waren zu schnell, aber das haben wir als Team auch erwartet. Im ersten Sektor des Qualifyings gestern und heute wussten wir, dass wir im Moment ein Limit in unserem Auto haben. Und keine der Set-up-Optionen, an die wir dachten, würde dieses Problem beheben. Aber im Rennen haben wir dieses Problem viel weniger. Deshalb bin ich für das morgige Rennen etwas optimistischer."

Sprint-Daten: Keiner schont die Reifen besser als Ferrari

Und auch die Daten des Sprintrennens können Ferrari Mut machen, denn die Scuderia hatte mit großem Abstand das beste Reifenmanagement aller zehn Teams, was insofern überraschend war, da sich Leclerc und Sainz fast das komplette Rennen duellierten, was normalerweise zu Lasten der Reifen geht. Doch am Ende des Rennens war kein Team schneller als Ferrari, sodass zumindest Carlos Sainz noch Lando Norris für Platz zwei schnappen konnte.

Doch Leclerc glaubt, das McLaren und Red Bull ihre Herangehensweise geändert haben, was er anhand einer Sektorenanalyse erklärt. Ferrari war nämlich am gesamten Wochenende schwach im ersten Sektor, hatte dafür aber im dritten Sektor noch die besten Reifen. "Es sah vielleicht so aus, als hätten die anderen ihre Philosophie der Fahrzeugabstimmung ein wenig geändert", glaubt er.

"Sie fingen an, im ersten Sektor ebenso zu kämpfen wie wir, weil der Abstand in diesem speziellen Sektor nicht mehr so groß war wie [am Freitag]. Das bedeutet wahrscheinlich, dass sie morgen im Rennen auch einen Schritt nach vorne machen werden, aber warten wir es mal ab."

Sainz mahnt: Wie sieht es mit der dreifachen Spritmenge aus?

Auf die Frage, ob er den Großen Preis der USA gewinnen kann, antwortet Leclerc kurz: "Ja. Ich denke, wenn wir ein ähnliches Tempo wie [im Sprint] fahren, haben wir eine Chance zu gewinnen. Ich erwarte jedoch, dass die anderen einen Schritt nach vorne gemacht haben."

Sainz, der vor seinem Teamkollegen von Startplatz drei ins Rennen gehen wird, mahnt ebenfalls zur Vorsicht: "Was wir im letzten Teil des Sprints gesehen haben, ist vielleicht nicht dasselbe, wie wenn man mit 100 Kilogramm Sprit unterwegs ist, wie es am Sonntag sein wird. Aber wir haben eine gute Referenz. Die anderen werden aber bestimmt nicht stehen geblieben sein und haben das Graining an der Vorderachse verbessert, mit dem viele im Sprint zu kämpfen hatten. Ich denke, das Feld wird daher sehr eng beieinander liegen."

Strategievorteil: Könnte Ferrari sogar nur einen Stopp machen?

Ferrari wird im Kampf gegen Polesetter Lando Norris und WM-Leader Max Verstappen, der von Rang zwei startet, neben dem starken Reifenmanagement aber einen weiteren Vorteil haben. Denn die Scuderia hat zwei Autos an der Spitze, während Oscar Piastri und Sergio Perez im zweiten McLaren und Red Bull am gesamten Wochenende mit ihrer Pace kämpften und wohl im Spitzenkampf keine Rolle spielen werden.

Das ermöglicht Ferrari, die Strategien zu splitten. Carlos Sainz von Startplatz drei könnte aggressiv in den ersten Stint gehen, Norris und Verstappen unter Druck setzen, und einen frühen Undercut setzen. Diesen könnten Norris und Verstappen zwar präventiv abdecken, doch ein früher erster Stopp könnte bedeuten, dass man gegen Ende des Rennens anfällig gegen eine Overcutstrategie sein wird, auf die wiederum Charles Leclerc im zweiten Ferrari setzen könnte.


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Reifenlieferant Pirelli geht von einem Zweistopprennen in der Variante Medium-Hard-Medium aus, doch simuliert man die Reifenverschleißdaten des Sprints, die uns mittels unseres Technologiepartners PACETEQ zur Verfügung stehen, auf das Rennen hoch, so könnte Ferrari tatsächlich auch eine Einstoppstrategie in Erwägung ziehen.

Der neue Asphalt bietet im Vergleich zum Vorjahr mehr Grip und hat den Sprintdaten nach zu urteilen auch den Reifenabbau verringert. Allerdings ist der Reifenabbau in Sprintrennen üblicherweise nicht so hoch, da durch die geringere Rundenanzahl auch weniger Sprit in den Autos ist und daher weniger Last auf die Reifen gelegt wird.

Sainz: Plan ändert sich meist nach Kurve eins

Und auch wenn solch ein Plan plausibel klingen würde, sieht die Realität meist anders aus, wie Sainz betont: "Vieles hängt vom Start ab, von der ersten Runde, und man weiß nie, wo man landen wird", sagt er. "Man kann also nicht mit einem super klaren Plan im Kopf in ein Rennen gehen, denn normalerweise ändert sich dieser Plan nach einer Kurve aufgrund des Starts. Schauen wir also mal."

Für den Spanier ist es aber erstmal ein positives Zeichen, dass sich Ferrari überhaupt in der Lage befindet, in Austin um den Sieg kämpfen zu können. Denn normalerweise passt der Circuit of the Americas anders als die vergangenen Strecken in Singapur, Baku und Monza nicht zu den Vorlieben des SF-24. Doch nun scheint man Klarheit zu haben, dass die letzten Updates ein voller Erfolg waren.

"Die letzte normale Strecke war, sagen wir mal, eher Zandvoort oder Spa, und dort waren wir deutlich, also zwei bis vier Zehntel, von einem McLaren oder einem Mercedes entfernt", so Sainz. "Und an diesem Wochenende scheint es so, als ob wir vielleicht im Qualifying noch nicht die Pace für sie haben, aber die Realität ist, dass wir an diesem Wochenende im Kampf sind. Und das konnte ich von Zandvoort und Spa, den letzten normalen Strecken, auf denen wir waren, nicht behaupten."

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