• 19. Oktober 2024 · 04:07 Uhr

Longruns Austin: Wer hat die besten Karten für den Sprint am Samstag?

Ferrari fährt die schnellsten Longruns am Formel-1-Freitag in Austin, doch Red Bull und Mercedes stehen in der Startaufstellung vorn - Geht der Medium-Poker auf?

(Motorsport-Total.com) - Max Verstappen hat sich die Poleposition zum Sprintrennen der Formel 1 in Austin gesichert, doch konnte Red Bull Ferrari nur aufgrund der Soft-Reifen in SQ3 schlagen? Schließlich war die Scuderia in allen Sessions bis zum entscheidenden Sprintqualifyingsegment an der Spitze und wähnt sich auf dem Medium-Reifen im Vorteil. Wer geht also als Favorit in das Sprintrennen?

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Ferrari könnte für den Sprint am Samstag ein Ass im Ärmel haben Zoom Download

Die Longruns des ersten Freien Trainings sind aufgrund des straffen Zeitplans dafür wenig aussagkräftig. Beim Blick auf die Rennsimulationen mit viel Benzin ist Charles Leclerc im Ferrari bereinigt um die verschiedenen Reifemischungen der schnellste Pilot gewesen. Im Schnitt war er 0,31 Sekunden pro Runde schneller als Aston-Martin-Pilot Fernando Alonso, sein Ferrari-Teamkollege Carlos Sainz rangiert dahinter auf Platz drei (+0,36).

Die Top-3-Longrun-Piloten haben jedoch eine Sache gemeinsam. Alle fuhren auf dem harten Reifen eine Qualifyingsimulation und den Longrun im gleichen Stint, was die Vermutung zulässt, dass der Tank niemals voll gewesen sein kann und zudem der Reifenverschleiß verzerrt ist. Lando Norris (+0,4) absolvierte hingegen seinen Longrun in einem separaten Stint, doch auch der McLaren wird wohl eher nicht vollgetankt gewesen sein.

Dies kann man über die beiden Red-Bull-Piloten Max Verstappen (+3,72) und Sergio Perez (+3,03) nicht sagen, doch dafür setzten die beiden Red Bulls auf den Soft-Reifen, der historisch gesehen in Austin kein guter Rennreifen ist. Der riesige Rückstand bestätigt zudem, dass man aus den Longrun-Zeiten wohl kaum auf ein realistisches Kräfteverhältnis schließen kann.

Wer hat die Reifen am besten im Griff?

Und auch im Sprintqualifying hat sich gezeigt, dass die Teams mit den verschiedenen Reifemischungen unterschiedlich stark performen, was klare Schlüsse auf die Hackordnung erschwert. Während Ferrari auf den härteren Mischungen sehr schnell war, konnten Red Bull und Mercedes auf dem Soft im SQ3 einen Sprung nach vorne machen.

Beim Blick auf die Daten scheint Ferrari ein besseres Ergebnis wohl im ersten Sektor verloren zu haben. Ganze drei Zehntel büßten Charles Leclerc und Carlos Sainz in diesem Abschnitt auf die Spitzengruppe ein. Dafür war man das schnellste Team im letzten Sektor. Eine unterschiedliche Herangehensweise beim Aufwärmen der Reifen könnte dies erklären.

Was die Daten unseres Technologiepartners PACETEQ auf jeden Fall zeigen können, ist eine starke Verringerung des Reifenverschleißes im Vergleich zum Vorjahr, was wohl auf den neuen Asphalt auf dem Circuit of the Americas zurückzuführen ist. Im Schnitt verschlissen die Reifen in den Longruns um 0,084 Sekunden pro Runde. Im Grand Prix von 2023 betrug dieser Wert jedoch 0,102 Sekunden pro Umlauf, obwohl die Fahrer ihre Reifen im Rennen zumeist schonen, während in den Longruns üblicherweise mehr gepusht wird, um die Pirellis auf ihre Haltbarkeit zu testen.

Das Problem mit dem Medium-Reifen

Der geringere Reifenverschleiß könnte das Rennen am Sonntag somit zu einer Einstoppstrategie machen, nachdem in den letzten drei Jahren immer die Zweistoppvariante zum Sieg geführt hat. Zwar liegt das Boxenstoppdelta in Austin nur bei 20 Sekunden, doch ein weiterer Faktor könnte die Einstoppstrategie begünstigen.

Denn wie an jedem Wochenende stehen den Teams nur drei Sätze der Medium-Reifen zur Verfügung. Da der Soft-Reifen historisch gesehen keine gute Wahl ist - was sich mit dem neuen Asphalt aber ändern könnte - und bis auf Valtteri Bottas alle Piloten im ersten Freien Training einer ihrer zwei Sätze der harten Reifen benutzt haben, bleibt für eine Zweistoppstrategie am Sonntag nur die Variante Medium-Medium-Hard übrig.


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Allerdings wird der Medium wohl auch im Sprintrennen der optimale Reifen sein, sodass die Fahrer für die zwei Rennen in der Theorie alle drei Medium-Sätze bräuchten. Allerdings sieht das Reglement vor, dass im SQ1 und SQ2 des Sprint-Qualifyings der Medium-Reifen verwendet werden muss, womit nach dem Freitag bei vielen Teams von den drei verfügbaren Medium-Sätzen schon zwei gebraucht sein dürften.

Wer pokert auf den Soft-Reifen?

Um am restlichen Wochenende aber mit möglichst frischen Reifen zu fahren, könnte eine Eistoppstrategie am Sonntag in Erwägung gezogen werden oder vielleicht sogar eine Risikostrategie im Sprintrennen mit dem Soft-Reifen, um sich die besten Reifen für das Rennen am Sonntag zu sparen. McLaren-Pilot Oscar Piastri sieht mit dem neuen Asphalt einen Strategiepoker auf die Teams zukommen.

"Das macht es interessant", sagt er. "Die Tatsache, dass einige Strecken wie Spa und Monza neu asphaltiert worden, hat die Strategie ziemlich durcheinander gewirbelt. Und vor allem an einem Sprint-Wochenende muss man sich ziemlich früh entscheiden, welchen Weg man einschlagen will. Ich bin mir also sicher, dass uns das auf Trab halten wird."

Pirelli überrascht: Sprint-Pole fast zwei Sekunden schneller als 2023

Auch Reifenlieferant Pirelli bestätigt nach dem Austin-Auftakt am Freitag, dass der Medium "das Sagen haben wird", während man sich über die starke Rundenzeitverbesserung von fast zwei Sekunden gegenüber dem Vorjahr wundert, denn die Sprintpole-Zeit von Verstappen lag "rund sieben Zehntel" unter Pirellis Hochrechnung.

Pirelli-Chefingenieur Simone Berra erklärt: "Mit den gleichen Reifen wie im Vorjahr trugen neben der normalen Weiterentwicklung der Autos mehrere Faktoren zu der deutlichen Reduzierung der Rundenzeit bei: Die neu gestaltete Strecke bot mehr Grip, die Anzahl der Bodenwellen war deutlich geringer, sodass die Teams [mit dem Set-up] den Abstand zum Boden verringern konnten, und auch die Temperaturen waren kühler als im vergangenen Jahr."

"Morgen erwarten wir, dass wie 2023 der Medium-Reifen der absolute Favorit [im Sprint] sein wird. Auch am Sonntag wird der C3 der meistgenutzte Reifen sein, was erklärt, warum im heutigen Freien Training mit Ausnahme des Sauber-Duos alle Fahrer mindestens einen Satz Hards verwendeten. In einem Rennen, in dem die schnellste Strategie ein Zweistopprennen ist und der Soft offensichtlich keine Option darstellt, ist es klar, dass der Medium das Sagen haben wird."

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