Formel-1-Kräfteverhältnis 2024: Das sagen die Daten nach Singapur!
Wer hat das aktuell schnellste Auto? Wer den besten Reifenverschleiß? Wer den besten Topspeed? Wir klären die wichtigsten Fragen zur Formel-1-Saison 2024!
(Motorsport-Total.com) - Lando Norris dominiert den Großen Preis von Singapur, doch wie gut war die Pace der einzelnen Autos? Was sagen uns die Daten der Saison 2024? Wer hat den besten Topspeed? Wer den besten Reifenverschleiß und wie hoch ist er? Wie schnell sind die Teamkollegen zueinander?
Mit den Daten, die unser Technologiepartner PACETEQ zur Verfügung stellt, ist es möglich, Einblicke in die sonst verborgenen Zahlen der Formel-1-Teams zu erhalten und wir können damit alle dieser Fragen beantworten!
Rennpace: Ferrari am Ende schneller als Norris?
Den Daten nach zu Urteilen war beim Rennen in Singapur Lando Norris deutlich der schnellste Pilot im Feld. Der Brite gewann mit einem Vorsprung von 20 Sekunden auf Max Verstappen, was umgerechnet einen Vorteil von rund 0,4 Sekunden pro Runde bedeutet.
Im ersten Stint auf den Mediums war der McLaren dabei fast eine Sekunde pro Runde schneller als Red Bull, wohingegen die Pace auf den harten Reifen ziemlich ausgeglichen war. Ohne die Fehler von Norris an der Spitze hätte er das Rennen wohl mit etwa 30 Sekunden Vorsprung gewonnen.
Oscar Piastri handelte sich bei seiner Fahrt auf das Podium einen durchschnittlichen Rückstand von 0,65 Sekunden pro Runde ein, während Ferrari und Mercedes sogar eine komplette Sekunde pro Runde auf Norris fehlten. Während dies Mercedes wahre Pace zu sein schien, ist der Wert von Ferrari durch den Verkehr im ersten Stint arg verzerrt.
Vergleicht man nur die Rundenzeiten auf den harten Reifen im zweiten Stint, so war Charles Leclerc sogar leicht schneller als Norris im McLaren, doch der Ferrari-Pilot hatte zu diesem Zeitpunkt bessere Reifen, dank der Overcut-Strategie.
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Im Mittelfeld hätte hochsimuliert wohl Alexander Albon wohl die beste Rennpace gehabt, doch der Thailänder musste seinen Williams frühzeitig abstellen, hätte aber ähnlich wie Sainz einen erfolgreichen Undercut gegen das gesamte Mittelfeld fahren können. Dennoch war die Williams-Rennpace ungefähr auf Augenhöhe mit Aston Martin und Haas.
Auf eine schnelle Runde im war McLaren klar überlegen. Das hat sich im Vorsprung von 0,16 Sekunden jedoch nicht wirklich gezeigt, doch eine abgebrochene Q2-Runde von Lando Norris war zum Zeitpunkt von Kurve neun um 0,45 Sekunden schneller als seine spätere Pole-Zeit.
Reifenprobleme trotz schwacher Pace: Mercedes im Elend
Wie schon im Vorjahr fiel der Reifenverschleiß in Singapur für einen Stadtkurs relativ hoch auch. Das hohe Boxenstoppdelta von 29 Sekunden sorgte dennoch für eine klare Einstoppstrategie. Im Schnitt verschlissen die Reifen um 0,072 Sekunden pro Runde.
Beim Blick auf die Reifenverschleißdaten haben vor allem die beiden Mercedes sowie die Ferrari-Piloten arge Probleme gehabt. Die Aufholjagd von Charles Leclerc gegen Rennende hat die Pirellis arg belastet, während der hohe Abbau am Mercedes wohl für die schwache Rennpace gesorgt hat.
Lando Norris hatte seine Reifen am besten im Griff, denn gerade im ersten Stint auf den Mediums nutzte der 24-Jährige die ersten Runden, um den Reifen zu schonen, was sich später im Stint auszahlte. Bei Max Verstappen war wohl das Gegenteil der Fall. Womöglich hat der Niederländer zu Rennbeginn zu stark gepusht, um an Norris dranzubleiben, woraufhin der Reifen am Ende des Stints einging.
Im Saisonschnitt ergibt sich beim Reifenmanagement nahezu ein umgekehrtes Bild zur Vorsaison. Im Jahr 2024 ist bisher Ferrari das Team mit dem geringsten Reifenverschleiß. In den ersten 18 Saisonrennen verschlissen die Reifen am SF-24 um gerade einmal 0,073 Sekunden pro Runde.
An vorletzter Stelle ist dafür überraschenderweise Red Bull (0,09). Während man die Reifen im Qualifying noch schnell auf Temperatur bekommt, was der Leistung auf einer schnellen Runde hilft, hat man in den Rennen schon öfter Probleme gegen Ende der Stints bekommen.
Haas, das Problemkind der Vorsaison, hat ebenfalls gute Schritte nach vorne gemacht und liegt bisher im Mittelfeld bei einem Verschleiß von 0,088 Sekunden pro Runde. Zu Beginn der Saison hatte Aston Martin noch große Schwierigkeiten mit dem Reifenmanagement, doch seit einiger Zeit hat man die Gummis wieder in den Griff bekommen.
So sieht das Kräfteverhältnis über die ganze Saison aus!
Sieht man sich die Durchschnitte der ersten 18 Rennen an, dann hat Red Bull seine Stärken defintiv auf eine schnelle Runde. Im Schnitt fehlen McLaren 0,14 Sekunden im Qualifying, Ferrari als dritte Kraft sogar 0,26 Sekunden. Enger sieht es dafür im Rennen aus.
Dort ist McLaren nach dem Singapur-Wochenende der neue Spitzenreiter. Im Saisonschnitt ist der MCL38 0,01 Sekunden pro Runde vor Red Bull. Ferrari holt bei der Rennpace ebenfalls stark auf (0,18), während Mercedes nur einen kleinen Schritt nach vorne macht (0,33).
Das Mittelfeld verliert im Renntrimm dafür mehr an Boden, was das Feld auseinanderzieht. Hier dürften die weichen Reifen und der leere Tank im Qualifying helfen, Probleme zu kaschieren, die erst unter Volllast im Rennen ersichtlich werden.
Teamduelle: Wie viel schneller ist Colapinto als Sargeant?
Nach 18 Rennen haben sich bei einigen Teams klare Tendenzen abgeleitet, welcher Fahrer die Oberhand hat. Das eindeutigste Teamduell im Qualifying spielt sich bei Sauber mit Valtteri Bottas und Guanyu Zhou ab, wo der Chinese im Schnitt 0,7 Sekunden aufgebrummt bekommt.
Das klarste Teamduell im Rennen ist dafür bei Red Bull, wo Sergio Perez im Schnitt viereinhalb Zehntel pro Runde hinter Max Verstappen fällt. Zudem scheint es bei McLaren den Trend zu geben, dass Oscar Piastri bei der Rennpace weiter weg ist von Norris als bei der Performance auf eine schnelle Runde.
Ein großes Augenmerk liegt natürlich auch auf dem Teamduell bei Williams, nachdem Teamchef James Vowles Logan Sargeant durch Franco Colapinto ersetzt hat. Den ersten Erkenntnissen zufolge ist der Argentinier auch deutlich näher an Alexander Albon dran: Etwa fünf Zehntel im Qualifying und drei Zehntel im Rennen.
Welches Auto hat den besten Topspeed?
Die große Frage ist natürlich, woher der Vorteil für Red Bull kommt? Das Auto ist natürlich bestens ausbalanciert, aber auch auf den Geraden kann der RB20 seine Stärken ausspielen.
Zum einen ist der RB20 erneut aerodynamisch effizient und erzeugt weniger Luftwiderstand als die Konkurrenz, doch auch beim geöffneten DRS findet Red Bull scheinbar mehr Zeit als der Rest. Doch seit diesem Jahr ist auch der Haas auf den Geraden zu einer Rakete geworden und liegt in der Geschwindigkeitsmessung leicht vor dem RB20.
Schlusslicht ist Alpine mit einem Defizit von durchschnittlich 3,1 km/h, was wohl am PS-Defizit des Renault-Motors liegen dürfte. Ferrari ist im Vergleich zum Vorjahr etwas langsamer auf den Geraden geworden, möglicherweise zu Gunsten des Kurvengrips und des Reifenverschleißes.
Wer macht die besten Boxenstopps?
Ein wichtiges Kriterium für eine gute Rennstrategie sind natürlich auch die Boxenstopps. Im Schnitt verbringen die Ferrari-Piloten die geringste Zeit beim Reifenwechsel. Nur durchschnittlich 2,61 Sekunden stehen Charles Leclerc und Carlos Sainz beim Reifenwechsel. Lange Zeit lag in dieser Disziplin Red Bull vorne, doch seit einigen Rennen haben sich schlechtere Stopps gehäuft.
Riesige Probleme beim Reifenwechsel gibt es dafür bei Sauber. Valtteri Bottas und Guanyu Zhou stehen durchschnittlich 5,42 Sekunden beim Reifenwechsel! In Australien und Japan hat man dadurch gute Chancen auf die Punkte verspielt. Größter Pechvogel in der Boxengasse ist dabei der Finne. Bottas steht im Schnitt 5,93 Sekunden beim Reifenwechsel, doch man scheint die Probleme nun in den Griff bekommen zu haben.
Eine ausführliche Analyse der Daten des Formel-1-Wochenendes in Singapur gibt es auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de, wo Datenexperte Kevin Hermann mit den Daten von PACETEQ hochgerechnet hat, wer die Fahrerweltmeisterschaft 2024 gewinnen wird. Die Entscheidung soll jedenfalls im letzten Rennen fallen.