So lief Max Verstappens trotzige Pressekonferenz in Singapur ab!

Max Verstappen lässt Tom Clarkson und die Journalisten nach dem Qualifying in Singapur anlaufen und setzt ein bockiges Zeichen des Protests

(Motorsport-Total.com) - Der Sport gerät nach dem Qualifying zum Grand Prix von Singapur 2024 angesichts einer jetzt schon legendären Pressekonferenz völlig zur Nebensache: Weltmeister Max Verstappen qualifiziert sich im Red Bull als Zweiter, dankt seinem Team für die Unterstützung - und boykottiert danach praktisch die offizielle Fragerunde der Top-3 mit Stakkato-Antworten.

Max Verstappen hat die FIA-PK zu einem Akt des Protests genutzt

Grund: Die Strafe, die die FIA dem Niederländer für seine Ausdrucksweise in der PK am Donnerstag aufgebrummt hat. Verstappen soll Sozialstunden leisten. Die Reaktion des Red-Bull-Piloten darauf spricht Bände - frei nach dem Motto: Bevor ich etwas sage, das mir Ärger bringt, sage ich lieber gar nichts mehr!

Zu Moderator Tom Clarkson sagt der WM-Führende anfangs noch: "Das ist nichts gegen dich, ich will dich nicht verärgern." Eine Anspielung auf die Donnerstags-PK, in der Verstappen nach der Aussprache des Wortes "fucked" von Clarkson ermahnt wurde, die Teilnehmer mögen bitte auf ihre Wortwahl achten.

Wie Verstappen jede Frage von sich abprallen ließ

Es sollte noch eine von Verstappens ausführlicheren Antworten bleiben. Auf die Frage, was er über Nacht geändert habe, antwortet er: "Viel." Und auf Clarksons Bitte, ob er das ausführen könne, sagt er: "Nein. Sonst kriege ich wieder eine Strafe."

Clarkson beißt sich weiter die Zähne aus. Ob er optimistisch sei im Hinblick auf die Rennpace? "Vielleicht." Wie groß der Schritt ins Ungewisse sei, nachdem er im Training solche Probleme hatte? "Nicht bekannt." Und zur Taktik meint er: "Findet ihr morgen raus."

Die anwesenden Journalisten haben indes längst verstanden, welches Spiel der Weltmeister hier spielt - und bohren wenig später in der offenen Fragerunde mit entsprechenden Nachfragen ab.

Auf die Frage von Motorsport-Total.com, was denn passiert, wenn ihm sein trotziges Verhalten in der Quali-Pressekonferenz nun die nächste Strafe einbringen sollte, sagt der Niederländer: "Kein Kommentar."

Dann will ein Journalist wissen, wie lange Verstappen denn gedenke, in FIA-Pressekonferenzen keine Antworten mehr zu geben. Was der kontert: "Ich antworte doch! Nur eher kurz. Ich habe ein Problem mit meiner Stimme." Was natürlich nur vorgeschoben ist und sarkastisch gemeint.

Eigene "PK" außerhalb des FIA-Raums

Auf eine weitere Frage an ihn stellt Verstappen klar: "Ich würde es bevorzugen, wenn ihr diese Fragen außerhalb dieses Raumes stellt." Jetzt will ein Journalist wissen, ob er draußen dann bereit sei, gescheite Antworten zu geben. Darauf streckt Verstappen gar nur noch den Daumen in die Höhe. Sehr zur Belustigung übrigens von Lando Norris und Lewis Hamilton.

Nach der FIA-PK redete Verstappen dann mit den Journalisten

Und der Red-Bull-Star hält Wort, hält auf dem Weg von der Pressekonferenz in die TV-Interviewzone seine eigenen spontane Presserunde ab. Zuerst auf einer Treppe im Media-Center, durchs Fahrerlager laufend, wo sich die Journalisten wie ein Bienenschwarm um den Niederländer drängen.

Nun spricht der Weltmeister auch den angekündigten Klartext: "Es ist einfach ... Natürlich finde ich es lächerlich, was passiert. Also warum sollte ich dann ganze Antworten geben? Weil vielleicht kriege ich dann ..."

"Es ist offenbar sehr leicht, eine Strafe zu kassieren", so Verstappen. "Also bevorzuge ich es, nicht viel zu sagen." Süffisant sagt er: "Ich schone meine Stimme, und ich meine, die Interviews können wir auch woanders machen."

Für Verstappen ist in Bezug auf die FIA klar: "Sie wollen einen Präzedenzfall setzen, und Leute haben Verwarnungen oder eine kleine Strafe gekriegt. Jetzt bei mir wollten sie ein noch größeres Beispiel setzen, denke ich, was für mich natürlich ein bisschen seltsam ist. Denn ich habe nie irgendwen bestimmten direkt beleidigt. Ich habe etwas über mein Auto gesagt", rechtfertigt sich der Weltmeister.

Er stellt aber auch klar: "Es liegt nicht an den Kommissaren, denn ich hatte eigentlich eine wirklich gute Unterhaltung mit ihnen. Aber sie müssen sich halt auch an die Regeln halten", erklärt Verstappen. "Sie hatten ziemliches Verständnis, also für sie ist es auch schwierig."

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Offensichtlich könne man auch im 21. Jahrhundert "noch immer nicht überall" seine Emotionen ausdrücken: "Ehrlich, was ich gesagt habe, war nicht schlimm. Natürlich, wenn du damit auf jemanden abzielst, dann denke ich ist es schlimm. Natürlich können die Emotionen hochgehen, aber das wäre trotzdem nicht okay, das verstehe ich. Aber ich habe das Gefühl, wie gesagt, dass das, was mir auferlegt wurde, recht lächerlich war."

Norris und Hamilton zeigen Verständnis

Unterstützung erhält Verstappen bei dieser Einschätzung schon in der Pressekonferenz von seinen Fahrerkollegen, wenngleich WM-Rivale Lando Norris sich einen Scherz nicht verkneifen konnte: "Ich finde, er hat's verdient. Unangemessene Sprache", lachte der Brite zunächst. Dann stellte er klar: "Ich denke, es ist ziemlich unfair, und stimme da nicht zu."

Auch Lewis Hamilton findet: "Es ist ein bisschen ein Witz, um ehrlich zu sein. Das ist die Königsklasse des Motorsports, da passieren Fehler." Er würde die Strafe jedenfalls nicht absitzen, stellt der Mercedes-Fahrer klar, "und ich hoffe, Max auch nicht".

Verstappen freut sich über diese warmen Worte der Kontrahenten: "Natürlich sprechen sich manche etwas mehr aus als andere. Aber ich denke generell ist doch recht klar, was alle denken."

Übrigens: Verstappen droht für seinen trotzigen Auftritt keine weitere Sanktion seitens der FIA. Per FIA-Statuten ist er zur Anwesenheit in den Pressekonferenzen verpflichtet, ohne dabei unangemessene Wortwahl von sich zu geben. Aber wie er die Fragen beantwortet, das sei ihm überlassen, heißt es auf Anfrage von Motorsport-Total.com beim Verband.